Versorgt werden

Will ich das überhaupt? Das hört sich so passiv an. Umfragen zufolge haben unzählige Menschen heute genau davor Angst: im Alter einmal „versorgt werden“ zu müssen und damit abhängig und nicht mehr selbstständig zu sein. Das Gegenteil von „versorgt werden“ könnte „selbst sorgen“ sein. Meist aber ist es „sich Sorgen machen“. Ja, auch da kann ich aktiv sein – aber um es gleich vorweg zu sagen: „Sorgen sind wie ein Schaukelstuhl. Sie halten uns ständig in Bewegung, bringen uns aber keinen Schritt vorwärts!“

Lasse ich mich beschenken?

Biblisch betrachtet ist das Versorgtwerden ein Geschenk. Und gar nicht so passiv, wie wir vielleicht denken. Es hängt mit Vertrauen zusammen – aktivem Vertrauen. Zwei biblische Texte machen exemplarisch etwas davon deutlich:

Setz auf den wirklichen Versorger (1. Könige 17,1-16)

Ca. 870 v.Chr. im Nordreich von Israel – König Ahab regiert. Und mit ihm die angeheiratete syrophönizische Prinzessin Isebel, die ihre Götter mit nach Israel gebracht hat, allen voran Baal und Aschera, zuständig für Fruchtbarkeit in Haus und Hof und den nötigen Regen zur rechten Zeit.

Und dann ist da Elia, der Prophet Jahwes, der „vor Gott steht“ (17,1) und in Gottes Auftrag Baal ins Handwerk pfuscht: Es soll nicht regnen, bis Gott es durch Elia wieder sagt! So geschieht es: Eine zermürbende Trockenheit breitet sich aus (so langsam ahnen auch wir, wie schlimm das sein kann …) – und schön wäre, wenn in alledem der Schrei nach Gott, dem lebendigen Wasser, wieder hörbar würde. Auch Elia selbst ist von der Dürre betroffen – erlebt aber, wie er von Gott versorgt wird: zunächst an einem Bach, der noch Wasser führt, und durch Raben, die täglich ihr ergattertes Futter bei ihm fallen lassen, Fleisch- und Brotstücke. Erstaunlich – wo Raben doch Aasfresser sind und selbst Fleisch lieben! Ebenfalls erstaunlich, dass Gott eigentlich „unreine“ Tiere (3Mo 11,15) gebraucht, um seinen Boten zu versorgen! Vermutlich hätte Elia sich sein „Essen auf Rädern“ (in dem Fall unter Flügeln) anders vorgestellt. Gott ist doch immer wieder für Überraschungen gut – wenn wir´s denn zulassen.

Vertrauen gefragt

Die Dürre hält an – insgesamt drei Jahre lang. Nichts wächst mehr. Auch die umliegenden Länder sind
betroffen. Und jetzt schickt Gott seinen Propheten nach Syrophönizien, mitten ins Stammland von Baal, wo – trotz Baal – ebenfalls Hungersnot herrscht. Elia reist inkognito und trifft vor dem Stadttor die Frau, die Gott dazu ausgesucht hat, ihn zu versorgen (V. 9). Eine Witwe, die selbst fast nichts mehr hat. Elias Forderung ist eigentlich unverschämt: „Backe zuerst mir einen Brotfladen – dann dir und deinem Sohn!“ Ob sie der Zusage glauben wird: „Das Mehl im Topf und das Öl im Krug soll nicht ausgehen, bis Gott der Herr es wieder regnen lässt!“? Da ist wirklich aktives Vertrauen gefragt. Und tatsächlich: Sie geht darauf ein – und erlebt mit ihrem Sohn und Elia zusammen ein wunderbares Versorgtwerden durch den lebendigen Gott.

Mich fordert das heraus: Wo ist mein Vertrauen gefragt, um Gottes Fürsorge zu erleben? Die Verheißung in Hebräer 10,35 gilt: „Werft euer Vertrauen nicht weg – es wird belohnt!“

Sorgt nicht! (Matthäus 6,24-34)

In der Bergpredigt sagt Jesus seinen Leuten: „Macht euch keine Sorgen …!“ Und er verweist auf die Schöpfung, an der Gottes Fürsorge bis heute sichtbar wird – ob an den Vögeln oder den scheinbar nutzlosen Ackerblumen, die dennoch, wie z. B. der Klatschmohn, ihre Farben verschwenderisch in den Tag hineinleuchten lassen. Die Schöpfung, die auf die Fürsorge des Schöpfers verweist. Ob hier auch gilt: „So viele Menschen sagen: Ich glaube nur an das, was ich sehe! – Ja, warum schauen sie dann nicht genauer hin?!“ (Rolf Seiter)

Setzt Prioritäten!

Jesus fährt fort: „Denkt doch dran – euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht!“ (V. 32b). Deshalb setzt die richtigen Prioritäten: „Jesus zuerst“ – um den Rest kümmert sich Gott (V. 33). Glaube ich das? Wieder ist mein Vertrauen gefordert. Gerhard Maier (in „Bibel-Kommentar, Matthäus-Evangelium“) erinnert daran, dass Jesus nicht sagt „Weg mit den Sorgen!“, sondern „Her mit den Sorgen!“ – ganz wie in 1. Petrus 5,7. So können wir neu erfahren, dass er wirklich für uns sorgt.

Fragen zum Gespräch
  • Wo haben wir Gottes Versorgen, seine Fürsorge, in letzter Zeit besonders erlebt und möchten ihm dafür Danke sagen? Erntedank!
  • Gilt das immer, dass Gott seine Leute auf wundersame Weise durchbringt? Wie gehen wir mit anderen Erfahrungen um?
  • Wie verhält sich unsere Vorsorge / Fürsorge zu der Aufforderung „Sorgt nicht!“?

Marianne Dölker-Gruhler, Gemeinschaftsreferentin i.R.,
Dornhan-Marschalkenzimmern

Dieses Video passt zum Thema
Joachim Müller ist Landwort und erlebt Jahr für Jahr, was es bedeutet, von Gott versorgt zu werden.
Im Video erzählt er, was das für ihn bedeutet.
Diesen Beitrag teilen