Beharrlich beten – demütig wie Sünder mit Gott reden!

Jesus zeigt, wie er die Seinen bei seiner Wiederkunft vorfinden möchte: als Leute, die durch ihr dringliches
Beten unablässig die Verbindung mit Gott suchen. Sie sind die „Auserwählten“, die er zu seiner Königsherrschaft berufen hat und die nun auf ihr „Recht“, ihre Erlösung, warten. Gerade im Blick auf die Vollendung seines Reiches gilt ihnen, im Beten nicht müde zu werden. Und das Schönste: Gott rechtfertigt jeden reuigen Sünder. Wer Jesus glaubt, dem „Menschensohn“ (V. 8), wird nicht enttäuscht.

Er wird ihnen Recht schaffen

Das verspricht Jesus denen, die mit ihrem Beten Gott bedrängen. Eine Witwe ist in der Regel ein Beispiel für Menschen, die Hilfe benötigen. Jesus malt sie uns als Vorbild für beharrliches Beten vor Augen. Dabei scheut er sich nicht, einen Juristen zu schildern, der weder den Zorn noch die Rache der Menschen fürchtet. Der Richter wird als gottlos beschrieben. Ihm stellt Jesus den gerechten Gott gegenüber. Weil die Witwe immer und immer wieder (so V. 3) mit ihrem Anliegen kommt, erhört sie dieser Richter (V. 5). Wie viel mehr wird der gerechte Gott zu seiner Zeit Erhörung schenken: die Wiederkunft Jesu und das Sichtbarwerden seines Reiches! Dies ist die Schlussfolgerung Jesu für die Jünger (V. 7). Solches beharrliche Vertrauen sucht er bei den „Auserwählten“. Gewiss auch bei uns.

Es ist sicher die Frage nach Gottes Zeitpunkt der Erhörung, die Glaubende in Anfechtung bringt. Das Warten auf Jesu Wiederkunft scheint viel zu lange zu sein. Der Widersacher Gottes setzt alles daran, den beharrlichen Glauben der Nachfolger Jesu zum Wanken zu bringen. Wir beobachten, dass wir – unsere Gemeinden, Gemeinschaften und Hauskreise – leicht verzagen: Was kommt bei aller Arbeit im Reich Gottes heraus? Es scheint, als blieben die Gebete ohne Erhörung. Jesus setzt dagegen ganz schlicht: Gott wird Recht schaffen. Er wird die Gebete derer erhören, die um das Kommen seines Reiches beten. Gott wird zum Wohl seiner Gemeinde eingreifen! Leben wir in dieser Gewissheit und Erwartung?

Was bei Jesus zählt

Ein weiteres Gleichnis gibt Antwort. Da geht es um zwei Menschen, die Gruppen der damaligen Zeit verkörpern. Wir verbinden mit den beiden völlig andere Inhalte als die ersten Hörer dieser Erzählung. Pharisäer hielten mit großer Sorgfalt das Gesetz Gottes ein. Sie waren für viele ein echtes Vorbild durch ihren freiwilligen Verzicht und ließen sich ihren Glauben viel kosten. Zöllner dagegen waren im Tempel und unter Frommen ganz und gar nicht zu Hause. Wegen des Kontaktes zu Heiden und als notorische Betrüger wurden sie für unrein angesehen und damit vom gemeinsamen Gottesdienst ausgeschlossen. Dieser Zöllner geht trotzdem in den Tempel, dem Ort, wo Gottes Gegenwart zugesagt war. Er bleibt dort aber auf Distanz und bittet mit Worten aus Psalm 51 um Vergebung.

Bei dem Pharisäer fehlt das Danken, obwohl er zu danken scheint; er redet eigentlich nur zu sich selbst.
Dabei denkt er an die anderen nur hochmütig und verurteilt sogar den Mann, der mit ihm zusammen ins Gotteshaus geht. Er prahlt mit dem, was er zu haben scheint und zu tun pflegt. Darum geht er genauso wieder nach Hause, wie er gekommen ist. Der Zöllner betet nicht mit aufgehobenen Händen und offenem Blick (wie es Sitte war). Er sieht auch die anderen Menschen gar nicht, weil er nur an seine Schuld denkt. Aber er betet wirklich. Gott steht dabei an erster Stelle, er selbst als Sünder an letzter, die Gnade in der Mitte. Darum erlebt er auch den Frieden Gottes. Alle Selbsterhöhung zerschlägt Gott, aber demütige Menschen zieht er zu sich. – Was könnte das heute für mich bedeuten?

Allein seine Gnade genügt

Der Zöllner schlägt sich als Zeichen seines großen innerlichen Schmerzes auf die Brust und fleht: „Gott,
sei mir Sünder gnädig!“ (V. 13). Dieses Gebet ist frei von Egoismus. Er vergleicht sich nicht mit anderen und ist sich vollkommen bewusst, dass die Wegnahme seiner Schuld das Eingreifen eines gnädigen und versöhnenden Gottes nötig macht. Jesus urteilt: Einer ging von seiner Schuld befreit nach Hause, d. h. als von Gott gerecht gesprochen. Es ist nicht derjenige, der dachte, dass er es wäre (V. 14). Hier macht der Herr klar, dass ewiges Leben etwas ist, das sich nicht durch eigene Leistung in Besitz nehmen lässt. Es ist ganz Gottes Geschenk. Es wird uns durch Jesu Sterben am Kreuz und in seiner Auferweckung von den Toten von Gott ermöglicht. Seine Gnade ist genug.

Fragen zum Gespräch
  • Wie sieht es mit unserem bzw. meinem „beharrlichen“ Gebet aus?
  • Worin besteht der Unterschied zwischen Pharisäer und Zöllner (V. 11-13)?

Manfred Pfänder, Gemeinschaftspastor

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