Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Ich bin ein Geschichtensammler. Neulich passiert es wieder. Eine Frau sagt mir: „Da hat Gott zu mir gesagt, mach es so …“ Ich werde neugierig: „Wie hast du das erlebt? Wie hat Gott so konkret zu dir gesprochen?“ Ich bin gespannt – und werde enttäuscht. Denn es bleibt bei einem „Eindruck“ und einem „Gefühl“.

Wie ist das bei mir? Und so sinne ich über den Heiligen Geist nach. Ja, es ist immer auch subjektiv – auch bei mir. Denn ich bin es, der darauf vertraut, dass der Heilige Geist mein Seufzen zu einem Gebet macht, welches vom Vater erhört wird (Römer 8). Und ich bin es, der davon erzählt, dass es der Heilige Geist ist, der mich glauben und handeln lässt (Erklärung Luthers zum 3. Glaubensartikel und 1Kor 12,3). Einer der alten Kirchenväter (Bernhard von Clairvaux I 1090-1153) hat das so formuliert: „Tatsächlich ermahnt er, bewegt er, lehrt er (der Heilige Geist). Er ermahnt das Gedächtnis, lehrt den Verstand und bewegt den Willen“.

Ich lese, und werde ergriffen. „Das gilt mir, heute, jetzt!“ Ein Wunder, wie der altgnädige Gott in meinen Alltag hineinredet. Danke, Heiliger Geist!

Matthias Hanßmann
Heiliger Geist im Alltag

Okay, ich will mich in einem Editorial nicht in systematisch-theologische Erklärungen flüchten. Daher vielleicht so: Neulich war eine der endlos langen Synodalsitzungen. Kontrovers ging es zu. Wir kamen nicht weiter. Da meldet sich ein Mitglied zu Wort. Ein kurzer und wenig emotionaler Beitrag – doch wir alle merken auf. „Das ist es“, sagt einer. Und wir alle stimmen zu: Erlebte Einheit im Heiligen Geist – im Sitzungsalltag. Ein anderes Beispiel: Eine Kollegin ist tief depressiv. Ich mache mir Sorgen um sie. Gerade jetzt. Hoffentlich tut sie sich nichts an. Ich bete: Herr, zeige mir, wo sie ist, damit ich helfen kann. Da sehe ich sie förmlich vor mir – auf einer Bank sitzen. Ich kenne den Ort, gehe dort hin, und wir können gut miteinander reden. Davon könnte ich noch mehr erzählen. Doch halt: Ist der Heilige Geist nur in besonderen Momenten zu erleben? Mir wird unwohl, zumal ich das Gefühl kenne, wie ich durch die großartigen Geschichten der anderen immer mutloser werde. Und doch wünsche ich mir die Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, die mich verändern. Da fällt mir ein: Wie steht es denn um das „inspirierte Wort“? Lässt Gott sich nicht auch lesen und verstehen? Ist der Heilige Geist nicht auch ein Übersetzer, der uns
das Wort Gottes verständlich macht? Ich schlage die Bibel auf, das alte Buchstabenwort, durch Gottes Geist getrieben und als Buch des Lebens gesammelt und im Geist Gottes getränkt. Ich lese, und werde
ergriffen. „Das gilt mir, heute, jetzt!“ Ein Wunder, wie der altgnädige Gott in meinen Alltag hineinredet. Danke, Heiliger Geist!

Schließich noch zum Schmunzeln: Meister Eckhardt (1260-1328), Theologe und Pädagoge seiner Zeit, hat erfrischend schön beschrieben: „Der in Gott versetzte Mensch wird von Freude durchkitzelt, in allem, was er tut uns lässt.“ Es wird Pfingsten: Die unsichtbare Macht bringt mich zum Lachen …

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann,
Vorsitzender der Apis

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