Vertrauen gestern

In der Vergangenheit wurde mein Vertrauen auf Gott in jeder Situation oft herausgefordert und ich kann dankbar sagen: In wieviel Not hat der gnädige Gott, über mir Flügel gebreitet! In vielen Situationen musste ich Glauben und Vertrauen immer wieder lernen, denn „das allein bedeutet Glauben, buchstäblich keinen Boden unter den Füßen und keine Kraft in sich selbst zu haben und dennoch zu vertrauen“ (Manfred Hausmann).

Jahrelang war ich in der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit in Kenia, Somalia, Äthiopien und Myanmar unterwegs. In Kenia arbeitete ich in einer kleinen Gesundheitseinrichtung in der entlegenen Halbwüste im Südosten des Landes. Die Ormas sind Halbnomaden und Moslems. An einem Sonntagnachmittag wurde ich zu einem kleinen, schwer kranken Mädchen gerufen. Vor der Hütte saßen mit ernsten Gesichtern die Dorfältesten und der Iman. Das Mädchen war seit Wochen krank, die Eltern riefen zuerst die traditionellen Heiler und als sich der Gesundheitszustand immer mehr verschlechterte, die Ältesten und den Imam, um zu beten. Das Mädchen lag bewusstlos mit hohem Fieber in der Hütte. Ich hatte weder Infusionen noch Zäpfchen, was in dieser Situation so dringend notwendig gewesen wäre, und konnte nur versuchen, mit Wadenwickeln das Fieber zu senken. Letztendlich konnte ich einzig und allein auf Gottes Eingreifen vertrauen. Die Anfrage, zu Jesus Christus, dem Messias, beten zu dürfen, wurde bejaht. Keine fünf Minuten nach dem Gebet öffnete das Mädchen die Augen und fing an zu weinen. Ein Raunen ging durch die Hütte, ein Wunder war geschehen! Das Mädchen hatte Malaria und nun konnte ich ihr die Medikamente verabreichen.

Glauben und Vertrauen, als

  • wir von Banditen im Ormaland überfallen wurden.
  • Al-Shabab-Milizen im Nordosten von Kenia eine Granate auf unseren Compound warfen.
  • ich durch gefährliche Gebiete fuhr, in denen „Shiftas“ (berüchtigte Banditen) ihr Unwesen trieben.
  • Hautkrebs bei mir diagnostiziert wurde.
  • ich mehrere, schwere Erdbeben erlebte.
  • Wir so oft bei nationalen Flügen mit ausrangierten Flugzeugen, die eigentlich gar nicht zulässig sind, unterwegs waren.
Vertrauen heute

Ende 2017 kam ich an die Divine Word University nach Madang (Papua-Neuguinea), um einen Masterstudiengang aufzubauen. Alles lief sehr gut, ich erstellte das Curriculum und der Studiengang wurde von allen Universitätsgremien genehmigt. Die Vorbereitungen auf das erste Semester liefen auf vollen Touren. Doch dann weigerte sich eine Kollegin, Epidemiologie zu unterrichten.

Für dieses Fach kann nicht kurzfristig jemand gewonnen werden, zumal Dozenten eine Promotion vorweisen müssen. Mein Vertrauen, dass ich am richtigen Platz bin, war wieder gefragt. Während einer Konferenz in Australien lernte ich eine Professorin kennen, die sich bereit erklärte, unentgeltlich dieses Fach zu unterrichten! Ein Wunder!

Ein Jahr später dasselbe. Ein Kollege unterrichtete Gesundheitsökonomie nicht mehr. Das bedeutete, den Studiengang zu evaluieren, etwas umzustellen, was wieder von allen Gremien genehmigt werden musste. Nach wie vor herrschte akuter Personalmangel. Das scheint hier ein Muster zu sein. Es ist extrem schwierig, geeignete Kolleginnen und Kollegen mit einer Promotion zu finden, was wiederum für mich bedeutet, mehr Fächer zu übernehmen.

Wie gut, dass ich meine Sorgen und Ängste im Gebet vor Gott bringen kann.

Dr. Elisabeth Schüle

Oft plagen mich Ängste, zu versagen, falsche Entscheidungen zu treffen, den vielen Herausforderungen von Lehre und Forschung nicht gerecht zu werden. Mich plagen Ängste vor Ablehnung, da ich als ‚white skin‘, Weißhaut, in einer männerdominierten Schamkultur leicht falsch verstanden werden kann und ich jemand bloßstelle. Dann ist da die Einsamkeit. Als Single bin ich allein in der Welt unterwegs. Trotz freundschaftlichen Beziehungen zu einigen Kolleginnen bin ich oft allein. Wie gut, dass ich meine Sorgen und Ängste im Gebet vor Gott bringen kann und wie tröstlich ist die Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13).

Vertrauen morgen

Am Anfang des Jahres beschäftigte ich mich mit Lukas 10,38-42. Marta öffnete Jesus ihr Haus und war eine hervorragende Gastgeberin. Sie tat, was von Familie und Gesellschaft erwartet wurde und sorgte für das leibliche Wohl ihrer Gäste. Doch Jesus sagte zu Marta: „Marta! Marta! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge, eins aber ist nötig“ (Elberfelder Übersetzung). Genau das gilt für mich persönlich, ich arbeite sehr viel und versuche meinen Aufgaben gerecht zu werden. Jesus sagt auch zu mir: „Elisabeth,
Elisabeth, du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge. Eins aber ist nötig, schau auf mich, vertraue mir in allen Lebenslagen, der Auferstandene hält auch die Fäden in deinem Leben in seiner Hand, führt und leitet dich, was auch immer kommen mag.“ Darauf setze ich mein Vertrauen: Jesus Christus, gestern,
heute und in alle Ewigkeit!keit. Was für ein Vertrauen, das Jesus auch in uns setzt!

Dr. Elisabeth Schüle, Madang, Papua Neuguinea

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