Texterklärung
Jesus befindet sich immer noch im Haus des Pharisäers. Einer der Teilnehmer bricht in den Jubelruf aus: „Glücklich, der das Brot isst im Reich Gottes.“ Hiermit ist das messianische Freudenmahl am Ende der Tage, das ewige Leben, gemeint (Jes 25,6f.). Jesus widerspricht dem nicht, zeigt aber im folgenden Gleichnis die Realität: Alles ist liebevoll vom Hausherrn, von Gott, zum großen Fest und Abendmahl vorbereitet. Doch die geladenen Gäste versagen ihm die Wertschätzung.
Ein Fest, das ignoriert wird
Wieder dient Jesus die Fest- und Mahlgemeinschaft als Bild für das Reich Gottes. So ist das abendliche Bankett, von dem Jesus erzählt, schon lange angekündigt. Unmittelbar davor wird die Einladung wiederholt, eine letzte Erinnerung mit besonderer Höflichkeit: „Kommt jetzt, denn alles ist bereit.“ Nun aber sind die Geladenen nicht bereit. Alle entschuldigen sich, sie haben Wichtigeres zu tun. Der Acker, die Ochsen und die junge Frau verhindern den Festgenuss. Diese speziell „fadenscheinigen Argumente“ sind wohl auch an die Adresse der Pharisäer und Schriftgelehrten gerichtet. Denn mit den zuerst Geladenen sind die Glieder des erwählten Volkes Gottes gemeint, denen das messianische Reich verheißen war. Jesus zeigt, wie wenig dieses Vorrecht geachtet wird, in Gottes Königsherrschaft am Mahl teilzuhaben. Die Sünde der ablehnenden Gäste ist ihre Gleichgültigkeit oder auch ihre „Zeiteinteilung“. Arbeiten und Heiraten ist keine Sünde, aber wer Geschäftigkeit, Beruf und Familie über Gottes Einladung stellt, versündigt sich. Es gibt Momente im Leben, die kann man nicht verschieben. Als Noah aufrief, in die Arche zu kommen, waren sie auch nicht bereit. Danach aber war es zu spät. Die Geladenen haben den rechten Zeitpunkt verpasst.
Eine Liebe, die keine Grenzen kennt
Die geladenen Gäste kommen nicht. Dafür kommen nun andere in den Genuss des Banketts, die sonst nie die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Das Fest findet also trotzdem statt: Der Hausherr handelt nach der von Jesus gegebenen Regel (14,13): „Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Gelähmte und Blinde ein.“ Es sind solche, die „auf den Straßen und Gassen“ (V. 12) ihr Dasein fristen, auch Zöllner und Sünder. Gott hat keine Vorurteile. Sein Haus hat offene Türen, gerade für Behinderte und Verachtete. Mit denen „an den Landstraßen und Zäunen“ sind schließlich wohl die Heiden gemeint, an deren Rettung Israel nicht dachte. Der Herr im Gleichnis schickt seinen Knecht mehrmals hinaus, damit er die Plätze in seinem Haus besetzt bekommt. Gottes Haus „soll voll werden“. Darum lädt er immer wieder ein. Gott möchte auch uns als seine Freudenboten aussenden. Er will gerade die, die am Rande stehen, und die, die draußen sind. Durch das Gleichnis zeigt Jesus, dass er selbst das tut, wozu er im vorausgehenden Abschnitt schon aufgefordert hat: Er lädt die ein, die nichts zu bringen haben und die sich nicht revanchieren können. Bis heute sind das die rechten Kandidaten für Gottes Festmahl. Gott will auch uns! Es ist alles bereit: Lassen wir uns durch nichts abhalten!
Eine Entscheidung, die nicht warten kann
Überraschend spricht Jesus vom Zorn Gottes (V. 21) und zeigt damit einen ernsthaften Tatbestand: Wem die Arbeit über alles geht, verfällt ihr. Wo eine Ehe ohne Gott gestiftet wird, wird diese menschliche Gemeinschaft ohne Geborgenheit bei Gott. Wer die Gemeinschaft mit Gott meint entbehren zu können, wird sie zuletzt überhaupt nicht mehr erfahren. Für die zuerst Eingeladenen bleibt die Tür verschlossen (V.24). Heute ist Entscheidungszeit, morgen kann es zu spät sein.
Zugleich aber malt Jesus die ganze Liebe seines Vaters vor Augen: Er lädt weiter ein und will ein volles Haus haben. Er will durch Christus Errettete um sich scharen und sich mit ihnen freuen. Wer sich hier alles findet erstaunlich! Aber keiner derer, die geladen waren, wird das Fest des Lebens schmecken. Durch Sattheit schließen wir uns selbst von ihm aus. Gefährlich, wenn wir die Zeit nicht nützen. Noch ist Raum und Zeit. Gott hat alles getan, damit die Feier, die jeden Rahmen sprengt, stattfinden kann. Die Tür zu ihm und in sein Reich steht weit offen. Bleiben wir daran, „die Abhängigkeit von Gott als unser höchstes Glück zu begreifen“ (H. Bezzel), und leben wir entschieden in der Erwartung, dass „das Schönste noch kommt“ (F. Rienecker).
Fragen zum Gespräch
- Freuen wir uns noch über die Gewissheit der Annahme bei Gott und über einen Platz in seiner Nähe?
- Wie und nach welchem Maßstab sind unsere Prioritäten im Leben gesetzt?
Manfred Pfänder, Gemeinschaftspastor