Texterklärung

Mit dem ersten Kapitel der Apostelgeschichte eröffnet Lukas den Weg des Evangeliums in die weite Welt.
Zunächst greift er auf sein Evangelium zurück und betont, dass er darin alles berichtet hat, was Jesus gesagt und getan hat (Wort und Tat). Dies bildet die Grundlage der Fortsetzung, also der apostolischen Verkündigung. Damit haben wir mit diesem Kapitel ein wichtiges „Scharnier“ zwischen dem Wirken Jesu und dem Wirken der Apostel.

Vorbereitung der Fortsetzung (Vers 1-3)

Nach Ostern sind die Jünger 40 Tage mit Jesus unterwegs. Er nutzt diese Tage, um mit ihnen die Fortsetzung zu besprechen. Denn die Jünger werden als Apostel in die Rolle der Worte und Taten Jesu schlüpfen. Allerdings nicht durch das Nachmachen der Taten Jesu, sondern in der Kraft seines Geistes, durch den sie ausgerüstet werden. Lukas macht hiermit deutlich, dass der „auferstandene“ Jesus keine andere Botschaft hat als der „irdische“ Jesus. Dies ist also keine Geheimlehre, wie es die Gnostiker dieser Zeit behaupteten.

Startpunkt der Fortsetzung (Vers 4-5)

Jesus gibt seinen Jüngern Anweisungen und einen Ausblick. Er sagt, sie sollen Jerusalem auf keinen Fall
verlassen, bis sich die Verheißung, sprich die Gabe des Heiligen Geist, erfüllen wird. Damit bereitet Lukas das Pfingstereignis vor, welches sich in Jerusalem ereignen wird. Diese Verheißung ist nicht unbekannt. Von Joel 3,1-5 her wird klar, dass sich die prophetische Erwartung der Heilszeit hiermit erfüllen wird. Damit wird Jerusalem zu einem bedeutenden Heilsort: Denn in Jerusalem geschahen das Leiden und Sterben Jesu, die Auferstehung und die Erscheinung Jesu und dort wird auch die Himmelfahrt geschehen. Jerusalem wird zum Sitz der Apostel und der Urgemeinde. Dort ereignet sich die Ausgießung des Heiligen Geistes. Von dort aus kommt das Evangelium ins Rollen. Von dort entwickelt sich Gemeinde und geht ihren Weg in die weite Welt. Damit wird Jerusalem zum Ausgangspunkt der weltweiten Mission und Gemeinde Jesu.

Beteiligung an der Fortsetzung (Vers 6-8)

Die Frage der Jünger (V. 6) steht im Zusammenhang der Joel-Prophetie und der Verheißung Jesu. Jesus knüpft an, indem er auf die Vollendung des Reiches Gottes und gleichsam auf sein Wiederkommen verweist. Wann das sein wird, ist nicht Sache des Menschen. Jesus möchte nicht, dass wir unseren Blick auf das „Wann wird das sein?“ ausrichten, sondern vielmehr auf das „Hier und jetzt“. Mit Himmelfahrt und Pfingsten wird eine völlig neue Zeit anbrechen: Es ist die Zeit der Ausbreitung des Evangeliums und eine Zeit der Gemeindegründungen. Darauf gilt es sich zu konzentrieren und dafür werden die Apostel ausgerüstet und beteiligt.

Übergabe durch Himmelfahrt (Vers 9-14)

Jesus hat seinen irdischen Auftrag abgeschlossen. Er hat alles gesagt und getan. Seine Jünger hat er unter
wiesen. Nun wird er in den Himmel aufgenommen.Die Jünger erleben die Himmelfahrt live mit eigenen
Augen. Fünfmal wird in diesem Abschnitt das „Sehen“ betont. Das unterstreicht die Augenzeugenschaft der Apostel und sichert zugleich das Zeugnis. Die Wolke ist nicht nur als bloßes meteorologisches Phänomen zu verstehen, sondern gehört zu den Elementen einer Entrückungsszene und ist Zeichen für Gottes Gegenwart und Erscheinen. Auch die Engel gehören zum sog. Entrückungsschema. Es fällt auf, dass die Engelszene in diesem Abschnitt an die Oster-Grabszene (Lukas 24,4-6) erinnert. In beiden Szenen begegnen jeweils zwei Engel. Das entspricht dem jüdischen Zeugnisrecht und unterstreicht die Glaubwürdigkeit. In beiden Fällen enthält das Engelwort eine Frage und eine Zusage. Wie beim leeren Grab: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ So heißt es hier: „Warum seht ihr in den Himmel?“ Die
Engel knüpfen damit an den Auftrag Jesu an und bekräftigen ihn: Liebe Jünger, jetzt geht es nicht darum, Jesus hinterherzusehen und ihm nachzutrauern. Jetzt ist nicht „untätiges in den Himmelgucken“ gefragt, sondern der Blick ins Hier und Jetzt, sprich Zeugnisgeben inmitten der Welt. Das ist die neue Aufgabe der Apostel und der Gemeinde Jesu bis zum heutigen Tag, solange bis Jesus wiederkommt. Dieses Ereignis setzt die Jünger in Bewegung. Sie gehen an den Ort der Sammlung, wie Jesus es
ihnen gesagt hat. Dort erwarten sie Pfingsten, die Gabe des Heiligen Geistes, damit sie ihren Auftrag in und für diese Welt ausführen können.

Fragen zum Gespräch
  • Wie können wir als Gemeinschaft diesen Auftrag Jesu in unserer Umgebung konkret leben?
  • Was würden die Engel uns heute fragen?
  • An welcher Stelle im Leben sollten wir uns neu ausrichten?

Johannes Börnert, Gemeindepastor
Schönblick

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