Texterklärung

Jeremia bekommt erneut eine Botschaft von Gott, die sich besonders gegen die falschen Propheten und Priester richtet. Diese behaupten, im Namen Gottes Frieden und Segen für den Tempel in Jerusalem zu
verkünden, obwohl Gott Gericht angekündigt hat. Mit ihren Träumen und Botschaften führen sie das Volk
in die Irre und zum Götzendienst. Jeremia appelliert deshalb eindringlich, auf das wahre Wort Gottes zu hören und umzukehren. Von ihm geht eine kraftvolle und reinigende Wirkung aus.

Zerbrochenes Herz

Die Auseinandersetzung mit falschen Propheten ist bei Jeremia keine einmalige Herausforderung (Jer 2,8; 14,14; 28). Könige engagierten eigene Propheten, um politische Entscheidungen mit göttlichen Weissagungen zu stützen und ihre Macht zu legitimieren. Es galt die Regel: „Wessen Geld, dessen Botschaft.“ Falsche Propheten zu identifizieren, war nicht ganz einfach, denn auch sie verwendeten die Botenspruchformel: „So spricht der Herr.“ Aber der Abschnitt gibt uns Hinweise, wie wahres und falsches Wort Gottes erkennbar wird.

Unterscheidung

Falsche Propheten erzählen von ihren Träumen, verbreiten gute Laune und Stimmung. Nicht mehr der
Glaube an Gott, sondern an die Uneinnehmbarkeit des Tempels in Jerusalem wurde zum Zentrum des Gottesdienstes. Der Name Gottes gerät mehr und mehr in Vergessenheit. Denn seine Gebote und Vorstellungen, die er sich für das Zusammenleben untereinander und mit ihm ausgedacht hat, werden nicht mehr beachtet (V. 11).

Die geistlichen Führer Israels waren „ruchlos“ – nicht weniger religiös, aber „verunreinigt und verweltlicht“. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass sie und die Bürger Jerusalems dem Gericht Gottes, wie an Sodom und Gomorra, nicht mehr entkommen können (V. 14).

Sein Urteil ist unmissverständlich: Die falschen Propheten verschönern die Realität. Sie behaupten,
im Namen des Herrn Frieden zu verkünden, indem sie sagen: „Es wird kein Unheil über euch kommen“ (V. 17). Wahre Propheten hingegen verkünden oft zuerst das Gericht und dann das Heil. Dies steht im Gegensatz zu den Botschaften der falschen Propheten (Jer 44,27ff.; 23; 27-29). Schmeicheleien und positive Nachrichten lenken von der Wahrheit ab. Die Bewohner Jerusalems sollten das Schicksal Samarias und den Untergang des Nordreichs als Warnung sehen, ihre eigene Schuld erkennen und sich dieser stellen.

Denn sie leben nicht nach Gottes Wort und Geboten. Ihr Lebensstil ist geprägt von Ehebruch, Lügen und
der Unterstützung von Übeltätern, was gegen Gottes Maßstäbe verstößt. Wahrheit ist nur dort zu finden, wo Menschen wirklich verändert und nicht nur in ihrer Selbstbezogenheit bestätigt werden, auch wenn es unbequem wird (V. 22). Ein Prophet, der das Gebot Gottes von seinem Wort trennen will, nur weil es schwierig oder unbequem ist, entlarvt sich als falsch.

Göttliche Absicht

Gott macht deutlich: Er ist nicht in einem Tempel zu fassen und bekommt mit, was draußen geschieht. Der
Allwissende und Allgegenwärtige ist der Nahe, aber gleichzeitig auch der Ferne (V. 23-24). Niemand kann
sich vor Gott verstecken. Dies ist eine Warnung an die falschen Propheten, die glauben, sie könnten ihre bösen Taten vor Gott verbergen.

Es gilt, sich nicht vom nutzlosen Stroh der Träumereien, sondern vom nahrhaften Weizen des Wortes zu
ernähren. Das stellt sicher, dass man sich mehr auf das Wort Gottes als auf menschliche Ideen verlässt. Für Jeremia wird klar: Das Wort Gottes ist wie Feuer (Jer 6,11; 23,29), dass das Falsche verbrennt. Es hat die Kraft, Herzen zu verändern und Sünde zu zerstören. Trotz der Herausforderungen, die das Wort mit sich
bringt, kennt Jeremia seine Kraft und Beständigkeit, vergleichbar mit einem Hammer, der Felsen zerschmettert (V. 29). Gott zeigt sein Interesse, um seine Menschen wieder zu einer vertrauensvollen Beziehung zu führen und sie darin zu halten. Das Wort ist dabei nicht nur leere Hülse, sondern schafft Wirklichkeit. Es kommt nicht leer zurück (Jes 55,11). Das Wort Gottes, das durch Jeremias Verkündigung kommt, ermöglicht es den Menschen, Gottes Willen zu hören und zu verstehen.

Fragen zum Gespräch
  • Eine wichtige Weiterführung bietet uns im Neuen Testament 1. Korinther 2,9-10 und 2. Korinther 4,1-5. Welche Rolle kommt hier dem Geist Gottes zu?
  • Wie können wir heute sicherstellen, dass wir nicht von falschen Lehren oder „Träumen“ in die Irre geführt werden? Welche Rolle spielt dabei das Studium der Bibel und das Gebet?
  • In welchen Bereichen unseres Lebens stimmen Reden und Handeln vielleicht nicht ganz überein?

Raphael Schüttler

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