Texterklärung

Die Offenbarung ist ein sehr besonderes Rundschreiben, ca. 90 n. Chr. vom Apostel Johannes verfasst. Dabei ist Johannes eigentlich nur der Schreiber. Der Inhalt wurde ihm von Jesus Christus offenbart. Diese Offenbarung geschieht in einer Zeit zunehmender Christenverfolgung unter Kaiser Domitian. Die Offenbarung gründet mit ihrer bildhaften Sprache im Alten Testament und ist deswegen mit Bezug zum Alten Testament am besten zu verstehen und auszulegen. Unser Abschnitt enthält bereits zwei Schlüsselwörter: „bald“ und „sieben“. „Bald“ hat nicht nur eine zeitliche Komponente, sondern beinhaltet auch die hohe Geschwindigkeit, mit der sich die Ereignisse vollziehen werden. „Sieben“ ist in der Bibel die göttliche Vollzahl (z. B. die vollendete Schöpfung).

Ein Brief an alle Christen

Die Quelle des Briefes ist Gott selbst, der Jesus Christus diese Offenbarung gegeben hat, damit er sie an seine „Knechte“ weitergibt (V. 1). Auch wenn dieser Brief in der damaligen Zeit sehr konkret an sieben Gemeinden in der römischen Provinz Asien gerichtet war (V. 4+11), so macht doch die Zahl Sieben deutlich, dass er sich letztlich an die gesamte Gemeinde von Jesus Christus richtet, zu allen Zeiten und an allen Orten.

Die Bezeichnung „Knechte“ zeigt dabei in besonderer Weise, in welcher Haltung wir die Botschaft dieses Schreibens aufnehmen sollen. Als Knechte oder wörtlich „Sklaven“ stehen wir unter unserem Herrn. Dass er uns überhaupt das Kommende offenbart, zeigt, welche vertrauensvolle Stellung wir bei ihm haben und doch sind wir von ihm abhängige Knechte und sein Eigentum. Doch gerade diese Zuordnung zu ihm beruhigt uns in schweren Zeiten, wie sie damals herrschten und weiter angekündigt werden. Als seine Knechte lassen wir uns von ihm leiten und sind ihm allein gehorsam. Als seine Knechte wissen wir auch, dass wir sein Eigentum sind. Und unser allmächtiger Herr weiß sich verantwortlich für uns. Er wird uns nie im Stich lassen, sondern ganz im Gegenteil sich für uns einsetzen.

Ein Brief, der glücklich macht

„Selig“ (V. 3) oder anders übersetzt „völlig zufrieden“ darf sein, wer die Worte dieser Weissagung nicht nur liest oder hört, sondern vor allem bewahrt. Wie wichtig diese Zusage ist, zeigt sich in der Wiederholung am Ende der Offenbarung (Offb 22,7). Dies zeigt auch, dass hier nicht einzelne Weissagungen aus der Offenbarung gemeint sind, sondern dieses Buch als Ganzes.

Dabei scheint auf den ersten Blick das Gegenteil der Fall zu sein. Geht es uns doch beim Lesen der Offenbarung eher so wie Johannes, der beim Anblick von Jesus Christus zunächst wie tot zu Boden fällt. Ganz niederschmetternd und Angst machend sind viele Abschnitte, die schwere Zeiten für diese Welt und im Besonderen auch für die Gemeinde voraussagen. Und doch gilt: Wollen wir völlig zufrieden sein, so müssen wir dieses Buch lesen, studieren, meditieren und in uns aufnehmen. Und wir werden dabei gerade auch in den besonders schweren Zeiten für Christen den sehen, der über allem steht und der versprochen hat: „Ich komme bald!“ (Offb 22,7 mit Offb 1,7f.).

Ein Brief von Jesus Christus

Und so ist die „Offenbarung Jesu Christi“ (V. 1) nicht nur eine Offenbarung von Jesus Christus, sondern vor allem auch über Jesus Christus. Ganz neu begegnet der Apostel Johannes hier seinem Herrn, mit dem er doch Jahre seines Lebens in Galiläa und Judäa unterwegs gewesen ist, dessen Leben, Sterben, Auferstehen und Himmelfahrt er miterlebt hat. Nun offenbart sich ihm Jesus Christus noch einmal neu als der mächtige Herr, von dem alles ausgeht („der Erste“) und auf den alles zuläuft („der Letzte“), der das Leben in Person ist und mächtiger als der Tod und das Totenreich (V. 17f.). Es ist so wichtig, dass wir Jesus Christus nicht nur als den Menschen sehen, wie er uns in den Evangelien begegnet, sondern auch in seiner gewaltigen göttlichen Macht und Herrlichkeit, wie er jetzt hier vor Johannes steht. Alle bildhaften Ausdrücke zeigen uns klar den allmächtigen Richter, dessen Augen und Stimme alles durchdringen und dessen Wort selbst wie ein Schwert Richtig und Falsch, Gut und Böse trennt (Joh 12,48). So wird Jesus wieder in diese Welt kommen und schon jetzt bewegt er sich so mitten in seiner Gemeinde (V. 12f.+20).

Und mitten hinein in diesen furchteinflößenden Anblick erklingt die gewaltige Stimme von Jesus: „Fürchte dich nicht!“ Jesus Christus selbst richtet die auf, die sich ihm als Knechte anvertraut haben und die dabei wissen dürfen: Das Gericht, das mir gilt, hat mein Herr auf sich genommen.

Fragen zum Gespräch
  • Zum Einstieg: Welches Bild haben wir von Jesus Christus vor Augen?
  • Wovon versprechen wir uns vollkommene Zufriedenheit?
  • Wie kann uns das geschilderte „Aussehen“ von Jesus Christus Mut machen in schweren Zeiten, wie Christenverfolgung, Krieg oder Hungersnöten?

Daniel Heine, Gemeinschaftspastor

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