Texterklärung

Seit Pfingsten begannen die Jünger zu predigen (Apg 2), weil ab hier der Heilige Geist wirkte. Darum feiern wir an Pfingsten den Geburtstag der Kirche. Stephanus wurde in Apostelgeschichte 6 als einer der sieben Diakone gewählt. Die Aufgabe der Diakone war insbesondere, die Versorgung der Witwen sicherzustellen, jedoch gehörte Wort und Tat von Anfang an zusammen.

So hat Stephanus auch gepredigt, und zwar voll Gnade und Kraft, dabei tat er Wunder und Zeichen. Nun kommt es zu Auseinandersetzungen mit Diasporajuden, die oft strenger waren als die Juden in Israel. Die Synagoge der Libertiner gibt keinen Ort an. Es handelt sich dabei um kriegsgefangene Juden, die freigelassen wurden. Von diesen Diasporajuden wird Stephanus angeklagt, hierbei wird die Macht der Demagogie deutlich. Ähnlich wie bei Jesus wird aus dem „Hosianna“ ganz schnell das „Kreuzige“.

Schließlich wird Stephanus wegen Gotteslästerung verurteilt und nach der jüdischen Todesstrafe hingerichtet, nämlich der Steinigung. Saulus, unser späterer Paulus, steht dabei. Es wird ganz nüchtern erzählt: „Sie steinigten Stephanus.“ Unglaublich beeindruckend ist, was Stephanus in seinen letzten Momenten sagt. Er ruft Jesus an, dass er seinen Geist aufnimmt und will den Peinigern vergeben. Das erinnert an die letzten Worte Jesu (vgl. Lk 22,46 und Lk 22,34).

Tat und Predigt

Stephanus ist ein gutes Beispiel, dass Diakonie und Verkündigung nicht zu trennen sind, sondern zusammengehören. Denn er, der Diakon, predigt. Es kann genauso umgekehrt sein, dass der Prediger anderen hilft. Bei uns ist oft die Diakonie professionalisiert. Jedoch ist wichtig, dass beide Aufgaben Grundaufgaben von Kirche oder Gemeinschaft sind. Wo wird bei uns Diakonie und Verkündigung gelebt?

Zeugnis

Damals wie heute entspricht die Botschaft des Evangeliums nicht dem Zeitgeist, sondern steht ihm oft diametral gegenüber, gerade wenn es um Jesus geht oder auch um ethische Themen. Stephanus bezeugt mutig seinen Glauben. Es gibt bei uns oft schwierige Themen, bekennen wir uns zu Jesus und seinem Lebensstil?

Martyrium

Gott hat Stephanus nicht vor dem Leiden bewahrt. Er hat ihn aber durchgeführt und in seinen Angriffen
gegen ihn nicht allein gelassen. Stephanus gilt als der erste Märtyrer der Kirche. Kirchenvater Tertullian (ca. 150-220 n. Chr.) prägte in seiner Schrift Apologeticum den Satz: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Tatsächlich wirkte die Haltung der Christen in ihren Prozessen und Hinrichtungen oft wie eine Art Evangelisation und gaben den anderen Christen Halt. Das gilt auch für moderne Märtyrer wie Dietrich
Bonhoeffer. Welche Märtyrer kennen wir, die unseren Glauben bereichern können? Beispiele könnten sein: Polykarp von Smyrna, Jan Hus, Dietrich Bonhoeffer und Berichte von Open Doors.

Wesensmerkmale von Kirche

In dieser Perikope kommen die Wesensmerkmale von dem vor, was Kirche ausmacht. Folgende vier Merkmale gibt es: Das Zeugnis die Lehre (martyria, was mit Martyrium zusammenhängt); geschwisterliche Liebe (Koinonia); Liebe (Diakonia) und das Lob, der Gottesdienst (Liturgia).

Alle Wesenszüge finden wir hier in unserem Bibeltext wieder. Denn der Diakon Stephanus lobt Gott mit seinem Lebenszeugnis und er zeigt Liebe sogar gegenüber seinen Mördern. Dabei bekennt er sich zu Jesus und dient ihm. Wo werden diese Wesenszüge bei mir deutlich?

Stephanus konnte wohl nur so sterben, wie er gestorben ist, weil er ein von Pfingsten geprägter Mensch war, der den Geist Jesu aufgenommen hat, sodass er auch seine Worte kennt, die er dann im eigenen Leiden wiedergeben kann.

Fragen zum Gespräch
  • Wo präge ich mir die Worte Jesu ein, dass sein Geist in mir wirkt?
  • Wo wird bei uns Diakonie und Verkündigung gelebt?
  • Wo bin ich bereit, Nachteile in Kauf zu nehmen, weil ich mich für Jesus einsetze?

Jochen Baumann, Gschwend

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