Texterklärung

Sendschreiben an Pergamon: Pergamon ist einerseits bekannt durch seinen Altar (s. Pergamonmuseum in
Berlin) und andererseits durch das „Pergament“: Die Bewohner von Pergamon kamen als erste auf die Idee, Texte auf Papierhäute zu schreiben. Das „scharfe, zweischneidige Schwert“ bezieht sich auf die Vision in Offenbarung 1,16. Es ist ein Symbol für Jesus als Richter, der gegen die Irrlehrer in der Gemeinde vorgeht.

Sendschreiben an Thyatira: Die Augen wie Feuerflammen und die Füße wie Golderz beziehen sich ebenfalls auf die Vision am Anfang des Buches (Offb 1,14.15). Darin ist ein Hinweis auf die vernichtende Gewalt zu sehen, mit der Christus den Zerstörern seiner Gemeinde begegnet. Die Gemeinde duldete eine Frau in ihren Reihen, die hier mit „Isebel“ bezeichnet wird. Mit diesem Namen ist die Erinnerung an die Frau des Königs Ahab (1Kö 16,31) verbunden. Sie förderte den Baalskult und seine falschen Propheten. In Thyatira geht es um die Reinhaltung der Gemeinde. Christus wacht darüber! Mit dem Zitat aus Psalm 2,9 in Offenbarung 2,26ff. wird den Christen, die ihrem Herrn treu bleiben, zugesagt, dass sie Anteil erhalten werden an seiner zukünftigen Herrschaft. Der Morgenstern wurde in der Antike für die Göttin Venus gehalten. Wenn Jesus hier mit dem Morgenstern (vgl. Offb 22,16) identifiziert wird, heißt das, dass die Gemeinde mit Christus leben und herrschen wird.

Bedroht durch falsche Lehren

Die Gemeinden hatten mit Widersachern von innen und außen zu kämpfen: Pergamon war ein universales religiöses Zentrum mit einem gewaltigen Altar und außerdem einem mächtigen Heiligtum, das Scharen von heilungssuchenden Kranken anzog. Die christliche Gemeinde stand außerhalb der Gesellschaft, sie wurde diskriminiert und angefeindet.

Die größte Gefahr drohte der Gemeinde von innen durch die „Nikolaiten“. Diese Verführer und Irrlehrer beriefen sich fälschlicherweise auf den Diakon Nikolaus, der seine Frau angeblich zur Promiskuität aufgefordert habe, was jedoch nach dem Kirchenvater Clemens von Alexandrien nicht der Wahrheit entsprach. Die Nikolaiten wurden mit sexuellem Fehlverhalten in Verbindung gebracht. Nur pneumatische Erkenntnis war für sie relevant für das Heil. Körper und äußerliches Verhalten spielte für sie keine Rolle.

Welche falschen Lehren bedrohen uns heute? Wenn Jesus nicht mehr als Sohn Gottes und Erlöser gesehen wird, sondern nur noch als Wohltäter und Gutmensch. Die Verschwörungsmythen, die in der Coronapandemie verstärkt verbreitet wurden, finden auch in Gemeinden und Gemeinschaften Anhänger. Eine weitere Bedrohung von innen ist das schlechte Reden über andere, alles negativ zu sehen und nicht mehr wahrzunehmen, was gut läuft, wo sich Gottes Wirken heute zeigt. Wir sind konfrontiert mit einem Vertrauensverlust im Hinblick auf den Herrn der Kirche und seine Kraft, seine Möglichkeiten.

Jesus sieht unser schwieriges Umfeld

Wenn Jesus zur Gemeinde in Pergamon sagt: „Ich weiß, wo du wohnst“ – dann erkennt er an, in welch schwierigem Umfeld und unter welch schwierigen Bedingungen die Gemeinde leben muss. Das ist ein Hinweis für uns: Jesus sieht die Bedingungen, unter denen wir als Gemeinden und Gemeinschaften heute leiden. Er sieht die Anhäufung an Krisen, die uns zusetzt. Er sieht, wo es uns schwerfällt, unser Christsein zu leben. Wie er damals die Gemeinden zum Durchhalten ermutigt hat (Offb 2,26), so sucht er unsere Treue, dass wir uns zu ihm bekennen.

Jesus nimmt wahr, was gut läuft

Es gibt viel Positives in den Gemeinden und Gemeinschaften, wie damals auch. In Pergamon war es das Festhalten am Namen des Herrn, in Thyatira die Liebe, der Glaube, der Dienst und die Geduld. Die Sendschreiben können uns dazu ermutigen, auf das zu sehen, was gut läuft bei uns, wahrzunehmen, wo der Herr heute unter uns wirkt. Angesichts der Krisen, die sich in letzter Zeit häufen und zuspitzen, ist es so hilfreich, den Morgenstern (Offb 2,28; 22,16) nicht aus den Augen zu verlieren, der über allem Dunklen in unserer Welt aufstrahlt!

Fragen zum Gespräch
  • Es kann befreiend wirken, einmal den Blick auf das zu richten, was gut läuft in unseren Gemeinden und Gemeinschaften. Wo nehmen wir bei uns das Wirken unseres Herrn wahr?
  • Was bedroht uns als Gemeinden und Gemeinschaften heute, einerseits von außen und andererseits von innen? Wo haben sich unter uns falsche Lehren verbreitet?
  • Wie schaffen wir es, im alltäglichen Getriebenwerden auf Christus als unseren Morgenstern zu sehen, der über allem aufleuchtet, was unser Leben verdunkelt?

Markus Hägele, Pfarrer

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