Texterklärung

Die Namen der beiden Söhne von Mose und Zippora erzählen die Familien-Geschichte: Gerschom bedeutet „Ich bin Gast und Fremdling (Flüchtling)“; Elieser steht für „Gott ist meine Hilfe“. Das Glaubenszeugnis von Mose („Nicht, was ich getan habe, sondern was Gott Großes getan hat!“) weckt den Glauben Jithros und führt zum Lob Gottes. Der fremde Blick von außen (V. 13ff.) hilft Mose, seine Berufung zu leben – auch so wirkt Gott. Zur fruchtbaren (professionellen) Begleitung gehört auch das Loslassen (V. 27). Das gilt besonders für Schwiegereltern.

Lasten zu teilen, Verantwortung zu übertragen und Mitarbeitern zu vertrauen sind drei elementare Prinzipien geistlicher Leitung
Teile die Last

Mose nimmt seine Berufung sehr ernst und meint es gut, doch sein Schwiegervater analysiert: „Du überforderst dich und damit auch das Volk.“ Die Gefährdung seines Leitungsamtes ist, dass er seine Berufung nicht mit anderen teilt. Er macht sich und seine „Gemeinde müde“. Und das Wichtigste bleibt auf der Strecke: das Reden mit Gott. Jithro entwickelt ein bis heute bewährtes Begleitprogramm: „Train the Trainer“, würden wir heute sagen. Durch Berufung und Schulung geeigneter Menschen wird Mose seiner Aufgabe gerecht. Die Last wird auf viele Schultern verteilt und verliert damit die Macht der Überforderung.

Übertrage Verantwortung

Dieses Erfolgsmodell gelingt aber nur durch ein paar Voraussetzungen:

  • Der Leiter Mose ist bereit, sich den Rat von außen anzuhören. Auch nicht-christliche Ratgeber können mit ihrem Sachverstand wichtige Impulse für die christliche Gemeinschaft (Erziehung, Bildung, Leitung, Seelsorge …) geben. Beratungsresistente Verantwortliche werden ihrer Aufgabe nicht gerecht.
  • Strukturen und Aufgabenklarheit sind durchaus auch Wirkung des Heiligen Geistes. Sie müssen natürlich der Sache dienen. Verantwortliche Leiter definieren Aufgaben und grenzen sie ab.
  • Geistliche Leitung ist keine „One-Man-Show“ – hier ist Paulus mit seiner Gabenlehre und seinem Bild vom lebendigen Leib Christi unser Lehrmeister. Auch in der Seelsorge und anderer Lebensbegleitung gilt das Jithro-Prinzip: Allein machst du dich müde und hilfst den Menschen nicht. Geistliche und organisatorische Aufgaben definieren und sie dann miteinander teilen, ist ein biblisches Prinzip geistlicher Gemeindeleitung.
  • Mose scheint gegen Kritik (sogar gegen Kritik des Schwiegervaters!) nicht immun zu sein. Er nimmt sie nicht persönlich, sondern lässt sich von der Frage leiten, was seiner Berufung dient. Nach nüchterner Prüfung nimmt er den Rat Jithros an.
  • Was nicht zur Tat wird, hat keinen Sinn. Mose lässt sich nicht auf endlose Diskussionen ein, sondern setzt das um, was ihm geraten wird.
  • Jithro handelt als Berater auch verantwortlich. Nachdem er seinen gut durchdachten Rat an Mose weitergegeben hat, verabschiedet er sich und traut seinem Schwiegersohn zu, dass er daraus das Richtige macht. Hier gibt es keine Abhängigkeitsverhältnisse – Mose kann in großer Freiheit das umsetzen, was er für sich verstanden hat.
Vertraue deinen Mitarbeitern

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mose installiert in seiner Gemeinde ein faszinierendes System, in dem niemand allein bleibt. Keine und keiner wird aus den Augen verloren. Jede und jeder hat einen Begleiter. Dieses seelsorgerliche Schneeballsystem finde ich faszinierend – für beide Seiten. Niemand in der Gemeinde oder Gemeinschaft wird übersehen – für jeden wird gebetet und für jeden gibt es eine offene (Gesprächs-) Tür. Ein geniales Mitarbeiter-Gewinnungsmodell ist dieses Prinzip ohnehin. Christen entdecken ihre Gaben und setzen sie ein. Alle übernehmen Verantwortung für das große Ganze. Das Jithro-Prinzip kann in jeder Gemeinde und Gemeinschaft umgesetzt werden. Es ist auch ein geniales Mitarbeiter-Begleit-Modell. Dafür braucht es aber achtsame Verantwortliche, die das Ziel vor Augen haben und sich beraten lassen, wie alle in der christlichen Gemeinschaft für dieses Ziel gewonnen und
beteiligt werden können.

Mit dem Jithro-Prinzip gelingt nicht nur Seelsorge oder die Organisation unserer Angebote – es dient auch der Kommunikation des Evangeliums. Wie wäre es, wenn alle Mitglieder unserer Gemeinschaft eine Liste von 10 Namen ihres Ortes erhielten, für die sie täglich beten und sie ab und zu mal zum Kaffee einladen oder besuchen – und dabei fröhlich wie Mose von den großen Taten Gottes erzählen?

Fragen zum Gespräch

  • Was gefällt mir am Jithro-Prinzip?
  • Wo sehe ich Schwierigkeiten?
  • In welchem Bereich in unserer Kirchengemeinde oder Gemeinschaft könnten wir das Jithro-Prinzip entfalten?
  • Wo könnte meine Rolle darin sein?

Hans Veit
Pfarrer i.R.

EXODUS – Wage den Aufbruch

Hier findest Du alle Unterlagen zum Text aus unserer Reihe „EXODUS – Wage den Aufbruch“

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