Texterklärung

Mit diesem Textabschnitt startet die Auseinandersetzung zwischen Mose, Aaron und dem Pharao – oder besser gesagt: zwischen Gott und einem, der sich für Gott hält: Pharao. Die Israeliten erhoffen sich eine schnelle Rettung; aber statt einer Erleichterung der Sklaverei wird diese nun unerwartet schwerer. Das entmutigt Mose und die Israeliten. Aber Gott hat sein Volk nach wie vor auf dem Herz und richtet den Blick auf seine Stärke und sein geplantes Befreiungswerk.

Harte Reaktion

Mose und Aaron haben kurz zuvor erlebt (2. Mose 4), wie Gott den Ältesten Israels das Herz geöffnet hat. Das schwerfällig vertrauende Volk glaubt endlich, dass Gott sie retten will und verneigt sich anerkennend vor ihm.

So ermutigt gehen Mose und Aaron zu Pharao hinein, zu dem Mann, der nicht nur ein atemberaubend mächtiger König ist, sondern der auch selbst als ägyptischer Gott gefeiert wird. Mose und Aaron wissen, dass sie Botschafter des Königs und Herrn der Welt sind und sagen deshalb beherzt: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen. Sie sollen mir in der Wüste ein Fest feiern!“ Eine eigentlich kleine Bitte: Gib mein Volk für ein paar Tage frei!

Pharao hört die Worte. Wie jetzt, dieses Hebräervolk, die seine Sklaven sind, soll irgendeinem anderen Gott gehören und für ihn Feste feiern? So fragt er mit einem auf Krawall gebürsteten Herzen: Wer ist dieser Gott, dass ich auf ihn hören soll? Als guter Ägypter hat Pharao ja bestimmt schon von vielen Gottheiten gehört; aber er hat nicht die geringste Lust, diesen Gott der Israeliten anzuerkennen und sich von ihm sagen zu lassen, was er tun soll. Das kennen wir auch bis zum heutigen Tag. Der lebendige Gott spricht sein klares Wort – und da fährt bei vielen Menschen die innere Herzensmauer hoch: „Stopp! Wer ist dieser Gott, der mir sagt, was ich mit meinem Leben tun soll?“

Harte Arbeit

Pharao begreift nicht, mit wem er es zu tun hat. Deshalb reagiert er auch nicht mit königlicher Herzensweite, sondern mit knallharten Maßnahmen. Für ihn ist klar: Wenn dieses Volk Kräfte fürs Feiern übrig hat, dann arbeitet es nicht genug. Seine Lösung: Erhöht das Arbeitspensum bei der Ziegelfertigung! In Ägypten waren sonnengetrocknete Ziegel das am häufigsten verwendete Baumaterial. Steine wurden nur für besondere Bauwerke wie Pyramiden benutzt. Um die quaderförmigen Ziegel herzustellen, brauchte man Lehm aus Nilschlamm und Strohhäcksel – und genau das Letztere sollte ab sofort nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Und so gehen die Sklaventreiber und Aufseher mit vermutlich hämischem Lächeln zu den hebräischen Arbeitern und geben die pharaonische Order weiter, dass sie ab sofort selbst Stroh sammeln und dabei die Stückzahlen der gefertigten Ziegel auf gleichem Niveau halten sollen. Die Israeliten schwärmen aus, sammeln, arbeiten und schaffen das gesetzte Ziel nicht.

Die von den Ägyptern eingesetzten israelitischen Aufseher sind außer sich. Sie machen ihrem frustrierten Herzen Luft, schreien Mose und Aaron an, machen sie für die unerträgliche Situation verantwortlich und sehnen sich danach, dass Gott die beiden straft. Was für ein riesiger emotionaler Aufruhr in den eigenen Reihen!

Hart? Nein: herzlich!

Mose diskutiert nun aber nicht mit den Aufsehern, sondern spricht direkt mit Gott. Er bringt seine Zweifel bzw. seine Herzensverzweiflung zu ihm: Gott, warum läuft das gerade so übel? Warum hast du mich hierher gesandt? Der Pharao ist noch härter als je zuvor und du greifst nicht wie geplant ein!

Wie vertraut ist mir das, diese Ungeduld und Unruhe, wenn mein Leben nicht nach dem Plan läuft, den ich mir als Gottes Idee für mein Leben/meine Gemeinde vorgestellt hatte! Und wie dankbar bin ich für Mose, der mir zeigt, dass ich mit diesem Frust und Nichtverstehen direkt an Gottes Herz kommen kann. Gott sieht und hört Mose. Er malt ihm ermutigend vor Augen, was Gott vorhat: „Nun sollst du sehen, was ich dem Pharao antun werde; denn durch eine starke Hand gezwungen, muss er sie ziehen lassen, ja, er muss sie, durch eine starke Hand gezwungen, aus seinem Lande treiben.“

Was für eine Ermutigung auch für mich: Gott regiert und handelt. Immer! Auch in meinen anstrengenden Lebensumständen – auch dann, wenn ich es nicht sehe und mir nicht vorstellen kann, wie er das tut.

Fragen zum Gespräch

  • Wenn Menschen sagen: „Wer ist dieser Gott, der mir sagt, was ich mit meinem Leben tun soll?“ – welche Vorstellungen haben sie dann vielleicht von Gott?
  • Immer wieder gehören Herausforderungen und Schwierigkeiten zum Master-Plan, den Gott für Bereiche und Situationen hat. Lasst uns Beispiele aus der Bibel und in unserem Leben suchen.
  • Welchen Frust, welches Nichtverstehen will ich Gott heute vertrauensvoll ans Herz legen?

Ruth Scheffbuch,
Landesreferentin für die Arbeit mit Kindern

EXODUS – Wage den Aufbruch

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