Texterklärung

Ich sehe drei Abschnitte: V. 51 Aufbruch Jesu nach Jerusalem, die Passion (=Leiden) beginnt. V. 52-56 Samariter: Mit Heiden vermischt, beteten sie auch fremde Götter an (2Kö 17) und durften nicht am Tempelbau mitwirken (Esr 4). Sie beten auf dem Garizim (Joh 4,20). Als Arzt erfuhr Lukas auch von den Samaritern erfreuliches. V. 57-62 Nachfolge-Typen mit Bezug zum Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld: Der erste (V. 57f.) entspräche dem Felsen-Typ (Lk 8,13), der zweite (V. 59f.) dem Dornen-Typ (Lk 8,14), der dritte (V. 61) kommt dem Wege-Typ (Lk 8,12) nahe.

Jesus ist von Galiläa aus „stracks“ nach Jerusalem unterwegs. Sein Ziel ist, stellvertretend für die Sünden der Menschen am Kreuz zu sterben. Unterwegs stößt er auf …

Hindernisse

Die Samariter wollen ihn aus alter Feindschaft nicht durchlassen. Die Jünger hätten sie am liebsten „mit Feuer vom Himmel“ (V. 54) gestraft. Jesus weist sie zurecht (V. 55), hat er die Samariter doch aufgeschlossener erlebt, wie der barmherzige (Lk 10,30ff.) und der dankbare Samariter (Lk 17,11ff.) zeigen. Auf dem weiteren Weg zum Kreuz wird Jesus öfters aufgehalten: z. B. von Maria und Marta (10,39ff.), den kleinen Kindern (18,15ff.), dem blinden Bettler vor (18,35ff.) und Zachäus in Jericho (19,1ff.). Jesus lässt sich gerne aufhalten, wenn er Glauben findet

Drei Typen begegnen Jesus

Der erste (V. 57) muss Jesus gekannt haben und wollte dabei sein. Jesus nimmt ihm seine Illusion. Nachfolge Jesu ist kein Kindergeburtstag. Sie führt zum Kreuz und kostet Jesus das Leben. Es kann das eigene kosten! Jesus will keine Nachfahrer, die hinter ihm herschleichen. Er will keine Nachsteher, die zwar einen Standpunkt haben, aber nicht vom Fleck kommen. Er will keine Nachsitzer, die es sich hinter Jesus bequem machen. Er möchte keine Nachlieger, die schläfrig den rechten Zeitpunkt verpassen. Jesus will keine Mitläufer, sondern Nachfolger, die wissen, worauf sie sich einlassen.

Der zweite will erst das Begräbnis seiner Eltern managen, was ihm, wohl als Erstgeborener, das jüdische
Gesetz gebietet. Aber das kann sich noch Jahre hinziehen. Erst die fromme Pflicht, dann Jesus. Gesetzlichkeit oder Glaube – Jesus nimmt ihm seine Pietät.

Der dritte möchte erst Haus und Familie genießen, bevor er Jesus vertraut. Er lebt vom Vergangenen. Jesus nimmt ihm den Rückspiegel, damit er nach vorn schaut. Allen dreien gemeinsam ist die lange Bank, auf die sie ihre Entscheidung schieben. Die Frage an uns alle lautet: Schiebst du noch oder hast du schon? Jesus Christus spricht: „Folge mir nach!“ und er meint: Jetzt!

Gruben und Nester

Jesus spricht radikal. Darf ich kein Haus haben? Doch! Aber „Gruben und Nester“ können von Jesus abhalten. Wir benötigen „Gruben und Nester“, um unseren Besitz zu verstauen. Manchmal kommen wir nicht mehr raus in die Welt, die doch das Evangelium braucht. Christen sind keine Nesthocker, weder Ver- noch Begrabene. Sie sind „draußen“ unterwegs wie Jesus!

Drucken oder Drücken?

Die „Toten“ meint geistlich Tote. Christen kennen ihre Kernaufgaben. Bei der Evangelisation müssen keine Gemeinde-Leute Gemüse schnippeln, Fleisch braten und Kartoffelsalat ansetzen. Sportverein oder Gastwirt freuen sich und kommen so „unters Wort“! Die Gläubigen kümmern sich um ihre Besucher und führen Glaubensgespräche. Plakate druckt der Copyshop viel besser! Christen drucken lieber Handzettel und drücken sich gern vor dem Zeugnis, stimmts?

Wer seine Hand am Fahrradlenker hat …

… sollte besser nach vorn schauen. Wer das andersrum probiert, fällt aufs Pflaster. Jesus wählte anschaulich den einscharigen Pflug. Die Furche wird schief, wenn ich nicht den Stecken dort vorn sehe, der mich orientiert. Ackerbau muss effizient sein!

Jesus will sagen: Seid klug, nutzt auch Technik. Wie erreichen wir möglichst viele Menschen? Paulus schrieb Briefe, erreichte hunderttausende wie heute per E-Mail oder Satellit. DVD für die Kranken oder Lifestream – heute ist vieles möglich. Es geht um verlorene Menschen und wie wir sie für Jesus gewinnen. Lasst uns Bequemlichkeiten ablegen, effektiv sein und mit Jesus mutig nach vorn schauen!

Fragen zum Gespräch
  • Was hindert uns daran, ungewöhnlich zu predigen? Z. B. den Predigtort an einen Acker verlegen. Jesus predigte mit praktischen Beispielen.
  • Welcher Reichs-Gottes-Typ bin ich? Eigen- und Fremdwahrnehmung können abweichen.
  • Was hält uns vom alltäglichen Zeugnis ab. Viele haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Ein Gemeinde-Seminar „Über den Glauben reden“ könnte helfen.

Reinhard Hoene, Pfarrer
Kirchberg (Jagst) – Gaggstatt

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