Texterklärung
Jesus kam als Mensch in unsere Welt – und kehrte dann wieder zurück zu seinem Vater. Jesus wird einmal als Weltenherrscher sichtbar für alle wiederkommen – aber unerwartet. Davor brauchen die Gläubigen als Gerettete keine Angst zu haben (V. 9). Dennoch fordert Paulus die junge Gemeinde in Thessalonich in seinem wohl ersten im Neuen Testament überlieferten Brief auf: „Lasst uns wach und nüchtern sein!“ (V. 6). Paulus führt gleich zu Beginn das Bild von Tag und Nacht bzw. von Licht und Finsternis ein.
Kinder der Nacht
Es gibt Kinder der Nacht, die sich in falscher Sicherheit wiegen. Sie schlafen, wenn sie nicht schlafen sollten. Jesus vergleicht: „Wenn der Menschensohn wiederkommt, wird es sein wie zur Zeit Noahs. […] Sie ahnten nichts, bis die Sintflut kam und sie alle wegriss“ (Mt 24,37.39). Andere Kinder der Nacht sind zwar wach, aber betrunken. Sie füllen und benebeln sich mit Alkohol oder mit „Spirituosen“ wie ständiges Aktivsein oder dem Streben nach optimaler Lebensgestaltung. Die Folgen für die Kinder der Nacht klingen
bedrohlich. Sie werden das Wiederkommen Jesu leider als unschöne Überraschung erleben. Das Verderben wird über sie hereinbrechen (V. 3), wenn Gott im Gericht seinem Zorn Raum lassen wird (V. 9; vgl. Mt 24,30.43).
Kinder des Tages
Bei Paulus gibt es nicht nur Kinder der Nacht, sondern auch Kinder des Tages. Sie leben im Licht, sind wach und haben einen klaren Sinn. Wir Christen sind Kinder des Lichts (V. 5). Als solche wird uns das Kommen Jesu nicht unerwartet und unvorbereitet überraschen (V. 4). Als Gerettete leben wir mit dem Ziel, für immer mit Jesus zusammen zu sein (V. 9). Dafür kam Jesus in diese Welt. Und deshalb wird sein Wiederkommen ein freudiger Startschuss für das ewige Leben mit ihm sein.
Wach und nüchtern bleiben
Noch ist Jesus nicht da. Wir sind zwar schon der Identität nach Kinder des Lichts und gehören zu Jesus als dem Licht der Welt. Doch wir sollen investieren, um wach und nüchtern zu bleiben (V. 6), solange wir noch auf Jesu Wiederkommen warten. „Bleibt also wachsam! Denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde, in der der Menschensohn wiederkommt“ (Mt 25,13). „Wenn der Hausherr kommt, soll er euch doch nicht im Schlaf überraschen. Was ich euch sage, das sage ich allen: Bleibt wachsam!“ (Mk 13,36f.) So mahnt Jesus selbst seine Zuhörer auf eindringliche Weise.
Es ist wie in einer Ehe: Obwohl das Paar durch die Hochzeit der Identität nach rechtmäßige Eheleute sind und zueinander gehören, müssen sie investieren, um den anderen im Alltäglichen des Lebens nicht aus dem Blick zu verlieren. Ja, mehr noch, um die Beziehung zu intensivieren und zu stärken. Aber wie können wir als Kinder Gottes wach und nüchtern bleiben? Wie geht das denn?
Die Schutzausrüstung
Paulus empfiehlt uns eine Schutzausrüstung gegen das Einschlafen und gegen die Benebelung: Da ist zum einen der Brustpanzer des Glaubens und der Liebe. Es gilt, mit bewusstem Ernst, mit wachem Sinn und mit der Hilfe des Heiligen Geistes alle Müdigkeit im Glauben abzuwehren. Wie steht es um mein Vertrauen auf Gott?
Verlasse ich mich auf ihn oder bin ich damit beschäftigt, aus meinen eigenen Ressourcen heraus mein Leben zu meistern? Es gilt, immer wieder zu prüfen, ob die Liebe zu Gott und zu den Menschen um mich herum der Gleichgültigkeit gewichen ist. Bin ich mir selbst der Nächste? Geht mein Blick noch zu Gott oder bleibt er auf mir selbst?
Zur Schutzausrüstung gehört zum anderen die Hoffnung auf Rettung, die als Helm getragen wird. Jesus ist für uns gestorben, damit wir jetzt schon und dann für immer zusammen mit ihm leben. Jesus ist unser Sündenvergeber und Heilmacher. Konzentriere ich mich immer wieder auf diesen Glauben und auf diese Hoffnung? Investiere ich in die Beziehung zu meinem Retter? Oder geht er mir in meinem Alltäglichen, in den debattierten Randthemen des Glaubens, in den Zukunftsängsten oder im Weihnachtstrubel unter?
Es ist Zeit, uns einmal mehr daran erinnern zu lassen, den Helm der Hoffnung auf Rettung und den Brustpanzer des Glaubens und der Liebe anzulegen, um als Kinder des Lichts bereit zu sein für das Wiederkommen Jesu.
Fragen zum Gespräch
- Was verbinden wir mit den Begriffen „Tag“ und „Nacht“? Nennen wir Assoziationen. Welcher Begriff ist uns sympathischer?
- Wo sind wir gefährdet, uns zu benebeln und nicht nüchtern zu bleiben?
- Bei langen Autofahrten hilft man sich gegenseitig, wach zu bleiben. Wie können wir uns gegenseitig helfen, im Glauben wach zu bleiben und klar zu sehen?
Lydia Schneckenburger, Kinder- und Jugendreferentin, Weinstadt