Lass mich gehen

Der obdachlose Mann am Abgang der S-Bahn-Station.
Die Nachbarin, der ich im Treppenhaus begegne.
Ich grüße, manchmal werden ein paar Worte gewechselt.
Und dann dein „Gehet hin in alle Welt“, Herr!

In der Fußgängerzone kreativ evangelisieren?
Das ist nicht meine Gabe.
Vielleicht fehlt mir auch nur der Mut.

Und doch – ich will dir vertrauen, Herr, dass du mich (los)gehen lässt.

Schenke mir den offenen Blick für die Menschen, denen ich täglich begegne.
Lass mich mit dem Herzen zuhören, was hinter der beiläufig ausgesprochenen Äußerung steckt.

Ich will dir vertrauen, Herr, dass du mich (los)gehen lässt.

Eine Kleinigkeit für den obdachlosen Mann, verbunden mit einem Segensgruß.
Mich im Alltag aufhalten lassen, um genauer hinzuhören und nachzufragen.
Erzählen, woher ich die Kraft nehme, auch in schweren Zeiten Halt zu finden.

Ich vertraue dir, Herr, dass du mich (los)gehen lässt!

Ute Mayer
Vorstandsassistentin und Mitglied der Württ. Landessynode

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