Texterklärung

Auf der Zielgeraden seines Briefes ermutigt Paulus seine Leser dazu, die Waffenrüstung Gottes anzuziehen. Seinen Empfängern war dieses Bild verständlich. Für uns ist es erklärungsbedürftig. Es geht Paulus nicht um wagemutige Krieger, die in die Schlacht für Gott ziehen. Vielmehr wünscht sich Paulus Christen, die wissen: Ich brauche Gottes Schutz. Durch ihn bekomme ich die Gewissheit: Stark werde ich nicht durch meine, sondern durch Gottes Kraft. Darum schließt sich an das Bild der Waffenrüstung die dringliche Einladung zum anhaltenden Gebet.

Warum eigentlich eine Waffenrüstung? (Vers 10-13)

Der Grund findet sich in Vers 11. Dort ist von hinterlistigen Anschlägen des Teufels die Rede. Paulus nimmt damit eine Realität in den Blick, die uns Tag für Tag herausfordert. Obwohl Jesus durch sein Sterben und Auferstehen Sünde, Tod und Teufel die Macht genommen hat (Joh 12,31; Eph 1,21; 3,10; Hebr 2,14), versucht der Widersacher, äußerst perfide dagegen anzukämpfen. Er greift uns dort an, wo wir besonders anfällig sind: Geld, Macht, Beziehungen. Die Gier, immer mehr haben zu wollen, und das rücksichtslose Streben nach Macht und Zwietracht sind Kennzeichen teuflischer Hinterlist. Er sät auf unterschiedliche Weise Zweifel an der Güte Gottes und an der Wahrheit seines Wortes.

Damit versucht er, uns den Glauben unglaublich zu machen und aus dem Herrschaftsbereich Gottes zu ziehen. Dieses Aufbegehren beschreibt den „bösen Tag“ (Luther) oder die „schlimmen Zeiten“ (Basisbibel) in Vers 13. Bis Jesus wiederkommt und einen neuen Himmel und eine neue Erde erschafft, sind wir diesen
Angriffen ausgesetzt. Um dagegen gerüstet zu sein, stellt Paulus die geistliche Waffenrüstung als den Schutz Gottes vor (siehe auch Röm 13,12).

Der sechsfache Schutz Gottes (Vers 14-17)

Der „Gürtel der Wahrheit“ signalisiert die Bereitschaft, loslaufen zu können. Im Hintergrund steht Jesaja 11,5. Wahrheit meint die Treue Gottes, die sich in Jesus zeigt. Gott macht sein Wesen in Jesus offenbar im Evangelium als dem Wort der Wahrheit (2Kor 4,2f.; Eph 1,13). Indem wir den „Gürtel der Wahrheit“ anhaben, tragen wir das Evangelium an uns, das erlöst und frei macht.

Hinter dem „Panzer der Gerechtigkeit“ steckt Jesaja 59,17. Wie auch bei der Wahrheit wird Gottes Gerechtigkeit im Evangelium deutlich. Obwohl wir es nicht verdient haben, stehen wir im Glauben gerecht vor Gott da. Das kann uns niemand nehmen, wir gehören untrennbar zu ihm (Röm 8,38f.).

Als Christen sind wir Freudenboten, die „an den Beinen gestiefelt“ eine frohe Botschaft haben (Jes 52,7). Der beste Schutz gegen Angriffe des Teufels ist nicht die Angst vor den Angriffen, sondern die Ausrufung der Königsherrschaft Gottes und der Hoffnung für diese Welt. Ein römischer Soldat trug – im Unterschied zum Normalmenschen – einen Stiefel mit massiver Sohle. Die frohe Botschaft ist ein gutes, massives Fundament, das uns in und durch diese Welt trägt – hin zu den Menschen.

Mit dem „Schild des Glaubens“ stehen wir unter dem Schutz Gottes, von dem im Alten Testament an einigen Stellen die Rede ist (1Mo 15,1; Ps 5,13; 33,20; 18,3; 28,7). Die „Pfeile des Bösen“ können uns nichts anhaben.

Der „Helm des Heils“ schützt unseren Kopf und unsere Gedanken (Jes 59,17). Der Helm umhüllt uns mit dem Heil, das uns durch Jesus zuteilgeworden ist. Nichts soll uns davon abbringen. In 1. Thessalonicher 5,8 verbindet Paulus Panzer und Helm mit Glaube, Liebe und Hoffnung, die uns auszeichnen sollen.

Zuletzt sollen wir das „Schwert des Geistes“ nehmen. Ein Bild für das Wort Gottes, das wie ein Schwert seine Wirkung nicht verfehlt (Jes 49,2). Es ist ein vom Geist erfülltes Wort, das eine besondere Verheißung und Qualität hat: Es schafft Leben. Es macht aus Fremdlingen und Gästen Mitbürger und Hausgenossen, die auf einem festen Fundament stehen (Eph 2,19f.).

Die dringliche Einladung zum Gebet (Vers 18-20)

Allezeit sollen wir beten, so sagt es Paulus am Ende. Gebet soll unser Leben durchdringen. Es ist etwas Intensives, auch Emotionales, etwas Grundehrliches. Mein Leben und das der anderen darf und soll vor Gott zur Sprache kommen. Gebet ist unsere Ausrüstung im Alltag des Glaubens. Wir beten als Kinder des Lichts, die erfüllt sind mit dem Geist Gottes, der uns geschenkt ist. Wer sich an Gott wendet, bekommt Kraft für den Alltag. Diese Ausrichtung auf Gott hin ist der Schlüssel zu innerer und äußerer Stärke.

Fragen zum Gespräch
  • Welche Form von teuflischer Hinterlist kenne ich?
  • Wo habe ich die Stärke Gottes erlebt? Wo habe ich sie vermisst?
  • Für was oder für wen möchte ich ganz neu beten?

Johannes Kuhn, Leitung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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