Texterklärung

Mit der Ankündigung der Wirkungszeit des Antichristen beginnt unser Textabschnitt. Menschen aus den eigenen Reihen offenbaren durch ihr Verhalten, dass sie nicht wirklich Gottes Kinder sein können! Es gibt Streit und Uneinigkeit in den Gemeinden, weil sie Gott den Vater und Jesus Christus nicht mehr anerkennen, sondern verleugnen (V. 23). Johannes ermutigt die Gläubigen, an dem festzuhalten, was sie schon früher gehört haben und sich nicht durcheinanderbringen zu lassen von den neuen „Wichtigtuern“.

Vorboten der letzten Zeit

Unser Text beginnt mit der Ankündigung der „Hochphase“ des Antichristen, des Satans und des Durcheinanderbringers der Welt. Diese Ära wird hier eigentlich in allen gängigen Übersetzungen mit „die letzte Stunde“ übersetzt. Vermutlich meint es den gleichen Zeitabschnitt, der heute von vielen Christen auch mit dem Wort „Endzeit“ betitelt wird. Als „Vorhut“ dieser schrecklichen Macht des Satans scheinen schon viele „negative Vorboten“ zugange zu sein und ihr Unwesen zu treiben. Schon damals schien es Menschen gegeben zu haben, die sich selbst für wichtiger hielten als Gott, obwohl sie eigentlich in den Gemeinden der damaligen Zeit zu Hause waren: Sie stellten sich und ihre Meinung in den Mittelpunkt und vergaßen dabei ganz, nach Gottes Willen und Plänen zu fragen – unser Text nennt sie in den meisten Übersetzungen „Antichristen“ oder „Widersacher Christi“ (Luther). Auch Jesus selbst nennt sie Menschen, die andere in die Irre führen, Irrlehrer und falsche Propheten.

Widerstand aus den eigenen Reihen

Johannes ist es wichtig zu erwähnen, dass sie aus den eigenen Reihen kommen. Durch ihr Verhalten und ihre Aussagen stellt sich aber heraus, dass sie nicht Gottes Kinder sein können! Genau das tat damals wie heute am meisten weh! Freunde, (vermeintliche) Glaubensgeschwister und Wegbegleiter stellten sich durch ihr Verhalten als solche Gegner und Widersacher Gottes heraus. Was für eine tiefgehende Enttäuschung und Verletzung!

Meinungen von Menschen, die sowieso ohne Gott unterwegs sind, zu widerstehen, ist manches Mal schon nicht leicht. Ungleich schwerer ist es mit Menschen, mit denen wir gemeinsam unterwegs (gewesen) sind und einen Teil unseres Lebens und Glaubens geteilt haben. Ein bisschen erinnert mich das auch an unsere momentane Situation auf unserer Welt: Fürsprecher, Impfgegner und Corona-Leugner stiften manches Mal so viel Unruhe und Unfrieden in unseren Familien und Beziehungen, aber auch in unseren Gemeinden und Gemeinschaften, dass uns manches Mal schon angst und bange werden könnte! Wie gut, dass unser Text aber hier nicht endet!

Gottes Hilfe für die bedrängte Gemeinde

In Vers 27 spricht Johannes auch „von der Salbung, die ihr von ihm empfangen habt“ – also von Gott selbst. Im Alten Testament ging es bei einer Salbung um eine besondere Berufung und das Ausrüsten einer Person für eine von Gott gegebene Aufgabe. Propheten, Priester und Könige wurden gesalbt. Hier in unserem neutestamentlichen Text wird vor allem das Resultat dieser Salbung und nicht der „Vermittler“ – der Heilige Geist – in den Mittelpunkt gestellt.

Alle, die diese Salbung erlebt haben (V. 27), besitzen das nötige Handwerkszeug, um falsche und richtige Propheten und Lehren unterscheiden zu können! Johannes sagt hier, dass alle Gläubigen die wahre Salbung bereits besitzen, wenn sie dem Gesalbten vertrauen, mit seinem Geist erfüllt sind und in Gottes
Wort bleiben (V. 28).

Da stellt sich für mich die Frage: Sind wir bereit, auf die Stimme des Heiligen Geistes in unserem Leben zu
hören? Ist uns diese Stimme so vertraut, dass wir sie von anderen Stimmen unterscheiden können? Für mich hat es neu die Sehnsucht geweckt, diese Stimme noch besser kennenzulernen und ihr mehr Gehör zu schenken! Was für ein Vorrecht, dass wir als Christen in unserer Welt noch so frei und offen über unseren Glauben reden dürfen und Gottes Wort auf vielfältige Art und Weise genießen dürfen. Was für ein Segen, dass wir gerade auch in Corona-Zeiten vom technischen Fortschritt profitieren können und wir, wenn manchmal auch nicht live, aber zumindest digital voneinander profitieren und lernen können!

Esther Knauf, Landesjugendreferentin
Beutelsbach

Fragen zum Gespräch

  • Wie kann ich falsche und richtige (Glaubens-)Aussagen unterscheiden?
  • Wie können wir lernen, den Heiligen Geist besser zu verstehen? Was kann uns dabei helfen?

Viertel-Schtond

Entdecke auch die „Viertel-Schtond“ mit Johannes Kuhn zu diesem Text.

Diesen Beitrag teilen