Es brennt: Gott stellt sich vor

Texterklärung

Gott hat das Elend seines Volkes in Ägypten gesehen. Jetzt greift er ein. Den Kleinvieh-Hirten Mose beruft er zum Hirten seines Volkes. Dabei gibt er sich zu erkennen. Zuerst im Feuer: Ein Busch brennt und verbrennt doch nicht. Dann in seinem Namen: Der ist eigentlich kein greifbarer Name, sondern eine Zusage. Mose lässt sich nach einigem Zögern berufen. So beginnt sein Weg, der zum Auszug aus Ägypten, zum Durchzug durchs Meer und – kurz nach Moses Tod – zum Einzug ins gelobte Land führt.

Die flammende Berufung des Mose

Aus dem Prinz war ein Mörder geworden. Aus dem Höfling ein Flüchtling. Aus dem Karriereweg wurde eine Wüstenstrecke. Mose musste ins Ausland fliehen. Nun hütete er die Tiere seines Schwiegervaters. So hätte sein Leben seinen stillen Gang gehen können mit Schafen, Ziegen, Enkelkindern und Ruhestand. Aber Gott hatte anderes vor. Am Horeb brennt ein Dornbusch. Also dort, wo es später zum Bundesschluss kommt (V. 12; im Sinai-Katharinenkloster wird bis heute ein solcher Strauch gezeigt und verehrt). Ein brennender Busch ist in der Wüste nichts Besonderes. Dürre Zweige, ätherische Öle und dann die heiße Sonne – das facht manchmal einen Brand an. Das kannte Mose. Aber jetzt wird er neugierig: Warum verbrennt der Busch nicht? Was hat es mit dem Feuer auf sich?

Hoffentlich fragen Menschen immer wieder gespannt: Was hat es mit Gott auf sich und mit dem Feuer seines Geistes? In der Bibel zeigt sich Gott immer wieder im Feuer: Hier am Dornbusch, dann in der Feuersäule beim wandernden Volk, am Sinai, im Feuerwagen des Elia und an Pfingsten, dem Geburtstag des neuen weltweiten Gottesvolks: So brennt Gottes Gegenwart, seine Heiligkeit und Kraft. „Brannte nicht unser Herz?“, fragen die Emmausjünger nach der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus (Lk 24,32). Dass zunächst (V. 2) ein Engel (= Bote) in der Flamme erwähnt wird, muss nicht irritieren. Das Feuer selbst wird schließlich zur Botschaft: Hier spricht jetzt der Heilige Gott.

Die Selbstvorstellung Gottes

War Mose überrascht? Vom Gott seiner Vorväter hatte er wohl schon etwas gehört. Aber war er dem lebendigen Gott schon begegnet? Jedenfalls antwortet er dem Anruf Gottes schlicht und einfach: „Hier bin ich.“ So öffnet er sich dem, was Gott zu sagen hat. Und Gott stellt sich ihm in drei Aussagen vor …

… als der, der war: Der Gott der (Erz-)Väter. Da sind schon Berufungen und vor allem Verheißungen. Sie bleiben gültig. Jetzt führt Gott die Geschichte weiter.

… als der, der ist: Er vergisst sein Volk nicht, sondern sieht das Elend. Er ist nicht in weiter Ferne, sondern nah. Auch dem Mose. Der knickt erst einmal ein. Er, der alt gewordene Hirte, soll beim Pharao, der höchsten Autorität im Land, vorsprechen!? Verständlich, dass er erst einmal zögert. Doch seiner Frage: „Wer bin ich?“ setzt Gott seine flammende Heiligkeit entgegen: „Ich will mit dir sein“ (V. 12).

… als der, der sein wird: Er wird sein Volk ins gelobte Land führen (V. 8). Sein Name (V. 14) ist Programm und Zusage zugleich. Will ich jemand kennenlernen, frage ich nach seinem Namen. Und wer mir seinen Namen bekannt gibt, öffnet sich mir. Kein Wunder, dass Mose Gott nach seinem Namen fragt. Er will schließlich wissen, mit wem er es zu tun hat. In der Frage des Mose klingt aber auch die Sehnsucht des Menschen auf, möglichst viel von Gott erfassen zu können. Die Ägypter nannten ihre Götter mit Namen und stellten sie bildlich dar (Sonnengott Ra, Isis, Osiris usw.).

Aber der lebendige Gott will nicht in die Reihe der Götzen gestellt werden. Er lässt sich nicht so einfach fassen, benennen und abbilden. Er verweigert seinen Namen – und nennt ihn dann doch. Man kann übersetzen: „Ich werde der sein, der ich für euch da sein werde.“ Damit zeigt Gott: Wenn du wissen willst, wer ich bin, dann vertraue mir, ohne mich vorher begreifen zu wollen.

Der Auftrag

Erst befahl Gott: „Zieh deine Schuhe aus“ (V. 5). Dann heißt es umgekehrt: Zieh sie an! „Geh nun hin“ (V. 10). Mose bekommt einen großen Auftrag. Uns kann diese Szene an Matthäus 28,18ff. erinnern. Jesus gibt den Auftrag „Geht hin …“ und dazu seine Zusage „Ich bin bei euch alle Tage“.

Anstöße zum Weiterdenken
  1. Gott ist auch in der Wüste da, auch in unseren Wüstenstrecken.
  2. Wie können Menschen, die nur noch die Tradition früherer Frömmigkeit kennen, dem lebendigen Gott begegnen? Wo brennt das Feuer seines Geistes, das andere neugierig werden lässt?
  3. Zum Namen Gottes vgl. Lk 1,31; Phil 2,9f.
  4. Damals brannte ein Busch mit Dornen. Sie erinnern an die Dornenkrone Jesu. Am Kreuz hängt der Dornbusch Gottes für die ganze Welt: „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen … und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette“ (V. 7f.).

Ulrich Mack
Prälat i. R.

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