Texterklärung

In diesem Abschnitt kommen wir nun zu der Antwort Jesu auf die Frage, ob nur wenige in das Reich Gottes
kommen. Dieser Abschnitt wirft die Frage auf, wie viele Menschen es später einmal sein werden, die Teil haben werden am Reich Gottes. Diese Frage ist so alt wie Jesus selbst.

„Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ (Vers 23)

Wer so fragt, der hat die Sache mit Jesus bereits gut verstanden. Oder zumindest so viel begriffen: Das Reich Gottes ist nahegekommen und folglich rückt auch das Endgericht immer näher auf einen zu. Darüber hinaus hat der Fragende verstanden, dass nicht alle Juden Teil davon sein werden.

Diese Frage hat seit je her die Gläubigen beschäftigt. Gerhard Maier nennt in seinem Kommentar vier charakteristische Antworten auf diese Fragen: 1. Heiden und gottlose Juden werden nach Aussage der Qumran-Gemeinschaft nicht gerettet, sondern eben nur diejenigen, die das Gesetz erfüllen. 2. Nach dem Talmud hat ganz Israel Anteil an der kommenden Welt, wobei in dieser Auslegung Menschen mit schweren Sünden ausgeschlossen werden. 3. Die Aufklärungstheologie wiederum glaubt nicht an eine Verdammnis der Nichtchristen. Dass es überhaupt eine Verdammnis gibt, wird von vielen liberalen Theologen geleugnet. Was ist nun die richtige Antwort auf diese Frage?

Was sagt Jesus dazu?

„Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineinkommt!“ (V. 24). Diese Anweisung gilt allen Menschen. Sowohl den Jüngern als auch den Außenstehenden. Die Aussage Jesu beinhaltet drei entscheidende Hinweise: „Ringt darum“ – dieser Teil kann auch übersetzt werden mit „kämpft darum“. Folglich wird ohne Kampf niemand gerettet. Wie ernst wir diese Aussage Jesu nehmen sollten, zeigt uns 1. Timotheus 6,12. Dort fordert Paulus Timotheus auf, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Paulus selbst sagt am Ende seines Lebens von sich: „Ich habe den guten Kampf gekämpft“ (2Tim 4,7). Ein weiterer wichtiger Hinweis ist die „enge Pforte“. Wörtlich übersetzt: „die Tür“ ist „eng“. Folglich muss man sich bewusst dafür entscheiden, durch diese Tür hindurchgehen zu wollen. Die „enge Tür“ deutet zudem an, dass nicht jeder durch diese Tür passt. Damit weist Jesus darauf hin, dass nicht alle Menschen hinein kommen. Nicht vergessen sollten wir aber das Positive an der Aussage von Jesus! Es gibt tatsächlich eine Pforte. Es gibt eine Tür ins Reich Gottes. Ja, sie mag eng sein, aber das Entscheidende ist, dass es sie gibt und für jeden in dieser Welt zugänglich ist. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, ins Reich Gottes einzutreten. Nach Johannes 10,9 ist die Tür niemand anderes als Jesus Christus selbst.

Werden alle gerettet?

„Viele, das sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen und werden es nicht fertigbringen“ (V. 24).
Egal, wie wir es drehen und wenden, an dieser Stelle müssen wir festhalten, dass viele nicht gerettet werden. Scheinbar reicht es nicht aus, wenn einmal ein Versuch unternommen wurde, durch die enge Pforte zu kommen. Es genügt auch kein Experiment mit verschiedenen religiösen Erfahrungen. Was genügt? Das beharrliche Ringen! Jesus sagt in Johannes 10,9: „Ich bin die Tür“. Es ist also die entschlossene und beharrliche Jesusnachfolge, die uns ins Reich Gottes einziehen lässt.

Gibt es ein „zu spät“?

„Wer wird gerettet?“ – Diese Frage wurde bisher begrenzt durch die Enge der Pforte. Nun in Vers 25 lesen wir von einer zweiten Begrenzung. Diese Eingrenzung ist eine zeitliche. Jesus verdeutlicht diese Begrenzung auch durch das Gleichnis mit der Tür. „Wenn der … Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen … Er wird euch nur zur Antwort geben: Ich kenne euch nicht! Wer seid ihr?“ (V. 25). Was der Grund für das Aufstehen des Hausherrn ist, ob er von einer Hochzeit aufsteht, erfahren wir nicht in dieser Geschichte. Nur das eine ist klar, dass es einen Moment gibt, wo der Hausherr aufsteht und die Tür endgültig verschließt. Alle Bemühungen, nach dem Verschließen der Tür ins Haus zu kommen, nützen dann nichts mehr. An dieser Stelle lehnt der Hausherr, welcher kein geringerer ist als Jesus selbst, alle zu spät Kommenden ab.

Im nachfolgenden Vers 26 lesen wir davon, wie die Verspäteten sich um eine Öffnung der Tür bemühen. „Wer seid ihr? Weicht von mir!“ (V. 27). Die Antwort Jesu auf das Bitten und Flehen der Verspäteten in Vers 27 macht deutlich, dass es nach dem Verschließen der Tür keine weitere Möglichkeit mehr gibt, doch noch hineinzukommen. Es ist dann schlicht zu spät! „Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein und es sind Erste, die werden die Letzten sein“ (V. 30). „Siehe, ich komme bald, halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme!“ (Offb 3,11)

Raphael Schmauder, Landesjugendreferent

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