Texterklärung

Bisher waren »die Zwölf« (vgl. Lk 9,10; 17,5; 22,14; 24,10) nur Augenzeugen der Worte und Taten von Jesus. Jetzt schickt Jesus sie selbst los – und zeichnet damit vor, was ihre Lebensbestimmung sein soll: Sie sollen in seinem Namen und in seiner Macht wirken. Noch ist diese Beauftragung etwas Einmaliges – mit klarem Anfang und Ende (Rückkehr in V. 10; Lk 22,35 schaut auf das einmalige Ereignis zurück). Doch nach Kreuz und Auferstehung wird Jesus sie generell beauftragen (Lk 24,47f.; vgl. Apg 1,8; Mt 28,18-20). Sie waren wohl gemeinsam als »die Zwölf« unterwegs, von einer Aufteilung in zwei und zwei (vgl. Lk 10,1) lesen wir nichts. Christen gehören zusammen – auch und gerade im Dienst für Jesus.

Jesus schickt in die Vertrauensschule

Die strikten Vorgaben in Sachen Proviant und Gepäck gehören zur heilsgeschichtlichen Einmaligkeit der
Sendung (wie auch in 10,1ff.) und sind keine generelle Vorgabe für Missionstätigkeit, die man wortwörtlich
erfüllen müsste. Doch die Sache ist zeitlos wichtig: Es geht ums Vertrauen, dass Gott uns versorgt. Er lässt uns nicht zu kurz kommen! Wer zuerst nach Gottes Reich trachtet (Mt 6,33), darf und muss darauf vertrauen, dass Gott sich um alles andere kümmert. Sonst trachtet er nicht zuerst nach Gottes Reich, sondern nach seiner Versorgung. Die Herausforderung bleibt: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, ist nicht geschickt für das Reich Gottes (Lk 9,62).

Jesus begabt

Es geht um die Jünger – aber vor allem geht es um Jesus. Sie sind und bleiben seine Jünger – abhängig von ihm. Nur weil er sie befähigt und begabt, können sie das Reich Gottes predigen und die Kranken heilen (V. 2). Die äußere Versorgung übernimmt Gott und auch die innere Zurüstung kommt allein von ihm – und die Vollmacht. Die Stichworte „Gewalt und Macht“ (V. 1) tauchen in umgekehrter Reihenfolge schon in Lk 4,36 auf, im Staunen der Menschen über Jesu Wirken. Es ist die Vollmacht des Gottessohnes, die dort wirksam wird, wo sie in seinem Namen unterwegs sind. Vor aller menschlichen Strategie und Planung steht, dass unser Herr uns bevollmächtigt.

Jesus gibt Rätsel auf

Der Landesfürst Herodes horcht auf. Was ihm zugetragen wird – vom Reden und Wirken von Jesus (und
auch von »den Zwölfen«?) – wirft Fragen auf. Es gibt Erklärungsversuche im Volk. Herodes weiß nicht, was er davon halten soll. Er stellt die alles entscheidende Frage: Wer aber ist dieser (V. 9)? Das ist und bleibt die zentrale Frage, an der sich bis heute für einen Menschen alles entscheidet: Wer ist Jesus? Dabei geht es nicht – wie bei Herodes – um die Befriedigung seiner Neugier oder um eine distanzierte Betrachtung. Vielmehr lautet die Frage: Wer ist Jesus für mich?

Jesus fordert heraus

Die Jünger kehren zurück von ihrem ersten Missionseinsatz. Begeistert berichten sie ihrem Herrn und Meister, was sie erlebt haben. Er geht in die Stille mit ihnen. Doch das Volk kommt ihnen nach. Jesus nimmt sich Zeit für die Menschen, spricht vom Reich Gottes und heilt. Er tut genau das, was er den Jüngern auch aufgetragen hat. Doch dann kommt noch eine Lektion in Sachen Vertrauen und Glauben für die Jünger. Man kann gerade Großartiges mit Jesus erlebt haben und doch wieder vergessen, was Jesus kann: Sie schätzen die Lage ein, schauen kurz nach den Vorräten und geben Jesus eine Empfehlung: Lass das Volk gehen. Das ist zwar sorgfältige menschliche Planung angesichts der vorhandenen Ressourcen. Doch Gottes Reich folgt ganz anderen Regeln. Jesus fordert sie noch einmal heraus: »Gebt ihr ihnen zu essen.« (V. 13). Die Vorräte der Jünger reichen nach menschlichem Ermessen hinten und vorne nicht. Unsere Möglichkeiten reichen nie, um Gottes Reich zu bauen. Wir sind und bleiben abhängig von Jesus. Ihm geben die Jünger, was sie haben, in die Hände – und empfangen es wieder von ihm. Die Jünger teilen aus. Es geht tatsächlich durch ihre Hände. Das »Gebt ihr ihnen zu Essen.« erfüllt sich tatsächlich. Doch eben in der Abhängigkeit von Jesus (vgl. Joh 15,5).

Fragen zum Gespräch
  • Was gehört für eine Mehrtagestour zu Fuß in den Rucksack?
  • Wo wird die Abhängigkeit von Jesus bei uns konkret?
  • Wie leben und praktizieren wir sie – einzeln, aber auch gemeinsam?

Andreas Streich, Pfarrer
Filderstadt-Plattenhardt

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