Texterklärung
Am Anfang unseres Kapitels hatte Paulus davor gewarnt, die Freiheit zu verlieren, wenn man sich der Beschneidung und damit dem Gesetz unterordnet. Nun warnt er davor, dass man die Freiheit verliert, indem man seinen fleischlichen (sündigen) Wünschen nachjagt. Wir sollen unser Leben vom Heiligen Geist bestimmen lassen und nicht vom Gesetz. Der Heilige Geist wird einen neuen Lebensstil in uns hervorbringen, der Gott gefällt. Es geht um Freiheit, die Gott allein schenken kann. In 2. Korinther 3,17 schreibt Paulus: „… wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“
Freiheit – das Alte loszulassen
Zwei krasse Gegensätze: „Geist und Fleisch“. Die Bibel kennt dafür noch andere Beispiele: „Leben und Tod“, „Licht und Finsternis“, „Glaube und Unglaube“, „Gehorsam und Ungehorsam“ sowie „Vertrauen und Zweifel“. Schließlich endet es in „Himmel und Hölle“. In unseren Versen charakterisiert Paulus diese beiden Gegensätze anhand von verschiedenen Eigenschaften, die sich im alltäglichen Leben offenbaren. Er zählt zunächst einen Katalog auf, der das „Alte“, das „fleischliche Leben“ offenbart (V. 19f.). Diese Aufzählung beendet er mit den Worten „und dergleichen“. Damit wird klargemacht, dass sich die Reihe noch unendlich fortsetzen ließe. Schon mit diesen wenigen aufgezählten Erkennungszeichen wird deutlich, von wem der „fleischliche“ Mensch beherrscht und getrieben ist. Ohne Gott und Gottes Geist kann er gar nicht anders leben, er muss diese Dinge vollbringen, weil er dazu getrieben wird (V. 17). Solche Menschen begehren gegen Gott und seine Maßstäbe auf (V. 17). Der Apostel zeigt klar, wo solch ein Leben endet, auf jeden Fall nicht bei Gott: „Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben“ (V. 21). Wir sind Gefangene und Getriebene und am Ende steht die ewige Gottesferne – das ist die schreckliche Nachricht. Doch hat Paulus hier noch eine gute Nachricht: Er zeigt einen Weg auf, vom „Alten“ loszukommen und zur Freiheit zu gelangen. Dies geschieht allein dadurch, wenn ein Mensch sich bewusst öffnet für Gottes Geist und sich von ihm regieren lässt (V. 18).
Freiheit – das Neue zu leben
Solche Menschen werden nicht mehr vom „Fleisch“, sondern vom „Geist Gottes“ getrieben. Weil sie „im Geist leben“ (V. 16), darum werden die „Begierden des Fleisches“ sie nicht mehr bestimmen dürfen. Durch den Gehorsam dem Heiligen Geist gegenüber wird ein Mensch befähigt, allen sündigen Wünschen zu widerstehen. Wer dem Drängen des Geistes nachgibt, kann dem eigensüchtigen Wollen entgegenwirken. Der Heilige Geist wird Gottes Wesen den Menschen aufprägen, die ihr Herz für ihn öffnen und in ihm leben. Allen voraus ist es die „Liebe“ (griech. „agape“). Das neue Leben ist gekennzeichnet von einer sich hingebenden, aktiven, wohlwollenden Haltung. Es ist zudem erfüllt mit echter „Freude“, die nicht auf irdischen Dingen oder menschlichen Leistungen beruht. Freude ist ein Geschenk Gottes aufgrund des richtigen Verhältnisses zu ihm.
Diese Freude hält allen Stürmen des Lebens stand. So dichtete Cyriakus Schneegaß: „In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesus Christ“. Auch der „Friede“ gehört zu diesem neuen Leben. Er beinhaltet nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern ist ein alles umfassender Friede. Es ist eine Zufriedenheit in allen Lebenssituationen durch das Wissen, dass Gott es in meinem Leben gut macht und mir alles zum Besten dienen muss (Röm 8,28). Es lohnt sich, auch über die weiteren, hier aufgeführten Eigenschaften nachzudenken. Auch diese Aufzählung ließe sich endlos erweitern.
Zum Schluss
Paulus mahnt hier die Gläubigen in der Provinz Galatien zu einem praktischen Leben. Es geht nicht um theoretische Begriffe, sondern um ein „Leben im Geist“, um die tägliche Herausforderung, im Geist zu wandeln und zu handeln (V. 25). Der Kampf bleibt dabei nicht erspart: Fleisch gegen Geist (V. 17). Doch sind wir nicht herausgefordert, krampfhaft dagegen anzugehen, sonst kämpfen wir eben „fleischlich“. Unser Kampf ist es, dass wir uns Gottes Geist öffnen und uns täglich von ihm regieren und bestimmen lassen.
Fragen zum Gespräch
- Warum kämpfen wir immer noch mit der Sünde, obwohl wir doch zu einem „Leben im Geist“berufen sind?
- Wie bekommen wir Sieg über unser „Fleisch“? Und was heißt: „das Fleisch kreuzigen“ (V. 24)?
- Welche sündigen Verhaltensweisen sind in meinem Leben tot und begraben – welche leben noch?
- Welche „geistlichen Früchte“ blühen und wachsen in meinem Leben? Bei welchen Früchten ist es noch nicht über den Status einer Knospe hinausgekommen und wo fehlt sogar ein Knospenansatz?
Christoph Meyer, Gemeinschaftspastor