Texterklärung

Paulus schreibt den Korinthern seinen Brief in Gedanken an den Zustand der Gemeinde vor Ort. Denn
ihm ist „bekannt geworden, (…), das Streit unter euch ist.“ (1,11). Streit unter den Korinthern! Na toll! Leider ist Streit keine Seltenheit unter Christenmenschen. Zumindest habe ich noch keine Gemeinde/Gemeinschaft erlebt, wo immer alles „happy clappy Ponyhof“ abläuft. Ich glaube der Text zeigt uns deutlich, dass es damals wie heute eine Herausforderung gewesen ist und auch bleibt, besonders in theologischen Fragen die „Einheit in Christus“ zu wahren. Und darauf geht Paulus in diesem Abschnitt ein.

Was seid ihr? – Männer! Was trinkt ihr? – Milch!

Paulus macht im ersten Teil des Textes deutlich, dass er seine Predigt in zwei Zuhörerschaften aufteilt. Nicht um zu werten, sondern er zeigt sein Anliegen auf, seine Predigt seiner Zuhörerschaft anzupassen. Er macht deutlich: „Ich möchte allen alles werden“ (9,22), damit er die Menschen erreicht. Das Evangelium ist ihm zu wertvoll, als dass er an den Menschen vorbeireden möchte. Allerdings ermahnt er hier die Leser des Briefes, dass er eigentlich mehr von ihnen erwartet, als dass er ihnen die Grundbegriffe des Glaubens immer und immer wieder erklären müsste. Paulus will sie wertschätzen, aber er kann es gerade nicht. Er will ihnen „Schwarzbrot“ predigen, aber sie brauchen noch „Milch“. Paulus geht es hierbei um „Mündigkeit“. Einen Zustand des Glaubenden, der nicht danach fragt: Was der andere sagt, glaubt und tut, sondern dass er vielmehr den eigenen Kopf, das eigene Herz und seine Hände aktiviert. Es geht darum, mutig vorwärts zu glauben und danach zu leben, denn der Glaube ist persönliche Beziehung, aus der heraus der Nächste in den Fokus meines Handelns tritt. In Korinth drehten sich die Menschen wohl eher um sich selbst und machten ihre „Zugehörigkeit“ nicht an Christus fest. Und dem widerspricht Paulus ganz klar!

Die Grundlage „in Christus“!

Paulus widerspricht deutlich der Ausrichtung der Korinther. Es geht nicht darum, den Argumenten des anderen nachzufolgen, sondern es gibt nur eine Person, nach der es sich lohnt, sich ein Beispiel zu nehmen. Ich glaube, Paulus geht es nicht darum, dass wir nicht danach schauen sollen, wie der andere seinen Glauben lebt und danach handelt. Es geht ihm darum, dass wir unser persönliches Leben nach Christus ausrichten. Und da ist das Zeugnis der Mitglaubenden ja auch eine Hilfe. Und so ist es das eigene Herz, das für Christus schlägt.

Ich habe in meinem Dienstalltag Menschen erlebt, die ihr Glaubensleben nach Menschen ausgerichtet haben. Das war aber meistens kein eigener Glaube, sondern nachgeglaubte Gesetzlichkeit. Jesus hat uns aber zur Freiheit „in Christus“ befreit und die heißt es persönlich anzunehmen, zu entdecken und ebenso zu leben. Denn nur dadurch wirst du „mündig in Christus“! „Mündig sein heißt: sich unangenehmen Wahrheiten zu stellen“ und dazu möchte nicht nur Paulus, sondern auch Michael Herbst in seinem Buch „Mündig – Lebendiges Christsein voller Klarheit“ ermutigen und ich möchte dies auch an dieser Stelle tun, denn es geht nicht um die oder den anderen, der das und jenes gesagt oder getan hat. Nein! Es geht um mich und wie ich „in Christus“ unterwegs bist. Und Ja, dabei wird jedem und jeder schnell deutlich (V. 11): „Einen anderen Grund kann niemand legen, als der, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Und dazu sei ermutigt: Du stehst auf festem Grund und nun geh mutig los und stelle dich persönlich der Wahrheit gegenüber und sei von Herzen neugierig!

Fragen zum Gespräch
  • Was macht mündiges Christsein aus?
  • Wo folge ich der Meinung anderer mehr, als dass ich selbst zu einer Antwort gekommen bin?
  • Was bedeutet es für mich, „in Christus“ im Alltag unterwegs zu sein?

Danny Mitschke

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