Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

wir müssen nicht alles gut finden. Und mitunter ist es richtig, wenn wir klar und deutlich unseren Unmut äußern. So gesehen fand ich die kontroverse Auseinandersetzung mit dem Kirchentag 2023 wichtig. Brennpunkt der Kritik war die Abschlusspredigt von Pastor Quinton Ceasar. Seine Aussage, „Gott ist queer“, brachte für viele das Fass zum Überlaufen. Auch mich haben einige Aussagen traurig gemacht. Denn bei all den wichtigen Impulsen (etwa das Thema Rassismus), wäre es eine unfassbar große Chance gewesen, die Ankläger und Betroffenen gemeinsam unter das Kreuz Jesu zu führen. Es ist der Ort der unverfügbaren Liebe Gottes und der echten Versöhnung. Stattdessen blieb es aus meiner Sicht bei mehr oder weniger politischen Appellen. So viel zur ersten Ehrlichkeit. Und ja, wir dürfen, wir sollen uns darüber auseinandersetzen. Die Art und Weise unserer Jesusbotschaft ist zentral.

Von Jesus und den Jüngern möchte ich lernen – nicht nur wenn es gallig wird, sondern auch in tiefster Einsamkeit und aufkommenden Zweifeln.

Matthias Hanßmann

Was mich aber wirklich sprachlos macht, ist die Art und Weise, wie anschließend auf Pastor Ceasar reagiert wurde – offensichtlich auch vonseiten frommer Geschwister. Völlig unakzeptabel sind Hass- und Drohbotschaften gegenüber dem aus Südafrika stammenden Pastor aus Wiesmoor. All diese Reaktionen bestätigen letztlich das Kirchenbild, das Pastor Ceasar uns vor Augen malte: Andersdenkende und Anderslebende sind nicht wirklich geliebt. Wir sagen nur, dass wir sie lieben.

Schatz der Barmherzigkeit verloren?

Mich treibt das wirklich um – und es macht mich sprachlos. Kann es sein, dass es einen Lebensstil unter uns Glaubenden gibt, der uns nach und nach den Schatz der Barmherzigkeit raubt? Der uns eher unser Kreuz zu extremen Äußerungen durchdrücken lässt, anstatt das Kreuz der Nächstenliebe zu tragen? Nochmals: Kritik ist nötig (so z. B. in guter Weise durch die ChristusBewegung – Lebendige Gemeinde geschehen). Es darf nicht das Missverständnis entstehen, dass wir alles gut fänden, was in diesen Zeiten gesagt und auch gepredigt wird. Sprachlos macht mich aber der euphorisierte und mitunter tabulose Jubel auf der einen, und der fanatische Abgesang auf der anderen Seite.

Was tun?

Was tun, wenn einem die Worte fehlen? Vielleicht hilft die Methode der alten Väter: In die Bibel schauen und Worte suchen gehen. Und wir werden fündig. Denn an zahllosen Stellen haben es Jesus und die Apostel auch so getan. Sie haben Worte Gottes gesucht und gefunden. Sie haben damit argumentiert (z. B. die Predigt des Petrus in Apg. 3+4), aber viel mehr – sie haben darin Sicherheit und Trost gefunden. Beides. Von Jesus und den Jüngern möchte ich lernen – nicht nur wenn es gallig wird, sondern auch in tiefster Einsamkeit und aufkommenden Zweifeln. Die Psalmen bieten einen unergründbaren Fundus an Sprachhilfen, die zu Herzen gehen. Denken wir nur an Jesus. Ihm fehlen die Worte. Da greift er mit menschlichem Bedürfnis nach Psalm 22 und Psalm 31: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und schließlich: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Gut, dass Gott unserer Sprachlosigkeit Worte verleiht.

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann,
Vorsitzender der Apis

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