Liebe Gäste und Freunde,

was für ein Privileg, helfen zu können! Vor einigen Jahren las ich das Buch „Samuel Koch – zwei Leben“. Der Autor berichtet von seinem tragischen Unfall bei „Wetten dass“ und den damit verbundenen Konsequenzen. Eine Passage ist mir bis heute in Erinnerung. Darin beschreibt er, wie traurig er darüber ist, keine Umarmungen mehr geben zu können. Durch seine fast vollständige Lähmung ist Samuel Koch auf permanente Hilfe angewiesen. Ein eigenständiges Leben ist nicht mehr möglich. Für ihn viel schlimmer ist es aber, nicht mehr geben zu können. Wie herrlich ist es zu sehen, dass er sich aber nicht aufgegeben hat und nun für Millionen von Menschen ein großes Vorbild ist. Samuel Koch fand einen anderen Weg, dennoch viel zu geben und Gottes Liebe zu bezeugen.

Wir am Schönblick sind in diesen schwierigen Zeiten in vielerlei Hinsicht auf Ihre Unterstützung angewiesen. Aber dass wir nun 49 geflüchteten Ukrainern Heimat und Schutz bieten können, macht uns sehr glücklich. Wir sind Gott dankbar, dass wir als Gast- und Heimatgeber helfen können. Was für ein Privileg!

Jan Schering
Leitung Gebäude- und Anlagenmanagement

Kirche, Seminarhaus und Heimat von Großveranstaltungen

Serhij Bolchuk leitet in der Ukraine das Zentrum „Agape“ für Menschen mit Behinderung. Mit dem Ausbruch des Krieges war ihm klar: „Wir müssen evakuieren!“ Seit Anfang März leben er und seine Frau Natascha mit inzwischen 49 anderen Ukrainern im Gästezentrum auf dem Schönblick in Schwäbisch Gmünd.

Wenn Serhij Bolchuk erzählt, dann klebt man an seinen Lippen. Oftmals kommt einem der Gedanke: Warum nur müssen Menschen, die so viel Gutes tun, so viel Leid und Schrecken ertragen? Seit 2016 betreibt Serhij im Westen der Ukraine das Behindertenzentrum AGAPE auf einem inzwischen fast vier Hektar großen Grundstück. 30 Menschen mit Behinderung haben dort ihre Heimat gefunden, werden professionell betreut und unterstützt, um ihren Alltag bewältigen zu können. Doch dann brach der Krieg aus.

„Wir sind so unendlich dankbar, dass wir auf dem Schwäbisch Gmünder Schönblick untergekommen sind“, erzählt Serhij Bolchuk. Als die ersten Bomben unweit von „Agape“ einen Militärflughafen trafen, seien die Detonation im ganzen Gebiet spürbar gewesen. „Ich nahm meine Frau an der Hand und sagte: Wir müssen hier mit allen anderen weg. Wir müssen unser Zentrum evakuieren.“

Unmittelbar nach dem Kriegsausbruch erreichte Martina Köninger von der Deutschen Evangelischen Allianz eine Anfrage, ob es die Möglichkeit gebe, zehn Behinderte und ihre Betreuer in Deutschland in Sicherheit zu bringen. Martin Scheuermann, Direktor des Schönblicks: „Ich bekam die E-Mail von Martina – wir entschieden innerhalb von Minuten, dass wir selbstverständlich die Ukrainer bei uns aufnehmen würden.“ Und so machte sich der Konvoi noch am selben Tag auf den Weg in das sichere Deutschland.

Für Serhij Bolchuk war es dennoch eine Reise ins Ungewisse. Zunächst. „Wir wussten nicht, wohin wir fahren würden. Über die Grenze, klar. Nach Deutschland. All das klang gut, aber es blieben so viele Fragen in den Gesichtern.“ Dann aber drang zu ihm durch, dass sie auf den Schönblick gebracht würden. „Es war ein Geschenk Gottes! Ich freute mich so sehr.“ Bereits viele Jahre zuvor, 2012, weilte er selbst bei einem Kongress im Schwäbisch Gmünder Gästezentrum. Und war damals bereits begeistert von der Anlage. „Schönblick? Wir dürfen auf den Schönblick. Die Nachricht war eine der schönsten, die mich je erreicht hat.“ Seit Monaten sind nun die Ukrainer hier in Sicherheit. Und für Serhij Bolchuk gab es immer und immer wieder Momente, in denen er seinen Augen und Ohren nicht traute: „Es gibt so viele Parallelen
zwischen dem Schönblick und unserem Zentrum in der Ukraine.“

Gemeinsam mit inzwischen 49 Ukrainerinnen und Ukrainern leben Serhij und seine Frau Natascha seit
Anfang März auf dem Schönblick. Mehrere Betreuer konnten damals mit der Gruppe die Ukraine verlassen, obwohl sie zunächst an der Grenze aufgehalten wurden. Inzwischen ist es Serhij gemeinsam
mit vielen anderen Unterstützern gelungen, rund 400 Behinderte aus der Ukraine in Sicherheit zu bringen.
Ralph F. Wild

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