Texterklärung

Löser/Loskäufer: Der nächststehende männliche Verwandte, der einem in Not geratenen Angehörigen
beizustehen hat. Dies kann durch die „Auslösung“ verpfändeten oder verkauften Grundbesitzes oder durch Freikauf aus Schuldsklaverei geschehen (3Mo 25,25.48-49). Den Namen des Verstorbenen erhalten/Schwagerehe: Wird eine Frau ohne Söhne zur Witwe, soll sie ihr Schwager heiraten. Der erste Sohn aus dieser Ehe gilt als Nachkomme des Verstorbenen, trägt seinen Namen und erbt seinen Besitz. So bleibt das Land im Besitz der Familie (5Mo 25,5-6).

Herr Soundso lehnt dankend ab

Boas fädelt die Ehe mit Rut über den „Loskauf“ geschickt ein. Seine Zuneigung zu ihr verschweigt er bei den Verhandlungen diskret. Aber er geht nicht den schnellen und leichten Weg, sondern den richtigen. Unter Zeugen spricht er mit Herr Soundso (V. 1 / Luther: „Mein Lieber“), der das Vorkaufsrecht für das „auszulösende“ Land hat. Bei diesem Angebot, seinen Besitz vergrößern zu können, willigt dieser gerne ein.

Dann eröffnet Boas ihm, dass er mit dem Kauf des Landes auch gesetzlich verpflichtet war, die Witwe zu
heiraten. Daraufhin tritt Herr Soundso von dem Kauf zurück und erklärt, dass er dazu nicht in der Lage
ist. Denn dies würde bedeuten, dass er zwei Familien ernähren müsste. Zudem würden nicht seine Kinder das erworbene Land erben, sondern der erste Sohn von Rut, der als Nachkomme ihres verstorbenen Mannes gelten würde.

Herr Boas sagt freudig „Ja“

Nun ist der Weg für Boas frei, das Land zu kaufen und Rut zu heiraten. Es wird ein Kaufvertrag geschlossen und mit der Übergabe der Sandale dokumentiert. Auch die Ehe mit Rut wird öffentlich, unter Zeugen und mit vielen Segenswünschen eingegangen. Bis der Segen in Form eines Nachkommen sichtbar wird, dauert es dann auch gar nicht lange. Gott schenkt Boas und Rut, die vorher 10 Jahre kinderlos geblieben ist, den kleinen Obed.

Auch für Oma Noomi ein Riesenglück und eine Aufgabe, die sie mit Freude, Stolz und Dankbarkeit erfüllte. Gott hat sie durch viele schwere Nöte hindurchgetragen und sie nun für alle sichtbar gesegnet. Es gibt keinen Grund mehr, sich „Mara“ – die Bittere (Rut 1,20) zu nennen. Jahre später wird aus dem kleinen Obed der Opa von König David. So stellt Gott die kleine und notvolle Familiengeschichte der Noomi und Rut in den großen Zusammenhang der Heilsgeschichte.

Herr Soundso wollte seinen Namen und sein Erbteil schützen. Segen und Wohlergehen bedeuten für ihn in erster Linie Wohlstand und Besitz. Heute kennen wir nicht einmal seinen richtigen Namen. Boas dagegen erkannte den Segen, der in einer liebenden Beziehung liegen kann und in einem Leben nach den Ordnungen Gottes. Heute steht sein Name als Teil der Geschichte Gottes mit unserer Welt nicht nur im Stammbaum von König David, sondern auch in dem von Jesus (Mt 1,5).

Das Buch Rut ist mehr als eine nette Liebesgeschichte von einem ausländischen Mädchen, das Glück hatte. Es ist ein faszinierendes Puzzleteil der Geschichte Gottes mit dieser Welt. Rut und Boas dürften sich dessen freilich nicht bewusst gewesen sein, was Gott aus ihrem Leben machen würde und welche gute Absicht er mit ihnen hatte. So erkennen wir auch oft erst im Rückblick die verschlungenen Wege und Segensspuren Gottes in unserem Leben.

Herr Jesus als mein Löser

Neben dem Stammbaum führt noch eine zweite Spur von Boas zu Jesus. Die Frauen haben es Noomi gesagt: „Gelobt sei der Herr, der dir zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat“ (V. 14). Der (Er-)Löser für unsere Zeit ist Jesus. Der Preis, den er auf Golgatha für uns bezahlt hat, ist um ein Vielfaches höher. Seine Retterliebe ist nicht mit menschlichem Verliebtsein zu vergleichen. Und das neue Leben geht weit über das Familienglück hinaus und ist ewiges Leben.

Durch Gottes Handeln ist Boas ein glücklicher und gesegneter Ehemann, Noomi keine bittere Witwe,
sondern eine erfüllte Oma. Und Rut hat als Moabiterin (5Mo 23,4) im Volk Gottes Heimat gefunden. Aus der kinderlosen Witwe wird eine Stammmutter von Jesus. Jetzt bleibt eigentlich nur noch die Frage: Was soll Boas mit einer einzelnen Sandale anfangen?

Fragen zum Gespräch
  • Was verstehen wir unter Segen und wie messen wir ihn?
  • Wie haben Rut und Noomi Gottes Wege erlebt? Und wie erleben wir sie (vgl. Jes 55,8-9)?
  • Wie haben wir Einbettung, Sicherheit und Geborgenheit (kurz Heimat) bei Gott und in der Gemeinde
    gefunden?

Samuel Trick

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