Texterklärung

Zehn Männer mit einer Hautkrankheit (Aussatz/Lepra). Sie durften sich, bis auf Jerusalem und zehn weitere Städte, in Dörfern aufhalten, mussten sich aber lautstark erkenntlich machen, um niemanden anzustecken. Ihre Krankheit galt als „kultisch unrein“ und wurde als Strafe Gottes angesehen. Sie wurden aus der Gottesgemeinschaft ausgeschlossen und durften an keinerlei Gottesdiensten teilnehmen. Und noch etwas: Diese Gruppe von Männern bestand aus neun Juden und einem Samaritaner. Eine Krankheit, die über Grenzen hinweg verbunden hat.

Begegnung mit Jesus

Diese Zehn begegneten nun Jesus auf seinem Weg. Sein Weg, Mission und Ziel waren klar: Vor ihm die
Passion, das Kreuz und der Weg zum himmlischen Vater. Auf diesem Weg begegnete Jesus unterschiedlichen Menschen und Situationen mit dem Ziel, sie heil und frei zu machen, sie auf seinen Weg einzuladen und mitzugehen. Schon von weitem erkannten die Zehn Jesus und riefen um Hilfe. Was haben sie schon alles von Jesus gehört. Sie wussten, was er tun könnte. Jesus blieb stehen, hielt Abstand. Er ging weder zu ihnen hin, noch legte er ihnen heilende Hände auf. Er rief ihnen nur zu: Sie sollen sich dem Priester zeigen! Warum? Nun, die Priesterschaft am Tempel hatte verschiedene Abteilungen, u. a. das Gesundheitsamt. Ein Kranker musste dort erscheinen, sich beim Priester krank- bzw. gesundschreiben
lassen. Der Priester war „der“ Mittler, der nach dem Gesetz einen Menschen sozial und kultisch in die Gottesgemeinschaft aus- bzw. eingliederte. Es fällt auch auf, dass Jesus von den „Priestern“ in der Mehrzahl redete. Das würde bedeuten: Die neun jüdischen Männer mussten zum Jerusalemer Tempel, der Samaritaner aber nach Garazim. Denn die Samaritaner hatten ihre eigenen Tempel und eigene Priester.

Heilung mit Auswirkung

Der Befehl Jesu, sich den Priestern zu zeigen, brachte sie in Bewegung. Sie machten sich auf den Weg. Sein
Wort weckte Hoffnung. Ein Weg des Vertrauens, Glaubens und Erwartens. Und dann geschah es unterwegs, so ganz nebenbei: „Heilung to go“. Im Gehen wurden sie gesund. Das zeigt doch auch mir, nicht erst abzuwarten, bis Gott eingreift, sondern loszugehen, weil und damit Gott eingreift, oder nicht?! Alle wurden gesund. Doch was machte diese Heilung mit ihnen? Es ist nur von einem die Rede. Nur einer lobte Gott! Nur einer kehrte um! Nur einer bedankte sich persönlich bei Jesus! Das Wirken Gottes sollte doch ins Loben, zur Umkehr, in die Begegnung und Gemeinschaft mit Jesus und in die Dankbarkeit führen!

Jesus, der wahre Priester

Der Samaritaner geht nicht zum Tempel. Er zeigt sich keinem Priester. Er kehrt um und zeigt sich Jesus. Hier wird etwas Grundlegendes deutlich: Jesus ist nämlich der wahre Priester. Jesus ist es, der rein, gesund und heil macht. Jesus allein verbindet in die Gemeinschaft mit Gott. Er ist der wahre Priester und Mittler, der in die Gottesgemeinschaft hineinstellt. Ausgerechnet ein Samaritaner, ein Nichtjude erkannte das! Damit zeigt sich etwas Grundlegendes: Der Weg Jesu geht nicht nur zu den Juden, sondern zu allen Menschen. Jesus macht den Weg in die Gemeinschaft mit Gott allen Menschen zugänglich. Hier wird gleichsam die Öffnung der Heidenmission aufgezeigt.

Adam, wo bist du?

Die anderen neun kamen nicht zu Jesus zurück. So fragte Jesus den Samaritaner: „Wo sind aber die neun?“
(V. 17b). Jesus greift hiermit die Frage auf, die aus der Urgeschichte bekannt ist „Adam, wo bist du?“ (1Mo 3,9). Immer wieder geht es um die Ur-Sehnsucht und Grundfrage Gottes an uns Menschen. Gott sucht uns. Und das tut er durch Jesus bis auf den heutigen Tag.

Steh auf!

Die Geschichte ist gerahmt von einem „Geh-Befehl“ Jesu. Zuerst zum Priester gehen, und am Ende: Steh auf, geh hin! (V. 19). Der Samaritaner ist nicht nur körperlich gesund, sondern ein neuer Mensch geworden. Und als solcher wird er von Jesus in den Alltag gesendet. Ein Leben in und aus der Beziehung mit Jesus, und ein Leben mit einer dankbaren Haltung.

Fragen zum Gespräch
  • An welcher Stelle sollte ich nicht abwarten, sondern losgehen, damit Jesus eingreift? Und an welcher
    Stelle fordert mich Jesus heraus „Steh auf und geh!“?
  • Gibt es Menschen in meiner Gemeinde, meiner Gemeinschaft, die ich ausschließe?
  • Vergiss nicht zu danken! Eine regelmäßige Übung kann sein: Bevor ich am Abend ins Bett gehe, nochmal auf den Tag zurückzublicken, innezuhalten und jeweils drei Dinge festzuhalten, für die ich mich persönlich bei Jesus bedanke.

Johannes Börnert, Gemeinschaftspastor

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