Texterklärung
Im drittletzten Kapitel der Bibel wird vom großen Weltgericht erzählt und von den Dingen, die diesem Gericht vorausgehen: einer 1000-jährigen Friedenszeit, in der der Teufel und die Macht des Bösen keine Kraft und Macht besitzen. Zu Beginn dieser Zeit erfolgt auch die erste Auferstehung von den Toten. Es werden die auferstehen, die um ihres Glaubens willen gestorben sind, diejenigen, die nicht weltliche Mächte angebetet haben, sondern Christus allein.
Danach ist noch einmal (letzte) Kampfzeit, da der Teufel wieder losgelassen wird. Sein Plan, alle Welt zu verführen, scheitert am göttlichen Eingreifen, sodass es mit ihm ein endgültiges Ende hat. Am Ende steht dann das Gericht: Alles kommt zum Thron Gottes. Wer im Buch des Lebens steht, hat Teil an der zukünftigen Herrlichkeit Gottes, wer nicht darin steht, ist dem endgültigen Tod verfallen.
Gnadenzeit geschenkt
Die drei großen Chorfenster in der Stuttgarter Stiftskirche haben im mittleren Fenster das Leben Jesu zum Thema. Flankiert wird es durch zwei Fenster mit den Darstellungen der Johannesoffenbarung. Beim Wiederaufbau der Kirche nach den Bomben des Zweiten Weltkriegs hat man bewusst diese Motive aus der Offenbarung aufgenommen. Man wollte damit sagen: Wir haben zumindest diese Gerichtszeit überstanden, dieses selbst ernannte 1000-jährige Reich, in der das Tier aus dem Abgrund wütete. Gott hat uns Überlebenden noch einmal Gnadenzeit geschenkt, deshalb soll die ganze Ausrichtung des Lebens auf Christus als Lebensmitte gehen.
1000 Jahre sind gesetzt
Offenbarung 20 erzählt Geschichte. Sie erzählt vom 1000-jährigen Reich. Oft wurde versucht, diese Zeit
und dieses Reich genau zu bestimmen: Begann es mit den Anfängen der Kirche? Läuft es im Moment oder
stehen diese Jahre, in denen das Böse gefesselt sein wird und nicht wirken kann, noch aus? Wenn wir aktuell in die Welt schauen, ist das Böse an vielen Stellen jedenfalls so alltäglich, dass wir nicht in der Zeit des 1000-jährigen Reichs leben. Alle Versuche, die Abfolgen genau zu berechnen und Ereignissen in der Kirchengeschichte zuzuordnen, sind stets gescheitert. Darüber zu spekulieren und viel Zeit damit zu verbringen, wäre verschwendete Zeit. Offenbarung 20 erzählt uns aber von den großen Linien Gottes, an denen wir unser Leben ausrichten dürfen: Am Ende steht ein Thron, und es sitzt einer auf dem Thron und der auf dem Thron sitzt, hat die Macht über alles.
Unsere Namen sind geschrieben
Für mich das Schönste: Am Ende gibt es auch Gemeinde, Gemeinde Jesu aus allen Völkern und Nationen, aus allen Kirchen und Gemeinschaften, die sich dort versammeln. Das ist gerade für unsere Tage, wo es an so vielen Stellen so viel weniger wird, eine große Zuversicht und Zusage. Am Ende kommt es für uns darauf an, dass unsere Namen im Buch des Lebens geschrieben sind. Wer dort steht, darf sich auf das freuen, was noch kommt und was in Kapitel 21 und 22 erzählt wird, Neues und Schönes, wo Gott selbst abwischen wird alle Tränen von unseren Augen. Wenn Christus mit Beginn des 1000-jährigen Reichs wiederkommt und seine Herrschaft antritt, nehmen alle Christen, die treu waren bis in den Tod, an dieser Auferstehung teil, sind alle 1000 Jahre früher dran. Am Ende herrscht Gerechtigkeit: Diejenigen, die auf der Erde Menschen bedrängen und verführen, werden ihr gerechtes Ende in einem Feuer und Schwefelsee finden.
Keine Unterwerfung
Offenbarung 20 ist auch staatskritisch und fordert uns auf, uns nichts oder niemandem zu beugen oder zu unterwerfen, der nicht die Liebe Christi zum Maßstab des eigenen Handelns macht. Die wahre Weltherrschaft gehört einzig dem, der Himmel und Erde gemacht hat und auf dem Thron sitzt. Dorthin wird die ganze Weltgeschichte einmal versammelt werden. Welch großes Trostpotential gerade für verfolgte Christen auch heute in so vielen Ländern dieser Welt. Aus der Bibel meines Großvaters Jakob Vosseler (Altpietistische Gemeinschaft Tuningen) habe ich einen Zettel bis heute aufbewahrt, einen seiner letzten, den er kurz vor dem Tod noch aufgeschrieben hatte: Das Wort aus Lukas 10: Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Mit dieser Glaubenszuversicht kann man leben und sterben.
Fragen zum Gespräch
- Während es vor einigen Jahrzehnten sehr ruhig um das letzte Buch der Bibel geworden war, erhält es in unserer Zeit neue Bedeutung und Zuwendung. Warum ist das wohl so?
- Machen mir diese großen Bilder der Johannesoffenbarung Angst oder kann ich darin Trost und Zuversicht auch für mein ganz persönliches Leben entdecken?
- Wie kommt mein Name ins „Buch des Lebens“?
- Worauf freue ich mich im Blick auf die Zukunft am meisten?
Matthais Vosseler