Was glauben eigentlich die Eltern, denen ich fast täglich auf dem Spielplatz begegne? Wer ist Jesus für sie? Und mit wem besprechen sie ihre Lebensfragen?

Die Erfahrungen aus der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zeigen, dass Menschen zunehmend schwieriger auf religiöse Fragen ansprechbar sind. Ist das tatsächlich so? Lasst uns dieses Land doch erkunden. Lasst uns versuchen, diese Menschen zu verstehen. Was für Fragen haben sie? Was treibt sie um?

Inspirierend hierfür ist für uns die biblische Geschichte der Kundschafter, die Mose ausgesandt hat. Sie sollten das Land erkunden, in dem „Milch und Honig fließt“ Mose gab den Kundschaftern einen konkreten Auftrag mit: „Seht euch das Land und die Menschen dort genau an. Findet heraus, ob sie stark oder schwach, wenig oder zahlreich sind, ob das Land gut oder schlecht ist! Achtet darauf, ob sie in offenen Siedlungen wohnen oder in befestigten Städten. Seht, ob das Land fruchtbar ist und ob es dort Wälder gibt. Fasst Mut und bringt Proben von den Früchten des Landes mit!“ (4Mo 13,18-20)

Kundschafter auf Reisen

Mose gibt den Kundschaftern keine Zeitvorgabe! Ein Sprichwort sagt: „Qualität vor Quantität.“ Scheinbar ist auch Mose die Richtigkeit der Informationen wichtiger als die Geschwindigkeit, in der die Informationen zusammengetragen werden sollen. Mose gibt den Kundschaftern klare Anweisungen, wie sie das Land und die Menschen erkunden sollen – sie sollen sie genau erforschen! Über die Zeitspanne hält Mose sich jedoch bedeckt: „Vierzig Tage lang hatten sie das Land erkundet und kehrten dann zu Mose und Aaron und der ganzen Gemeinschaft Israels nach Kadesch in die Wüste Paran zurück. Sie erstatteten ihnen Bericht und zeigten die mitgebrachten Früchte.“ (4Mo 13,25-26). Die Kundschafter kamen zurück, nachdem sie alle Informationen zusammengetragen und genug Proben gesammelt hatten. Es scheint also an dieser Stelle weniger das „Wann?“ entscheidend zu sein. Wichtiger ist, dass die Ergebnisse aussagekräftig sind.

Was macht ein Kundschafter?

Ein Kundschafter „schaut sich um“, „findet heraus“ (vgl. 4Mo 13,18), „fasst Mut und bringt Ideen mit“ (vgl. 4Mo 13,20). Die Aufgabe eines Kundschafters ist es, neue Wege zu finden, wie das Evangelium „heute und in Zukunft“ vermittelt werden kann, damit Menschen Jesus finde und gerne Teil der christlichen Gemeinschaft werden. Das Ziel eines Kundschafters ist es, Ideen hervorzubringen, wie Kirche auch in Zukunft relevant bleiben kann. Ein Kundschafter bringt kein fertiges Programm mit. Ein Kundschafter ist ein Suchender. Ein Kundschafter glänzt nicht durch Erfahrung, sondern mit Mut, den es benötigt ein neues Land auszukundschaften. Ein Kundschafter berichtet von Gesehenem, Erlebtem und Erprobtem.

Wozu ein Kundschafter bei den Apis?

Wozu braucht es diese neue Aufgabe? Haben wir nicht zurzeit genügend andere offene Baustellen, die zuerst bearbeitet werden sollten? Dieser Blick scheint richtig zu sein, wenn man sich auf die einzelnen Orte fokussiert und das große Gesamtbild außer Acht lässt.

Ein Kundschafter – konkret

Ein Wagnis? Ja! Die Apis senden einen Kundschafter aus. Wie das gehen soll? Um ehrlich zu sein, sind wir selbst mit dieser Frage etwas überfragt. Aber mit Gott an unserer Seite wagen wir, wie Mose damals diesen mutigen Schritt. Wir wissen nicht, in welchem „Land“ wir einmal landen werden und ob alles so funktioniert, wie wir uns das gedacht haben … aber wir wollen es im Vertrauen auf Gott wagen.

Referent für neue Gemeinschaftsformen

Seit Sommer 2024 bin ich als „Referent für neue Gemeinschaftsformen“ unterwegs. Ich werde die Kundschafter-Rolle einnehmen. Nach knapp zwei Jahren der Vorüberlegungen und ersten Planungsschritten gehen wir das Wagnis nun ein.

Der Auftrag

Ziel dieser Stelle ist es, Neugründungen voranzutreiben. Der Fokus soll nicht auf der Vitalisierung von bestehenden Kreisen liegen. Die Zielgruppe für die neu entstehenden Formen geistlichen Lebens sind Nichtchristen und Menschen, die sich schon lange vom Glauben abgewandt haben. Schön wäre es, wenn daraus ein Beteiligungsformat erwächst, dass Leben von Beziehungen erleichtert. Folgende inhaltliche Punkte sind uns dabei besonders wichtig: Neben dem persönlichen Gebet soll im Zentrum die Verkündigung des Wortes Gottes stehen sowie die Einladung zur Konkretion.

Umfrage

Mit einer Straßenumfrage wollten wir einen ersten Einblick bekommen, wie die religiösen Befindlichkeiten der Menschen in Württemberg sind. Ziel ist es, etwa 100 Nichtchristen für diese Umfrage zu gewinnen. Klar, es gibt zu vielen dieser Fragen bereits spezifische Studien, die all das bereits akribisch aufgeschlüsselt haben. Und doch bleiben diese Studien oft leeres Papier. In dieser Umfrage geht es darum, sich selbst auf den Weg zu begeben, selbst den Mut zu entwickeln, Menschen anzusprechen und selbst andere auf diesen Weg mitzunehmen. So starteten wir diese Umfrage gemeinsam mit Jugendkreisen
und Hauskreisen voller Aufregung und Erwartung im Juni 2024. Hier sind Auszüge aus der Umfrage:

Der Selbstversuch

So wie die Kundschafter bei Mose selbst das neue Land betreten dürfen, die Früchte ausprobieren, Mut fassen müssen, selbst Proben einsammeln und die Menschen in ihrer Umgebung kennenlernen, so werden wir als Familie als Kundschafter einen mutigen Schritt an einem neuen Ort gehen. Wohin es geht und was am Ende dabei herauskommt, ist in Jesu Händen! Wir lassen uns als „Kundschafterfamilie“ senden und sind gespannt, was wir entdecken dürfen. Ziel ist es, herauszufinden, wo „das Land fruchtbar ist“ und „Proben von den Früchten“ (4Mo 13,20) zu sammeln, um diese dann anschließend gemeinsam mit anderen für unsere Verbandsarbeit auszuwerten. Danke, wenn ihr diesen Schritt im Gebet begleitet.

Das Dream-Team

Im November haben wir ein Dream-Team-Treffen geplant. Zu diesem Treffen sind verschiedene Personengruppe eingeladen: Lehrer, Sozialarbeiter, Pfarrer und Pastoren, Synodale, Gründer, Musikschullehrer und Ehrenamtliche aus unterschiedlichen Bereichen. Was diese Personen eint? Es ist das gemeinsame Anliegen, Menschen auf neuen Wegen für Jesus zu begeistern. Gemeinsam wollen wir die Umfrage auswerten, neben dem, dass wir Wissen und Erfahrungen teilen. Zusammen wollen wir um eine Idee ringen, wie wir Menschen heute neu mit der frohen Botschaft erreichen können.

Das Kern-Team

Ausblick: Geplant ist für 2025, dass sich aus dem Dream- Team, welches sich im November 2024 trifft, ein Kern-Team herausbildet, welches dieses Anliegen des „Kundschafterdaseins“ mitträgt, voranbringt und entwickelt. Ziel dabei ist, mögliche Bausteine für Gemeinden und Gruppen zu entwickeln, die an verschiedenen Orten individuell eingesetzt werden können. Wir gehen Schritt für Schritt. Mehr dazu gibt es sicher in einer der folgenden Ausgaben des Magazins.

Perspektivo – Gnadau

Ein Highlight auf dieser Kundschafter-Reise wird sicher Perspektivo sein. Gemeinsam mit über 80 Delegierten aus dem Api-Land machen wir uns im Mai 2025 auf die Reise nach Magdeburg zur Konferenz für Neugründung. Dort werden wir viel Inspiration für unsere Arbeit bekommen und gemeinsam mutiger werden. Interesse daran? Es gibt eine Warteliste. Meldet euch gerne bei Ute Mayer (u.mayer@die-apis.de).

Komm mit!

Du willst dich selbst auf den Weg machen? Folgende Fragen können dir helfen. Die Fragen beziehen sich ausschließlich auf glaubensferne Personen. Wir freuen uns, wenn du deine Antworten mit uns teilst. Sende sie dazu einfach per Mail an: r.schmauder@die-apis.de.

  1. Durch welche Elemente entsteht eine gute christliche Gemeinschaft?
  2. Welcher Voraussetzung bedarf es, dass sich Menschen ehrenamtlich einsetzen?
  3. In / unter welchen Lebensumständen, werden Menschen religiös? (Z. B. Krankheit …)
  4. In welcher Weise verbinden Menschen ihre Religiosität / ihren Glauben auch mit der Person Jesus?
  5. In welcher Umgebung / Atmosphäre öffnen sich Menschen für religiöse Befindlichkeiten

Raphael Schmauder

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