Texterklärung

Die beiden Sendschreiben könnten nicht unterschiedlicher ausfallen. Die Gemeinde in Sardes wird nur getadelt, Philadelphia nur gelobt. Was den Aufbau der Sendschreiben betrifft, sei auf die vorhergehenden
Texterklärungen verwiesen! Außerdem muss bedacht werden, dass die einzelnen Briefe an die sieben Gemeinden zwar in deren Situation hineingeschrieben worden sind, diese aber stellvertretend für alle (nachfolgenden) Gemeinden in ihrer Gesamtheit stehen.

Vita

Die Stadt Sardes hat eine ruhmreiche Vergangenheit. Sie war lange Hauptstadt des Königreiches Lydien, dessen sagenumwobener letzter König Krösus für seinen Wohlstand berühmt war. Sie war wohlhabend und bekannt für die Produktion und Färbung von Textilien. Die Stadt Philadelphia dagegen war klein und unbedeutend, wie wohl auch deren christliche Gemeinde. Vielleicht lag das daran, weil sich die Stadt in einem Erdbebengebiet befand. Ähnlich wie die Gemeinde in Smyrna (Kap 2,8ff.) gab es Probleme mit dem etablierten Judentum.

Namenschristen

„Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot“ (V. 1). Der Lack ist ab. Die Gemeinde ist geistlich tot. Alles ist nur noch Schein. Das Urteil muss hart ausfallen: „… ich habe deine Werke nicht als vollkommen befunden vor meinem Gott“ (V. 2). „Lebendig ist eine Gemeinde nur dann, wenn sie sich vom Leben Jesu Christi bewegen lässt, indem sie das empfangene Heil im konkreten Lebensvollzug bewährt.“ (Jürgen Roloff)

Wie kann eine Gemeinde(leitung) gegensteuern? Johannes benennt fünf Aufforderungen:

  • Wache auf! Also blicke der Realität ins Auge! Hör auf, dir etwas vorzumachen!
  • Stärke die Resignierten! Es gibt diejenigen, die die geistliche Situation längst durchschaut haben. Die Unzufriedenen, die etwas ändern wollten, aber gebremst wurden. Die, die aus Tradition geblieben sind, sich aber längst von der Gemeinde innerlich verabschiedet haben.
  • Erinnere dich! Es hat doch alles so gut angefangen. Damals, als Menschen zum Glauben gekommen sind und Jesus nachgefolgt sind. Als alle noch voll Enthusiasmus (wörtlich heißt das: „von Gott begeistert sein“) waren und Jesus im Leben verherrlichen wollten.
  • Halte es fest (wörtlich steht hier: „bewahre“)! Bleib dran an Jesus, am Evangelium und am Auftrag, sein Wort zu verkündigen!
  • Tue Buße! Kehre um und bereue! Bei Gott und durch Jesus gibt es jederzeit eine neue Chance, das gilt für den einzelnen Christen wie für eine Gemeinde.

Letzten Endes geht es nicht um die Gemeinde, sondern um den Einzelnen. Es gibt ein Zuspät! „Wenn du nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde“ (V. 3). Wir wollen doch nicht, dass nur einzelne gerettet werden, „die ihre Kleider nicht besudelt haben“ (V. 4). Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (1Tim 2,4).

Jesus öffnet Türen

Zu allen Zeiten war und ist die Gemeinde gefährdet. Trotz der „kleinen Kraft“ ist die Gemeinde Jesus treu
geblieben: „Du hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet“ (V. 8). Trotz größter Verfolgungen haben Christen bis heute am Glauben festgehalten. Ohne sie gäbe es keine Kirche. Dem Kirchenvater Tertullian wird die Aussage zugeschrieben: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Trotzdem wird es noch schlimmer kommen, aber in der Stunde der Versuchung wird die „treue“ Gemeinde Bewahrung erleben (V. 10).

Die Gemeinde in Philadelphia weiß, wem sie alles verdankt. „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan,
die niemand zuschließen kann“ (V. 8). Auch in unserer Zeit öffnet Jesus Türen für das Evangelium und kann
unüberwindbare Hindernisse wegräumen. Aber: „Kein Wettläufer läuft mit Kranz“ (Adolf Pohl). Noch ist
die Gemeinde dem Unwillen dieser Welt ausgesetzt. Die Verfolgungen können zur Apostasie (Abfall vom
Glauben) führen. Noch ist das endgültige Ziel nicht erreicht. Deshalb die Warnung: „Ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ (V. 11).

Belohnung

Wer an Jesus bis zum Schluss dranbleibt, den erwarten einerseits weiße Kleider „und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens“ (V. 5). Andererseits wird „er zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes“ im neuen Jerusalem.

Fragen zum Gespräch
  • Wie erleben wir unsere Gemeinde heute? Finden wir uns in Sardes wieder oder eher in Philadelphia?
  • Wie können Christen „siegen“? Wie hat das die frühe Christenheit verstanden? Beispiel: die Didache (Zwölf-Apostel-Lehre).
  • Festhalten und bewahren – inwiefern kann das für die Gemeinde auch hinderlich sein?

Jürgen Ziegler, Gemeinschaftsreferent

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