Was Gottes Trinität mit Gebet zu tun hat

„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Viele Gottesdienste beginnen mit dieser trinitarischen Formel. Gleich zu Beginn wird deutlich: Wir beten nicht zu irgendeinem Gott, sondern zu dem dreieinigen Gott. Gott ist einer – und doch drei. Doch ist das alles nicht ziemlich theoretisch und fern von der eigenen Lebenswelt? Im Gegenteil. Die Trinität Gottes zeigt nicht nur das Geheimnis des Wesens Gottes, sondern wirft auch ihr ganz eigenes Licht auf das persönliche Gebetsleben.

Manchmal gibt es Phasen im Leben, da wirkt das eigene Gebetsleben – man verzeihe mir den Vergleich – wie ein alter Oldtimer. Ziemlich wertvoll, aber manchmal stottert der Motor. Doch was geschieht, wenn er stehen bleibt? Was, wenn ich einfach keine Worte mehr habe? Wenn meine Gebete sich nur nach Selbstgesprächen anfühlen?
Wie gut ist es da zu wissen, dass der Heilige Geist für uns eintritt. Paulus schreibt: „Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich‘s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem
Seufzen.“ (Röm 8,26). Gott kennt sich mit Worten aus. Jesus Christus selbst ist das Wort (Joh 1,14). In seinem Namen beten wir (Joh 14,13). Gebet findet also bereits in der Kraft des Wortes Gottes statt. Das hat Folgen: Wenn unsere eigenen Worte so klein wirken, dann bringt sie der Heilige Geist mit unaussprechlichem Seufzen für uns ein.

Die Dreieinigkeit Gottes garantiert unserer eigenen Sprachlosigkeit Worte. Das nehmen wir selbst nicht
immer wahr, denn es ist Gottes Werk. Ich muss also kein Sprachprofi sein, um beten zu können. Gott selbst ist der Sprachprofi – denn das ist durch die Trinität schon in seinem Wesen angelegt.

Nun stellt sich die Frage: Sollen wir Christen eigentlich zum Vater, zu Jesus Christus oder zum Heiligen Geist beten? Die Antwort ist: Der Empfänger ist immer derselbe. Die Botschaft kommt an. Jedoch zeigt sich mir je nach Ansprache immer eine ganz eigene Facette Gottes. Etwa die Allmacht und Ehre des Vaters, die hingebungsvolle Liebe des Sohnes, die Wahrheit und Kreativität des Heiligen Geistes. Durch seine Dreieinigkeit zeigt Gott mir seine unterschiedlichen Seiten auf. Auch die Seiten, die ich vielleicht gar nicht auf dem Schirm habe. Das schärft den Blick auf Gott immer wieder neu. Das Gebetsleben bekommt neue Inspiration und Kraft. Denn sind wir mal ehrlich, so einen Oldtimer bringt so leicht nichts von der Strecke.

Clemens Hanßmann ist Vikar in Magstadt

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