Texterklärung

Mitten in der Krise der Belagerung Israels keimt Hoffnung auf: Es wird Frieden geben! Ausgerechnet aus dem kleinen, unscheinbar wirkenden Bethlehem wird einer hervorgehen, der Herr über Israel und die Welt sein wird. Besonders auffallend sind die Begriffe „Herr“ (V. 1), „weiden“ (V. 3), die auftretende „Ewigkeitsperspektive“ (V. 1) und die „Herrlichkeit“ (V. 3). Als ewiger König, der Hirte für sein Volk ist und in Herrlichkeit regiert, wird Jesus Christus mehrmals auch im Neuen Testament beschrieben (u. a. Joh 1, Joh 10).

Aus dem Unscheinbaren entsteht Großes

Für das Volk Israel war es überraschend: Nachdem Micha die Missstände angeklagt hat, wendet sich die
Perspektive. Es soll Frieden geben (V. 4), bzw. „Er wird der Friede sein.“ Die Hoffnung liegt in einer Person
begründet. Nicht in einer mächtigen Armee. Es ist der Messias, den Micha ankündigt. Der, der als Hirte (V.3) sein Volk führen, es schützen und versorgen wird. Der, der Macht haben wird und der Welt ihre Begrenztheit vor Augen führen wird (V. 4). Die feindlichen Großmächte (hier symbolisch mit „Assur“ dargestellt) werden keine Chance mehr haben – Gott wird die Oberhand behalten.

Aus christlicher Perspektive ist zu sehen: Micha prophezeit die Geburt Jesu. Und er prophezeit, dass in ihm allein der Grund des Heils liegt. Alle Sicherheiten des Landes (V. 9-13) wird es nicht mehr brauchen. Es gilt allein, das Vertrauen auf den kommenden Messias zu setzen.

„Der mächtige Hirte weidet in der Kraft seines Gottes“

Denn dieses kleine Kind, das da geboren werden soll, trägt alles in sich, was wir zum Leben brauchen. Und gut 700 Jahre später ist es soweit: Jesus Christus kommt zur Welt. In ihm wird Gottes Liebe sichtbar. Er will kein ferner Gott bleiben, er kommt mitten ins Leben der Menschen hinein. In einem kleinen Kind aus Bethlehem zeigt Gott, dass er nicht den großen Prunk und Protz braucht. Sondern er macht sich klein, arm und verletzlich.

Zeigt so, dass in jedem noch so kleinen, armen und verletzlichen Menschen etwas Besonderes steckt. In diesem Kind wird alles angelegt sein, um später die von Micha angekündigten Wunder zu tun: Kranke zu heilen und Menschen in der Not beizustehen. Dieses Kind zeigt uns, dass Gott dazu in der Lage ist, Situationen zu verändern, die aussichtslos scheinen – damals wie heute. Und so trägt dieses Kind auch bereits alles in sich, was es später fähig und bereit macht, in den Tod zu gehen, um den Menschen die Schuld zu vergeben und den Tod zu besiegen. Alles, was wir uns nur vorstellen oder auch nicht vorstellen können. Die ganze Fülle der Gottheit eben trägt dieses Kind, dieser Jesus, in sich.

Und was damals wie heute unvorstellbar scheint: Wir können Teil an dieser „Fülle der Gottheit“ bekommen. Denn er wünscht sich nichts sehnlicher, als auch in unserem, manchmal so klein und unscheinbar wirkenden Leben, Großes zu bewirken.

Er möchte auch in unserem Leben der Hirte zu sein, der uns führt, schützt und uns versorgt, so wie Micha
es schreibt. Der Glaube an Jesus gibt auch uns einen sicheren Halt und versorgt uns mit der Kraft, mit der
Hoffnung und auch mit der Liebe, die wir zum Leben brauchen.

Wie bei Micha ist das hilfreich in den Krisenzeiten des Lebens. In den persönlichen, wie auch den globalen
Krisen, steht fest: Mein Leben ist in der Hand des Hirten, der mächtiger ist als all das! Oft wünschen wir uns sein großes und mächtiges Eingreifen. Manchmal tut er aber auch das „Kleine“, aus dem dann Großes entsteht.

Fragen zum Gespräch
  • Wo wünsche ich mir das Eingreifen des mächtigen Hirten Jesus in meinem Leben?
  • Welche sogenannten „Sicherheiten“ in meinem Leben hindern mich, mein Vertrauen voll auf Gott zu setzen (vgl. V. 9-13)? Wo will ich mutiger werden und manche Dinge „loslassen“?
  • Micha richtet den Blick auf das unscheinbare Bethlehem. Wie gelingt es uns, die kleinen, unscheinbar
    wirkenden Dinge neu wahrzunehmen? Was sind „kleine“ Schritte, die ich tun kann?
  • Wie kann ich in anderen Menschen das Besondere, das Gott hineingelegt hat, entdecken und es ihnen zeigen?
  • Israel wird als „Tau“ beschrieben. Tau ist Symbol für „Segen“: Man sieht nicht, wie er entsteht, aber oft war er die einzige Feuchtigkeitsquelle im Land. Gottes Wirken hat durch alle, die zu ihm gehören, gewinnbringende Auswirkungen für andere. Für welche Personen möchte ich wieder neu zum „Tau“ und zum Segen werden?

Philipp Kuttler, Pfarrer

Die Viertel-Schtond zu Micha 5,1-14 mit Cornelius Haefele und Matthias Hanßmann.
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