Texterklärung

Wenn die örtliche Arbeit stagniert oder in einer inneren Krise ist, können wir Hilfe gebrauchen. Jesus stellt sie mit den sieben Sendschreiben (göttliche Vollzahl) allen Gemeinden zur Verfügung. Dabei lässt er – individuell abgestimmt auf die Situation der Gemeinde – etwas aufleuchten von seiner einzigartigen Herrlichkeit als Menschensohn (1,12-16). Seine „Beratung“ durch jeweils wertschätzende Worte, klare Korrektur und starke Verheißungen sind einzigartig. Durch welche will er unserer Arbeit aufhelfen?

Mitten unter uns – als Erster und Letzter

Weil Christus mitten unter den Gemeinden wandelt (V. 1), kennt er sie (V. 2+9) und gibt ihnen eine helle,
heilige Ausstrahlungskraft, wie dem „goldenen Leuchter“ (1,20) im Tempel. Einen erhellenden Durchblick
vertraut er den Verantwortlichen der Gemeinden an, die in alttestamentlicher Redeweise auch als Engel bzw. Gottesboten bezeichnet werden können (Hag 1,13). Sie sollen aber alle dazu anleiten, intensiv hinzuhören, was Gottes Geist der Gemeinde zu sagen hat (V. 7.11).

Die Gemeinde in Ephesus (Hauptstadt der Provinz Asia) war durch eine dynamische „Erweckungszeit“ entstanden und hatte Ausstrahlung in die ganze Region (Apg 19,10). Sie erlebte Spannungen untereinander, Anfechtungen (Eph 2,11ff.; 5,12ff.) und Auseinandersetzungen mit einer Sekte (V. 6), die die Gnade Gottes gerne missverstand, um sexuell ungezügelt zu leben oder okkulte Praktiken zu bagatellisieren (vgl. 2,15; Apg 19,13-19). Dabei kam es zu Distanz untereinander und zu Jesus. Gerade deshalb offenbart sich Jesus als der, der „mitten unter ihnen wandelt“ (V. 1).

Die Gemeinde in Smyrna (Hauptstadt von Lydien) erlebte dagegen Anfeindungen von außen (V. 9). Heute denken wir an Schikanen am Arbeitsplatz, Hassreden im Internet, Bedrohungen durch Angehörige, Schmierereien am Gemeindehaus bis hin zu Freiheitsentzug, Folter und Tod. Doch Jesus offenbart, dass er als „Erster und Letzter“ über die ganze Lebenszeit seiner Gemeinde und deren Mitglieder wacht. Mit seinem eigenen Leidensweg kann er ihnen tiefste Empathie vermitteln und mit seiner Auferstehung die größte Hoffnung vor Augen stellen (V. 8).

Die Stärken verstärken

Wenn Verantwortliche sich auf die Defizite in ihrem Kreis fixieren lassen, verlieren sie ihre Strahlkraft als
orientierende „Sterne“ (1,20). Deshalb nimmt Christus sie in seine tatkräftige rechte Hand, hält sie fest (1,19; 2,1) und führt sie zu dem, was er an Wertvollem in der Gemeinde entdeckt.

Die Epheser z. B. sind stark engagiert, selbst wenn es manchmal mühevoll ist und Ausdauer erfordert, bis
die „guten Werke“ vollbracht sind (V. 2; Eph 2,10). Sie haben den Mut, ungeistliches Verhalten anzumahnen und notwendige Maßnahmen zu ergreifen (Mt 18,15ff.; „Gemeindezucht“). Sie haben die Kraft, sich theologisch mit irreführenden Lehren auseinanderzusetzen und anmaßenden „Geistlichen“ (Aposteln) keinen Raum zu geben (V. 2).

Der Leiter in Smyrna sollte der Gemeinde vor allem den inneren Reichtum aufzeigen: Sie sind Königskinder und können einer zunehmend antichristlichen Gesellschaft priesterlich dienen (Offb 1,6). Sie erleben mitten im Leid eine unübertreffliche Gemeinschaft mit Jesus (Phil 3,10). Menschen mit religiöser Tradition, aber ohne lebendige Christusbeziehung, sind oft neidisch auf diese Art von Reichtum und dessen Dynamik. Sollte eine Ablehnung christlichen Glaubens manifest werden oder gar zu wirtschaftlichen Nachteilen führen (Boykott, keine Karrieremöglichkeit), benötigen wir den Blick auf den wahren Reichtum.

Spezifische Korrektur und weite Perspektive

Jesu gezielte „Gemeindeberatung“ spricht in Ephesus auch das an, was nicht gut ist und die Gemeinde existentiell gefährden kann: den Verlust der ursprünglichen, ersten Liebe. Bei allem Eifer ist es vorrangig nötig, sich von Jesus lieben zu lassen (1Joh 4,10.19). Wir brauchen Zeiten z. B. im Lobpreis, der Natur oder vor einem Kreuz, wo wir die Majestät, die Güte und die Hingabe Jesu „genießen“. Nur so hat eine Gemeinde Zukunft und kann dann auch das ewige Leben genießen (Offb 2,7). Auch eine verfolgte Gemeinde in Smyrna benötigt den Blick auf die Krönung des Lebens (V. 10) und die ununterbrochene
Gemeinschaft mit Gott (V. 11). So wird sie nicht von Angst gelähmt, kann sich an Jesus festhalten und ihn trotz Widerstand bekennen – selbst, wenn Gemeindeglieder dafür umgebracht werden. Die Zeit der Erprobung und Anfechtung wird enden.

Fragen zum Gespräch
  • Was sehen wir als besondere Stärken in unserer Gemeinschaft?
  • Wie kann sich ein Mangel an Liebe zu Jesus auswirken? Wie könnte seine Liebe neu in uns strömen?
  • Wo nimmt der Druck auf christliche Lebensweise zu? Für welche verfolgten Christen können wir beten?

Friedemann Hopp, Gemeinschaftspastor

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