Texterklärung

Jesus beschreibt mit verschiedenen Beispielen, was es bedeutet, dass Christen im Reich Gottes zu Hause sind. Manche Bilder verwendet Jesus auch in anderen Zusammenhängen, um andere geistliche Wahrheiten zu zeigen, z. B. die Lichter, die an die Brautjungfrauen erinnern (Mt 25,1-13).

Bist du gespannt – oder angespannt? (Vers 35-40)

Jesus hat die Erwartung, dass seine Freunde sich startbereit halten. Das knöchellange Gewand wurde zum
Gehen oder Arbeiten mit einem Gürtel höhergebunden. Jesus zitiert wörtlich aus der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (2Mo 12,11), und erinnert seine Freunde daran: „So, wie sie vor dem Auszug aus Ägypten das Passafest startbereit gefeiert haben.“ Es scheint, als würden die Diener gespannt auf den Herrn warten, der erfüllt von einem brausenden Fest heimkommt und sich jetzt bedienen lassen will. Aber Jesus durchbricht die natürliche Logik: „Ja, wartet gespannt auf mich, denn wenn ich komme, will ich euch bedienen! Da könnt ihr glücklich sein“ (V. 37 und 38).

Das Warten auf Jesus versetzt seine Freunde auch in eine gewisse Anspannung, denn obwohl sie auf ihren
Freund warten, werden sie erschrecken, wenn der dann tatsächlich ankommt. Und es kann sich hinziehen, denn Jesus erwähnt die erste Nachtwache gar nicht (von dreien, vgl. Ri 7,19; die Römer teilten die Nacht in vier Wachen). Woher wird er kommen? Mit dem Stichwort „Menschensohn“ erinnert Jesus sie an Daniel 7,13f.: Der Menschensohn wird vom Thron Gottes kommen; dort hat der Allmächtige ihm alle Macht gegeben.

Fürsorglich leben (Vers 41-48)

Petrus erinnert sich noch, was Jesus über den Sinn der Gleichnisse sagte (8,10): „Euch ist’s gegeben, zu wissen die Geheimnisse des Reiches Gottes, den andern aber ist’s gegeben in Gleichnissen, dass sie es sehen und doch nicht sehen und hören und nicht verstehen.“

Aber wie soll er jetzt die Antwort von Jesus verstehen? Die eine Möglichkeit: „Kümmert ihr euch fürsorglich um die anderen Freunde. Ich habe euch die Verantwortung für sie übertragen.“ Aber die tiefere Wahrheit dahinter ist, dass Jesus selbst der treue und kluge Verwalter ist, dem der Vater die Verantwortung für seine Kinder gegeben hat. Dann kommen also alle, die an Jesus glauben, in den Genuss seiner Fürsorge. Und Jesus lässt seine Jünger nicht verkommen!
Er betet (Joh 17,12): „Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“ So, wie wir Christen von Jesus umsorgt werden, sollen wir als Verwalter, also in der Zeit seiner Abwesenheit, die anderen umsorgen.

Rettung und Gericht (Vers 49-53)

Mit „Taufe“ meint Jesus seinen Tod. Paulus schreibt (Röm 6,3): „Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf
Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?“ Das Feuer, das Jesus auf die Erde schleudern
will, deutet G. Maier (Edition C, Lukas II, S. 186) als „Gerichtsfeuer …, dann muss sich V. 49 auf die Wiederkunft beziehen“. Jesus nimmt mit seinem Tod das Gericht über die Sünde der ganzen Welt auf sich – wie schrecklich, wenn Menschen nicht bei Jesus ihre Zuflucht suchen, sondern das Gericht selbst tragen
wollen. Dadurch werden Familien zerrissen, weil die einen an Jesus glauben, die anderen aber nicht. Und doch kündigt Gott auch den Wegbereiter an (Lk 1,17): „Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit
der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist.“

Erwartung oder Befürchtung? (Vers 54-59)

Manche Beobachtungen wollen wir Menschen einfach nicht anerkennen, manche Erkenntnisse einfach nicht wahrhaben, weil wir daraus Konsequenzen ziehen müssten. Aber wer die schwarzen Wolken kommen sieht, ist selbst schuld, wenn er nass wird. Warum wollen Menschen sich nicht der Wahrheit stellen? Für Jesus ist es klar: Weil sie ihre Altlasten nicht bereinigen wollen. Dabei ist eine außergerichtliche Einigung allemal die bessere Lösung. Vergebung ist besser als Gericht. Wer auf den Himmel wartet, will seine Sünde nicht mitnehmen.

Fragen zum Gespräch
  • Wenn wir uns mit der Wiederkunft von Jesus beschäftigen: Wir informieren uns in der Bibel: Was wird sich ändern?
  • Wo brauchen Menschen unsere Fürsorge?
  • Was freut uns? Was macht uns Beklemmungen?
  • Worum wollen wir Jesus bitten?

Christoph Bacher, Gemeinschaftspastor

Diesen Beitrag teilen