Texterklärung

Mit einem Loblied in Kapitel 12 schließt der erste Teil des Jesajabuches. In der Form einer Prophetie wird
aufgezeigt, was die Gemeinde an „jenem Tag“ (2,1ff.; 10,20ff.; 11,10ff.) singen wird. Also eine Antwort Israels auf das in Kapitel 11 beschriebene tausendjährige Friedensreich des kommenden Messias, in dem die Natur zur Ruhe gekommen ist (11,6-8), die Erkenntnis des Herrn weltweit sein wird (11,9-10) und die Nation Israel in Kanaan versammelt wird (11,11-16). Das ist nicht nur für das damalige Israel ein Hoffnungsjubel, sondern auch für uns als Kinder Gottes eine großartige Perspektive.

Große Freude im Volk

Der Lobpreis spricht von der kommenden Freude des „Überrestes“ (10,20ff.: „die Übriggebliebenen“). Gejubelt und gesungen wird also dann, wenn der „Überrest“ Israels wieder in seinem Land versammelt wird (11,11-16) und Gott mit Israel und der Welt, also uns Menschen, zu seinem Ziel kommen und sein Heilswerk vollenden wird (vgl. Offb 21).

Wie im Kontext und Vers 1 erwähnt, ist die Freude auch so groß, weil sich einige vom Volk Israel wieder auf den Herrn, den Heiligen Israels, verlassen werden (vgl. 9,1ff.; 10,20ff.), weil das „drückende Joch“ genommen wurde. Jubel, weil der zürnende Gott nun der tröstende Gott ist. Trost ist ein Schlüsselwort, das Jesaja verwendet (vgl. 40,1: „Tröstet, tröstet mein Volk.“; 51,12: „Ich bin´s, der euch tröstet.“; 66,13: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“). Gott stellt sich als Tröster vor. Das erleben wir im Heiligen Geist, der uns als Tröster geschenkt ist, und dann auch endgültig, wenn Gott einmal alle Tränen abwischen wird (Offb 21,4). Wie gut zu wissen, dass Gott trotz seines Zorns ein barmherziges Herz für uns Sünder hat! Die zwei Strophen dieses Kapitels werden jeweils durch die Worte „Zu der Zeit wirst du sagen“ eingeleitet (V. 1+4).

Gott ist mein Heil … (Vers 1-3)

In den Versen 1-3 wird Gott gelobt, weil sein Zorn abgekehrt ist, Israel getröstet wurde (V. 1) und der Herr (die Quelle von) Stärke, Heil und Lied ist (vgl. Ps 27,1; 62,8; 118,14). Darum bin ich geborgen und fürchte mich nicht. Dieser Vers und auch das ganze Loblied Jesajas erinnern an das Loblied des Volkes Israels, als es Gott durchs Rote Meer hindurchführte und vor den Ägyptern rettete (2Mo 15,2). So wird Gott sein Volk und auch uns wieder an „jenem Tag“ retten.

Im Neuen Testament bekommt das „Heil“ einen Namen. In Christus Jesus (griech.-lat. Form des hebr. Jeschua: „Der Herr ist Heil, Rettung.“) ist Gott uns als Heiland, Erlöser, Befreier und Retter begegnet: Jesus Christus ist der verheißene Messias, der gesalbte König, der auf dem Thron sitzt zur Rechten Gottes (vgl. Röm 8,1.34; Offb 3,21; 4). Er hat uns am Kreuz auf Golgatha von aller Last und Schuld befreit und durch sein Blut erlöst und damit Heil und Frieden mit Gott gebracht. In Jesus, dem Heil der Welt, darf ich heute schon Gottes Liebe erleben (vgl. Joh 3,16). Daraus ergibt sich, was nun weiter ausgeführt wird:

… deswegen gehört ihm die Anbetung (Vers 4-6)

„Die Erlösten“ werden dem Herrn danken, lobsingen, ihm jauchzen und rühmen: Das ist die rechte Antwort Gott gegenüber, auch heute schon. Sie rufen einander zu, unter den Völkern bekannt zu machen, was Gott an ihnen getan hat (V. 4-5; vgl. Ps 103).

Gottes herrlicher Name (sein offenbartes Wesen) soll erhoben werden vor aller Welt, sodass die Menschen überall erkennen, dass er seine Verheißungen erfüllt. Die Menschen werden ihm für seine herrlichen Taten singen. In Vers 6 steigert sich der Jubel in Jauchzen und Rühmen, weil Israel dann in Zion, der Stätte des Thrones Gottes, wohnen wird und der Heilige Israels mitten unter ihnen sein wird (vgl. Hebr 12,22; Offb 21,3ff.: „Gott wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein.“).

Singen wir mit und beten ihn an

Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind, so wollen wir uns anstecken lassen von dem, was er getan hat und heute und morgen tun wird und dass er unser Heil und unsere Stärke ist. Wir dürfen jetzt schon singen und in das Loblied einstimmen: Ihm gebührt unsere Anbetung, da Gott schon heute durch seinen Heiligen Geist unter uns und in uns wohnt (vgl. Hes 36,27; Joh 16,13; Röm 8,9.11.15; 1Kor 3,16; 6,19; Eph 5,18).

Wir werden „mit Freuden Wasser aus den Quellen des Heils schöpfen“ (V. 3), wie in Israel am „Tag des Wassers“ im Rahmen des Laubhüttenfestes. Wir als Gottes Kinder dürfen jeden Tag bei ihm schöpfen, uns erfrischen lassen: Gott ist die Quelle des Lebens (Ps 36,10). In Jesus bietet er uns frisches lebendiges Wasser an (vgl. Joh 4,13-14; Offb 21,6; 22,1.17).

Fragen zum Gespräch
  • Wie kann ich heute und in Zukunft meinen König Jesus anbeten und ihn loben?
  • Wo muss sich mein Leben mit und vor ihm ändern?

Jochen Baral, Gemeinschaftspastor

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