Von Kindesbeinen an bin ich Anhänger des VfB Stuttgart. Zugegeben – die letzten Jahre waren mit zwei Abstiegen in die zweite Liga schon hart. Umso schöner, dass die vergangene Saison mit der Qualifikation für die Champions League unerwartet erfolgreich abgeschlossen wurde. In der kommenden Saison werden europäische Spitzenklubs in Stuttgart gastieren. Ganz gleich, wie die Spiele ausgehen werden – diese Fußballabende werden nach all den schwierigen Jahren ein besonderes Erlebnis.
Mit sieben Jahren war ich das erste Mal im damaligen Neckarstadion. 6:0 gewann der VfB gegen Borussia Mönchengladbach. Seitdem lässt mich die Faszination Fußball nicht mehr los. Es ist jedes Mal ein besonderer Moment, wenn sich beim Betreten des Stadions der Blick ins weite Rund öffnet. Selbst, wenn Spiele nicht erfolgreich verlaufen, ist der Stadionbesuch ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Man feuert gemeinsam sein Team an, regt sich über Fehlentscheidungen des Schiedsrichters auf, klinkt sich in Fangesänge ein und sieht sich mit wildfremden Menschen jubeln, wenn der Herzensverein ein Tor schießt. Fußball begeistert. Fußball verbindet. Fußball reißt mit und schafft ein emotionales Wir-Gefühl.
Der Alltag in Gemeinde und Gemeinschaft ist nicht immer so mitreißend wie ein Besuch im Stadion. Das muss er auch nicht sein. Denn der Wert von Gemeinschaft hat eine Tiefe, die länger dauert als 90 Minuten plus Nachspielzeit. Denn während die Freude über einen Sieg der Mannschaft relativ schnell wieder abklingt und ich mit den Menschen, mit denen ich eben noch gejubelt habe, im nächsten Moment nichts mehr zu tun habe, erlebe ich die Gemeinschaft mit meinen Glaubensgeschwistern als tragfähiges Fundament für meinen Alltag. „Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehen“, so hat es Manfred Siebald einmal formuliert. Dieser Fangesang der tragfähigen Gemeinschaft ist mehr wert als jeder Torjubel. Und dennoch bleibt es etwas Wunderschönes, sich an einem Spieltag mit Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind, mit denen man Sorgen, Freuden und Kräfte teilt, auf den Weg nach Cannstatt zu machen, um miteinander für 90 Minuten diesem ganz besonderen, mitreißenden Wir-Gefühl nachzugehen.
Johannes Kuhn