Texterklärung

Jesus setzt 70 (oder 72) Jünger ein, so wie Mose 70 Älteste (s. 4Mo 11,16ff.). Jesus sendet sie als seine Boten und wie Erntehelfer vor sich her (vgl. Lk 10,1ff.). Jesus warnt die Orte, die seine Boten und ihn ablehnen: Wehe euch! Euch erwartet Gottes Strafgericht. Jesus betont: Wer seine Boten verachtet, verachtet auch ihn und letztlich seinen Vater im Himmel. Die Jünger kommen zu Jesus zurück und berichten voller Freude über ihre Erfolge und die mächtigen Taten Gottes. Jesus ermutigt sie und zeigt ihnen, dass sie noch größeren Grund zur Freude haben. Jesus jubelt und preist seinen himmlischen Vater, der kleinen und geringen Menschen Macht und Kraft gibt, seine Ernte einzubringen und sein Reich
zu bauen.

O weh Chorazin, Betsaida und Kapernaum (Vers 13-16)

Mit einem „Au weh“ bringt Jesus Schmerz und Trauer zum Ausdruck über die Orte, die ihn ablehnen.
Verbindet man diese drei Orte im Norden des Sees Genezareth, so entsteht ein Dreieck auf der Landkarte.
Es wird das evangelische Dreieck genannt und gilt als Keimzelle des Evangeliums. Dort verbrachte Jesus die meiste Zeit seines öffentlichen Auftretens, um die frohe Botschaft vom Reich Gottes mit Worten und Wundertaten zu verkündigen. Von diesen Orten sind jedoch nur Trümmerhaufen übriggeblieben.

Wie viel Zeit und Mühe haben Jesu Mitarbeitende hier in unserem Ort für das Reich Gottes investiert? Was ist daraus geworden? Wie reagieren die Boten Jesu, wenn ihre Botschaft abgelehnt wird? Hinter den Menschen, die das Evangelium predigen, steht Jesus selbst. Wer sie hört, hört Jesus. Wer sie ablehnt, lehnt Jesus ab und damit den Vater. Das letzte Urteil über sie wird Gott sprechen

Freude über geschenkte Vollmacht und noch größere Freude (Vers 17-20)

Welch eine Freude, wenn mir jemand etwas zutraut und mir Vollmacht schenkt. Wenn z. B. der Vater zum
ersten Mal dem 18-jährigen Sohn die Autoschlüssel in die Hand gibt mit den Worten: „Heute darfst du
fahren.“ Im Namen Jesu haben wir nicht nur Macht über ein PS-starkes Fahrzeug, sondern sogar Vollmacht
über die bösen Geister. Mit Jesus können wir Türen zu verschlossenen Menschen öffnen und das Böse besiegen. Im Namen Jesu haben wir Zugang zu den gewaltigen Kräften des Himmels.

Jesus weist uns darauf hin, dass es noch größere Freude gibt: Weil Gott uns mit Namen kennt und unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Gott will eine persönliche Beziehung mit dir pflegen, er hat dich lieb wie ein Vater sein Kind. Die Freude soll nicht vom Erfolg in meinem Dienst für Gott abhängen. Die wahre Freude kommt von Gott selbst. Ich freue mich, dass Jesus mich kennt, mir alle meine Sünden vergeben und mich auserwählt hat, mit ihm ewig in seinem Reich Gemeinschaft zu haben. Wenn Jesus selbst der Grund unserer Freude ist, können wir ihm auch in allen Situationen dienen.

Jesus jubelt und freut sich, dass wir ihn sehen und hören können (Vers 21-24)

Kennen Sie das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst.“? Das haben wir gerne auf langen Autofahrten
gespielt. Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist rot! Der Spaß war groß, bis die Kinder darauf kamen, was ich ausgesucht hatte. Jesus sagt zu seinen Jüngern etwas Ähnliches: „Ihr seht etwas, was andere nicht
sehen! Ihr hört etwas, was andere nicht hören können.“ Ihr seht mich! Dabei ist es bei Jesus nicht kompliziert, das Richtige zu sehen! Im Gegenteil. Jesus sagt: Die einfachen Leute erkennen das Wesentliche viel besser als die klugen Propheten und mächtigen Könige.

Das Lukasevangelium legt großen Wert darauf, dass einfache Leute das Evangelium zu hören bekommen
und begreifen. Lukas erzählt von dem jungen Mädchen Maria und dem Zimmermann Josef, die als Mutter und Pflegevater Jesu ausgewählt werden. Als Jesus geboren wird, erfahren zuerst die verachteten Hirten die frohe Botschaft von den Engeln: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ Gewöhnliche Fischer werden zu Jüngern Jesu. „Unmündige“ Frauen unterstützen ihn, werden zu seinen Nachfolgerinnen und zu ersten Zeuginnen der Auferstehung Jesu von den Toten. Das sind Menschen, die nicht zu den „oberen Zehntausend“ gehören. Gott offenbart sich uns und macht sich in Jesus so klein und niedrig, dass einfache Menschen wie du und ich ihn erkennen können.

Fragen zum Gespräch
  • Hätten wir in dem Wanderprediger Jesus den Sohn Gottes erkannt, wenn wir ihm damals vor 2000 Jahren in Israel begegnet wären?
  • Welche Taten und Wunder Gottes habe ich in meinem Leben erfahren? Hat sich meine Haltung zu Gott dadurch verändert?
Gebetsimpuls
  • Beten wir heute besonders für die Boten Jesu und Mitarbeitende im Reich Gottes, seien es Hauptamtliche oder Ehrenamtliche, und schenken wir ihnen ein Zeichen unserer Wertschätzung.

Johannes Götschke, Pfarrer
Aichhalden-Rötenberg

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