Texterklärung

Das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte sind ein Doppelwerk und stammen beide aus der Feder
des Lukas. Jesu Himmelfahrt bildet den feierlichen Abschluss seines 1. Berichts (Lk) und den Anfang seines Berichts (Apg). Der Wendepunkt im Dienst von Jesus und ein Paukenschlag im Leben seiner Nachfolger. Jesus wird vom Vater erhöht vor ihren Augen in einer Wolke (Apg 1,9-11) als Zeichen für Gottes Gegenwart. Segnend verabschiedet sich Jesus, um jetzt durch den Heiligen Geist in, bei und mit ihnen und uns heute unterwegs zu sein.

Berührt! (Vers 36-43)

40 Tage ist Jesus seinen Jüngern nach der Auferstehung begegnet. Jetzt am Ende seiner Zeit auf dieser Erde tritt er plötzlich und unvermittelt in ihre Mitte. Er erscheint, als sie gerade „davon redeten“ (V. 36) – von ihm. Die Emmausjünger berichteten gerade voller Freude von ihrer Begegnung mit Jesus (V. 33).

Mit dem üblichen Friedensgruß steht Jesus plötzlich in ihrer Mitte: Friede sei mit euch! Es ist ein anderer Jesus und doch derselbe. Sein Wesen hat sich nicht geändert, aber seine Leiblichkeit ist nicht mehr an Raum und Zeit gebunden (Joh 20,19). Die Erscheinung Jesu löst selbst bei denen, die ihm ja teilweise schon begegnet sind, Furcht und Bestürzung aus. Diese Furcht vernebelt ihnen ihre Sinne: Sie meinen einen Geist zu sehen (Lk 24,37).

Jesus möchte, dass seine Jünger sich von seiner Identität überzeugen. Rührt mich an und schaut (V. 39b)! Erst durch die Berührung mit ihm weicht die Furcht langsam aus ihren Herzen. Jesus redet mit ihnen, er zeigt ihnen seine Hände und Füße und in Johannes 20,20 zeigt er ihnen zusätzlich seine durchstochene Seite. Interessant ist, dass durch diese Berührung ihre Furcht durch Freude und Staunen abgelöst wird, aber sie noch nicht glaubten (Lk 24,41). Jesus möchte, dass seine Jünger felsenfest von seiner leiblichen Auferstehung überzeugt sind. Er lässt sich deshalb etwas zu essen geben – gebratenen Fisch und ein Stück Wabenhonig. Mit welch einer Liebe und Geduld begegnet Jesus uns Menschen – einfach erstaunlich!

Beauftragt! (Vers 44-49)

Jesus gründet den Glauben seiner Nachfolger auf seine Worte, die sich erfüllt haben. Aber nicht (nur) seine Worte, sondern sein Leben, sein Sterben und Auferstehen stehen in Kontinuität zu dem, was Gott im
Gesetz, durch die Propheten und in den Liedern Israels, den Psalmen, bereits offenbart hat. Der Schlüssel, um diese Schriften (Altes Testament) zu verstehen, ist Jesus selbst. Er allein kann die Schriften öffnen wie kein Zweiter. Dabei bleibt Jesus aber nicht stehen, sondern mit dem Rückenwind des Alten Testaments und der persönlichen Beziehung zu ihm beauftragt er seine Jünger ganz neu: Ihr seid Zeugen hiervon (V. 48)! Es braucht Zeugen dieser guten Botschaft. Das ist bis heute unser Auftrag: Jesus bezeugen. Das können und sollen wir nicht aus uns heraus tun, sondern durch die „Kraft aus der Höhe“ (V. 49) – durch den Heiligen Geist. Die ersten Jünger haben in Jerusalem angefangen. Der Auftrag, Jesus zu bezeugen, gilt jedem Christen bis zu seiner Wiederkunft.

Gesegnet

Ein wunderschönes Abschiedsfoto. So bleibt Jesus in Erinnerung, bis seine Leute ihn wiedersehen. Segnend, mit erhobenen Händen verabschiedet sich Jesus von seinen Jüngern. Sie stehen unter der Gunst Gottes. Gemeinde Jesu besteht aus Leuten, die Gesegnete sind. Im Glauben – an Jesus gebunden – halten sie an ihm der Quelle des Segens fest (und stehen damit in guter Tradition: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“; 1Mo 32,27). Jesus bleibt der Sieger, der Segensträger, der Messias (der Gesalbte). In seiner Macht steht es zu segnen.

Wen er segnet, der ist gesegnet. Das Gegenteil gilt auch! Die Jünger haben´s erkannt. Das zeigt sich in ihrer Haltung Jesus gegenüber: Anbetend werfen sie sich vor ihm nieder! Er allein hat die Anbetung verdient. Wer vor Jesus die Knie beugt, in dem entsteht eine unbändige Freude (wörtlich: Megafreude).

Der aufgefahrene Christus ist jetzt der Christus in seinen Jüngern. Der Tempel, die Wohnstätte Gottes, ist
erfüllt mit geisterfüllten Menschen und wird zum Ort der Anbetung und zum Mittelpunkt des Wirkens Gottes. Seitdem hat eine neue Segenszeit begonnen – bis wir ihn wiedersehen.

Fragen zum Gespräch
  • Leitet mich der Friede Jesu oder die Furcht vor ihm?
  • Glaube ich an die leibliche Auferstehung Jesu von den Toten? Was bedeutet diese Tatsache für mein Leben und Sterben?
  • Lebe ich als lebendiger Zeuge des auferstandenen und aufgefahrenen Christus? Zu wem will Jesus
    mich heute, hier und jetzt, senden?
  • Genieße ich seinen Segen und erlebe ich die Freude im Heiligen Geist?

Daniel Funk, Schwäbisch Gmünd

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