Texterklärung
Mit großer Leidenschaft kämpft Paulus in unserem Text für die Freiheit, die uns durch Jesus geschenkt ist. Eigentlich hatten es die Galater doch schon kapiert. Wieso kommt jetzt wieder der Gedanke auf, dass etwas dazugetan werden muss, um zu Gottes Familie gehören zu dürfen? In Vers 1 spricht Paulus vom Joch der Sklaverei, dem sie sich nicht wieder unterwerfen sollen. Er benutzt ein Bild aus der damaligen Kulturszene, das die Galater kennen und nachvollziehen können. Bestimmt hat er auch die 430 Jahre Gefangenschaft der Israeliten in Ägypten vor Augen.
… könnte doch so schön sein!
Jesus, dessen Name hier Programm ist, hat uns befreit! Das ist endgültig. Es gilt! Wieso fällt es nur immer wieder so schwer, diese Tatsache wirklich zu glauben? Wieso muss eisern und unbeirrt daran festgehalten werden, dass wir wirklich frei sind? Frei von Gesetzlichkeiten und Gedanken, die uns die Frage stellen lassen, was wir alles tun sollen, um bei Gott beliebt zu sein. Echte Christen besuchen regelmäßig den Gottes dienst! Echte Christen trinken und rauchen nicht! Echte Christen haben ordentliche Kleidung an! Was fällt mir hier nicht alles ein, wie sich ein wahrer Christ zu verhalten hat …
Aber wieder zurück zu unserem Brief an die Galater: Da gab es wohl die Meinung, dass nur der wirklich von Gott angenommen und geliebt ist, der sich beschneiden lässt. Ein äußeres Zeichen des Bundes zwischen Gott und seinem Volk. Seit der Befreiung durch Jesus aber ein Zeichen des alten Bundes. Was den Galatern wohl nicht ganz bewusst ist: Dieses Zeichen der Beschneidung verpflichtet und trennt. Es verpflichtet dazu, das ganze Gesetz einzuhalten. Alles! Jede noch so kleine Vorschrift! Und es trennt von Jesus. Paulus sagt das ganz unverblümt. Mit Jesus hat man dann nichts mehr zu tun. Die Gnade verliert ihren Sinn. Mehr noch – der Tod am Kreuz als Loskauf von der Gefangenschaft der Sünden verliert seinen Sinn.
Zu schön, um wahr zu sein?
Was brauchen wir aber, damit wir dieses unglaublich (ja, fast buchstäblich unglaublich!) große Geschenk der Freiheit und der uneingeschränkten Zugehörigkeit zu Gottes Familie annehmen können? Dass wir das wirklich glauben können? Dazu braucht es den Heiligen Geist. Er bewirkt, dass wir das Unglaubliche fassen können. Es zählt nur der Glaube. Und dieser Glaube wirkt sich in Liebe aus. O ja! Jetzt hab ich´s! Ich hab´s kapiert! Weil ich es wirklich glaube, dass Jesus den Weg zu Gott für mich frei gemacht hat, bin ich dabei! Wirklich? Reicht das? Nur der Glaube? Wer kennt diese Gedanken nicht? Dieses Hin und Her? Das erhebende Gefühl bei einem größeren christlichen Event etwa, bei dem begnadete Rednerinnen und begabte Musiker von der unendlichen Liebe Gottes erzählen und ich einfach weiß, dass Gott genau mich meint. Und dann kommt der Alltag mit seinen Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten. Ganz langsam versickert so alle Zuversicht, Hoffnung und Gewissheit wieder und ich werde angreifbar.
So erging es auch den Galatern. Dabei waren sie doch auf einem so guten Weg! Sie kamen auf ihrem Glaubensweg so gut voran. Und dann stellt sich jemand in den Weg, der behauptet, es bräuchte da doch noch etwas: Eine Tat, etwas, das der Mensch noch leisten muss. Paulus geht nicht genauer auf diesen Jemand ein. Wer auch immer es ist, er wird seine Strafe bekommen. Es ist sträflich, befreite Familienangehörige Gottes wieder in die Versklavung zu treiben. Aber Paulus sagt auch ganz klar, dass es nur ganz oder gar nicht geht. Ein bisschen vom alten Bund vermischt mit dem Neuen, das geht nicht. Ein bisschen Sauerteig durchsäuert den frischen Teig innerhalb kurzer Zeit.
Das neue Erkennungszeichen
Jetzt könnte man auf den Gedanken kommen, dass mir meine geschenkte Freiheit alles erlaubt. Ich könnte leben wie bisher, bin ich doch so, wie ich bin, von Gott geliebt. Nur: das geht jetzt nicht mehr, wenn mir bewusst ist, dass ich von dem großen, heiligen und unendlich liebenden Gott persönlich befreit wurde. Das kann nicht ohne Konsequenzen bleiben. Mit dem Heiligen Geist breitet sich Liebe in mir aus. Und damit ist das ganze Gesetz dann schon erfüllt: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst! Das ist das Erkennungszeichen.
Fragen zum Gespräch
- Gibt es eine Situation, eine Begebenheit, nach der ich mir ganz sicher war, dass ich wirklich befreit bin?
- Zur Liebe befreit! Was bedeutet das für mich und mein Leben?
- Wann kommen Zweifel auf? Was bringt mich von der Gewissheit ab, dass ich durch Gottes Gnade angenommen bin?
Anja Nonnenmacher, Kinder- und Jugendreferentin