Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Wir besuchten für zwei Wochen einen leitenden Mitarbeiter der Erlöserkirche in Jerusalem. Damals, im Jahr 1990, war das Hiskija-Tunnel noch ein Insidertipp (Hiskija baute eine Wasserversorgung im Jahr 701 v. Chr. gegen die feindlichen Angriffe der Assyrer von der Gihon-Quelle in die Stadt hinein). Beim Einstieg folgten uns gut zwei Handvoll arabischer junger Erwachsener. Sie bedrängten uns. Und dann wurde es eng. „Du deutsch? Du gut!“ – es folgte der Hitlergruß und hässliche Vernichtungsgesten.

Als wir nicht mit einstimmten, zogen wir ihren Unmut auf uns. Wir flüchteten ins Innere des Tunnels. Heute verstehe ich, was damals passierte: Der rassistische Antisemitismus in Deutschland und der Nahostkonflikt um Israel lässt sich nicht voneinander trennen. Das war schon immer so, aber vielleicht in Bewahrung der Erinnerungen besonders 1933, 1938, 1948/49, 1967, 1994, 2007 und 2023 (jede Suchmaschine verrät, was damals geschah). Heute wird der globale Zusammenhang mit aller Brutalität
sichtbar.

Ein religiöser Dialog ohne politische Bezugnahme ist eine Sackgasse

Dr. Friedmann Eißler, Islambeauftragter unserer Landeskirche, stellte im Frühjahr vor der Württembergischen Landessynode nüchtern fest: „Hat man aus solchen Gründen über die Jahre betont, im Dialog ‚keine Politik‘ zu machen, so ist dies seit dem 7. Oktober nicht mehr möglich.“

Seit dem 7. Oktober 2023 buchstabieren wir neu, dass sowohl der Islam als auch das Judentum sehr wohl politisch zu sehen und daher auch politisch zu diskutieren ist. Im Grunde ist die ganze Geschichte Israels politisch (gr. “polis“ = Stadt). Die Verheißung Gottes war immer bezogen auf sein Volk, auf das verheißene Land und auf den Segen. Freilich gilt es, behutsam mit den Grenzlinienforderungen Israels umzugehen. Denn wir dürfen in Anspruch nehmen, dass ein politischer Dialog immer auch den religiösen Dialog braucht. Israel hat eine dynamische Geschichte mit dem lebendigen Gott. Sie endet nicht mit der Landkarte des Königreiches Davids und Salomos. Die Verheißung weitet sich in alle Welt, und beginnt doch im Zeugendienst an Israel (Apg 1,8). Das bedeutet: Christus ist die lebendige Zukunftshoffnung für das Volk Israel! Wir beten dafür, dass Israel dies erkennen kann. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den messianischen Gemeinden zu.

Der geografischen Anspruch Israels führt uns daher weit über die Tagespolitik hinaus. In der apokalyptischen Verheißung des neuen Jerusalems erkennen wir, dass die Landverheißung immer im Gottesbezug, ja im Christusbezug besteht. Im neuen Jerusalem wird es Christus sein, der regiert. Wie erstaunlich ist der Hinweis, dass gerade die Mitte des heutigen historischen Jerusalems die Kreuzigungs- und Auferstehungsstätte Jesu ist. Jesus bringt den ersehnten Frieden für das Volk Gottes. Machen wir uns
nichts vor. Es wird keine aggressive Siedlungspolitik und kein Vernichtungsszenario im Gazastreifen diesen Frieden bringen. Und doch gilt es, das politische Israel zu sehen und zu unterstützen. Was für ein Dilemma! Wir klagen die Terroraktivisten vom 7. Oktober 2023 an, wir stehen ganz zu Israel – und bekennen und bezeugen dabei den Friedefürst Jesus Christus. So segnen wir Israel und stimmen in das Friedenslied mit ein: Hevenu shalom aleichem!

Miteinander den Frieden ersehnen

Wenn ihr dieses Magazin in Händen haltet, geht gerade das Passahfest zu Ende (22.-30. April 2024). Die Juden feiern die Befreiung und Erlösung. Wir können nur erahnen, wie sie sich in diesen Tagen danach erneut sehnen! Vielleicht beten wir mit ihnen Psalm 116:

Ich will den Kelch des Heils erheben und des Herrn Namen anrufen (…)
Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem Herrn.
Ach Herr, ich bin ja dein Knecht, ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd;
du hast meine Bande zerrissen.

Psalm 116,13+15

Euer

Matthias Hanßmann,
Vorsitzender der Apis

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