Texterklärung
Psalm 145 ist ein „Lobpreis“ (V. 1). Mit 13 verschiedenen Ausdrücken für „loben“ sprudelt das Gotteslob aus diesem Psalm Davids geradezu heraus. Gott wird gepriesen für seinen Namen, seine großen Werke,
sein mächtiges Handeln in der Geschichte und seinen wunderbaren, gerechten und gütigen Charakter. Im universalen Ziel, dass alle Menschen und Geschöpfe sich im lobenden Dank Gottes zusammenfinden, liegt der Höhepunkt des Psalms (V. 11-13).
Anfang und Ende: Gottes Namen loben (V. 1-2.21)
Die Überschrift gibt die Marschrichtung des Psalms vor: Gott herrscht als König und sein Name ist für immer und ewig zu loben. Als Klammer umfasst dieses Ziel den ganzen Psalm: Der Mensch ist für das Gotteslob gemacht wie der Fisch für das Wasser. Wenn wir Menschen Gott loben, tun wir das, wofür wir geschaffen und bestimmt wurden. An dieser Stelle geht es nicht um das Lob irgendeines fernen, abstrakten Gottes, irgendeines höheren Wesens: Es geht um das Lob des Namens des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs. Es geht um den Namen des einen Gottes, mit dem er sich Mose am Sinai offenbart hat (2Mo 3) und mit dem er Geschichte mit seinem Volk Israel schreibt.
Lob und Dank dafür, dass Gott Gott ist (V. 4-10)
David wünscht sich, dass noch die Kindeskinder Gottes Herrlichkeit und Wundertaten besingen und das
Gotteslob von Generation zu Generation weitergegeben wird. Gottes Charakter und seine großen Taten werden gerühmt. Der Abschnitt hat seinen Höhepunkt in der Gnadenformel (V. 8): Diese Worte rief Gott aus, als er sich auf dem Berg Sinai von Mose sehen ließ (2Mo 34,6). So hat Gott seinem Diener Mose einen
Einblick in sein Herz gewährt. Und so soll das Gotteslob im Psalm Einblick in Gottes Herz gewähren.
Lob für Gottes Zuwendung (V. 14-20)
Gott versorgt, gibt Halt, richtet auf, ist nahe und behütet – David dankt Gott für seine Zuwendung, die er selbst ganz praktisch im Leben erfahren hat. Gottes Zuwendung ist nicht abstrakt und diffus, sondern er hilft konkret: Er sättigt die Hungrigen und rettet den Bedrängten. Weil Gott sein Volk und seine Kinder sieht und sie hört, antwortet er ihnen in ihrer Not. David lobt Gott dafür, dass er in Beziehung zu uns Menschen steht. Er hört Gebet und handelt dementsprechend.
Jesus Christus herrscht als König
Den Höhepunkt des Psalms bildet Gottes Königtum, seine Herrschaft und sein Reich rückt in den Mittelpunkt. Spannend: Diese Begriffe werden mit Gottes „Macht“, seinen „gewaltigen Taten“ und seinem Charakter in Beziehung gebracht. Gottes Charakter, Gottes Tun und Gottes Reich hängen zusammen. Wo Gott sich zeigt, ist seine Herrschaft.
Als Christen dürfen wir mit Jesus selbst die Psalmen lesen, sie von ihm her begreifen und auf ihn hin verstehen. Jesu erster Satz in seiner öffentlichen Verkündigung lautete: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Mit Jesus ist Gottes Herrschaft angebrochen und in Jesus zeigt Gott seinen Charakter und sein Tun in vollendeter Form. Als Christen haben wir in unserer Beziehung zu Jesus und unserer Gemeinde bereits einen Vorgeschmack auf dieses Reich. Mit der Wiederkunft Jesu wird Gottes Herrschaft endgültig und für alle sichtbar anbrechen. Darauf und bis dahin dürfen wir uns schon jetzt freuen und mit Philipp Friedrich Hiller ins Gotteslob einstimmen: „Jesus Christus herrscht als König!“
Fragen zum Gespräch
- Wie lobe ich Gott am liebsten? Wie und in welchen Formen baue ich Gotteslob in meinen Alltag ein
- Für welche Zuwendungen Gottes bin ich zurzeit dankbar? Wo habe ich Gottes Hilfe und seine Großzügigkeit erlebt?
- Weshalb ist der Name Gottes so zentral? Und weshalb wird auch Jesu Name im Neuen Testament so
betont? (Tipp: Philipper 2,9-11 lesen.)
Christoph Lehmann