Texterklärung

Mara: Der Ortsname ist dem hebräischen Wort für „bitter“ (mar) sehr ähnlich (von daher in manchen Übersetzungen „Bitterbrunnen“). Manna: Viele Ausleger sehen darin einen Stoff, der von Läusen durch die Umwandlung des Pflanzensaftes der Tamariske hergestellt wird und diesen Sträuchern wie Tautröpfchen anhaftet. Durch Hitze wird das Manna flüssig. Die Bezeichnung „Manna“ leitet sich von der hebräischen Frage „Was ist das?“ (man hu) ab (vgl. 16,15). Wachteln: Kleine (Zug-)Vogelart, die in Schwärmen auftritt. Die Vögel fliegen bei Erschöpfung oft dicht über dem Boden und lassen sich deshalb leicht einfangen.

Es kann mit Murren beginnen

Gerade noch waren die Israeliten mit Gottes Hilfe dem Pharao und den Fluten des Schilfmeers entronnen, doch schon kurze Zeit später macht sich Unzufriedenheit breit. Sie erleben Durststrecken und Wüstenzeiten und „murren“ (15,24; 16,2). Ihre Rebellion trifft zunächst Mose und Aaron – doch nicht als Privatpersonen, sondern als Beauftragte Gottes. Ihre Unzufriedenheit gilt letztlich Gott selbst, wie es Mose später einordnet (V. 8). Mose gibt diese Klage an Gott weiter und tritt fürbittend für sein Volk ein (15,25; vgl. 17,4; 32,11ff.). Er bringt das Problem dem, der die Macht hat, es zu lösen. Wir dürfen Gott sagen, was uns unter den Nägeln brennt, ganz offen und ehrlich, auch klagen – für uns selbst und für andere. Bringen wir es dem, der mit sich reden lässt, der alle Macht hat zu helfen und der das Beste für uns will.

Gott gibt sich zu erkennen, indem er Durst und Hunger stillt

Moses Gebet bleibt nicht ungehört. Gott reagiert auf den vermittelten Hilferuf und verspricht den Israeliten Rettung. Und er tut, was er sagt – auch auf dem Weg durch die Wüste: Er versorgt sie mit Wasser, Brot und Fleisch. Doch es geht ihm nicht nur darum, seinem Volk den Bauch zu füllen. Seine Hilfe zielt tiefer: Sie sollen erkennen, „dass ich, Jahwe, euer Gott bin“ (16,12). Gott gibt sich durch sein Handeln zu erkennen. Er sucht die Beziehung zu uns. Er möchte nicht nur als Wundertäter bestaunt werden, sondern wirbt um eine bleibende Gemeinschaft.

Gott wirbt um Vertrauen

Die Israeliten erfahren, dass Gott ihnen genug gibt – jeweils genug für einen Tag (16,16-21). Im Vaterunser hat uns Jesus zu beten gelehrt: „unser tägliches Brot gib uns heute“. Ja, Gott erlaubt und verordnet ihnen sogar einen Tag, an dem die Arbeit ruhen darf und ruhen soll (16,22-30). Glauben heißt, jeden Tag neu auf Gott zu vertrauen – und zu erfahren, dass er das gibt, was wir zum Leben nötig haben. Auf diesem Weg mit Gott gibt es keinen Punkt, an dem wir sagen könnten, dass wir erwachsen sind und unseren Vater nicht mehr brauchen. Als Menschen auf dem Weg mit Gott bleiben wir unser Leben lang auf ihn angewiesen. Dass neben dem Vertrauen gegenüber Gott auch der Gehorsam eine Seite des Glaubens ist, wird in Vers 25b.26 angedeutet.

Jesus nimmt die alttestamentliche Begebenheit von der Speisung mit dem Himmelsbrot auf und führt sie weiter. Gott hat nicht nur für das Überleben seines Volkes auf der Wüstenwanderung ins gelobte Land gesorgt. In seinem Sohn Jesus Christus bietet er uns allen sein Himmelsbrot an. Er möchte, dass unser Lebenshunger umfassend gestillt wird. So sagt Jesus von sich selbst: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“ (Joh 6,30-59, Zitat aus V. 51)

Manchmal beginnt es – und das ist bei uns, wenn wir ehrlich sind, auch immer wieder so – mit Murren und Klagen, mit Aufbegehren gegen Gott. Und damit darf es auch beginnen. Und dann, immer wieder, machen wir die Erfahrung: Gott erhört das Gebet derer, die ihn bitten. Er gibt uns das, was wir zum Leben brauchen. Er erweist sich als der Lebendige. Er wirbt um unser Vertrauen und lässt uns erfahren: Er gibt genug. Es reicht – Tag für Tag, für einen Ruhetag in der Woche, für ein ganzes Leben und am Ende sogar für das Ewige Leben.

Fragen zum Gespräch

  • Welche Durststrecken und Wüstenzeiten beschäftigen uns gerade? Was gibt uns Grund zum „Murren“, Jammern und Klagen? Erzählen wir einander, was uns unseren Weg gerade schwer macht. Und dann: Beten wir füreinander (wie Mose und Aaron …).
  • Wo haben wir Gottes Hilfe erfahren? Wo hat er sein Wort gehalten? Geben wir einander Anteil an diesen mutmachenden und glaubensstärkenden Erfahrungen. Bringen wir auch unseren Dank vor Gott (Warum soll es neben der Fürbitte nicht auch Fürdank geben …?).

Hartmut Bosch
Pfarrer in Bempflingen

EXODUS – Wage den Aufbruch

Hier findest Du alle Unterlagen zum Text aus unserer Reihe „EXODUS – Wage den Aufbruch“

Diesen Beitrag teilen